Krista Detor

'Mal was anderes als der übliche 4-Minuten Popsong'

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 05.04.2010
Stil: Singer-Songwriter, Roots

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Krista Detor
Mal was anderes als der übliche 4-Minuten Popsong, Interview

Mit ihren bisherigen zwei Alben hat sich Krista Detor eine mehr als solide Reputation innerhalb des Roots-Zirkels erspielt.
Nun schickt sie sich an, mit ihrem neuesten Longplayer ("Chocolate Paper Suites") ein wenig mit den Koventionen zu brechen. Eine interessante Frau, die stets auf der Suche nach dem richtigen Wort und dem richtigen Ton, die Welt umreist, und dieser Tage auch einige wenige Abende auf deutschen Bühnen verbringen wird.

05. Apr 2010, 20:00 - Music Star, Norderstedt, Hamburg
07. Apr 2010, 20:00 - Radio Bremen at Schlachthof - Show and Live Broadcast, Bremen
08. Apr 2010, 20:00 - Feinkost Lampe, Hannover
14. Apr 2010, 20:00 - Kulturrampe, Krefeld

kristadetor04

HoM: Krista, wie geht´s Dir denn? Hast Du Deinen Schnupfen endlich überwunden?

KD: Ich schätze, ich hab's jetzt so langsam überstanden, nur noch so'n bisschen Nasentriefen. Die Viren im Mittleren Westen hatten es dieses Jahr sehr leicht mit mir.

HoM: Es gab doch sicher ein Leben vor der Veröffentlichung deines Debuts "Mudshow". Was hast Du gemacht? Erzähl uns doch ein wenig über deinen musikalischen Werdegang.

KD: Nun, vor der Mudshow-Veröffentlichung war mein Leben schon etwas anderes. Ich habe immer schon geschrieben, hatte tagsüber aber auch einen richtigen Job, war dabei aber nie sonderlich glücklich. das Leben war ruhiger, ich reiste natürlich weniger, obwohl ich auch oft unterwegs war. Seit "Mudshow" bin quasi nur noch unterwegs, bin ständig online, Networking nennt man sowas ja heutzutage, promote meine Shows, gebe Interviews, blogge, tweete und mache all diesen typischen Unsinn, um Musik zu promoten.
Ich habe mit 7 Jahren angefangen, Klavier zu spielen und nahm 5 Jahre lang Unterricht. Dann begann ich mich selbst auf dem Klavier zu begleiten und sang Popsongs, die ich mochte. Ich habe viel Musiktheater gemacht. Du wirst es nicht glauben, aber in der High School spielte ich die Maria in 'The Sound Of Music'. Und dann bei der Casting Party wurde ich als die "am wenigsten nach einer Nonne aussehenden Person" gewählt. Nach der Schule ging ich zur Universität und absolvierte eine klassische Klavierausbildung. Anschließend gab ich Klavierunterricht und arbeitete als Regisseurin beim Musiktheater.

HoM: Deine Arbeit ist recht stark von Dichtung und Poesie bestimmt. Was bedeutet dir Literatur im Allgemeinen, bzw. Dichter und Schriftsteller im Speziellen?

KD: Okay, ich lese schon 'ne ganze Menge und ich muss zugeben, dass ich im Laufe meines bisherigen Lebens Unmengen von Poesie und Gedichten verschlungen habe. Irgend etwas am geschriebenen Wort versetzt mich in Schwingungen und stellt automatisch eine Verbindung zur Musik her. Das kann eine ganz objektive Erfahrung sein - Dichtkunst und Literatur - die Bilder, die Du heraufbeschwörst übertragen sich auf alle möglichen Szenarios, manchmal bildet man sich ein, selbst in der Geschichte zu stecken. Jedenfalls kommen bei mir die Worte immer zuerst, später dann erst die Musik.

HoM: Dein neues Album "Chocolate Paper Suites" wird durch die Arbeiten des Spaniers Garcia Lorca und des Walisers Dylan Thomas inspiriert. Was ist an deren Kunst so faszinierend?

KD: Lorca ist einer meiner Lieblingsdichter, seine bildhafte Sprache ist ganz famos und packend. Jedesmal wenn ich ihn lese, hinterlässt es ein erhabenes Gefühl in mir. Im Allgemeinen mag ich den Surrealismus, im Film, in der Malerei, sowie in der darstellenden Kunst. In Lorcas Gedichten gibt es z.B. einen Vers, der sich mit einem Schokoladenpapierkleid befasst, diese Idee hat mein komplettes Album befeuert. Diese Idee von so etwas Flüchtigem, Vergänglichem und Süßem... eine Sache, die sozusagen zu einem Fluß dahinschmelzen könnte, korrelierte in meinen Gedanken mit dem Leben an sich: kurz und süß, letztendlich dahinschmilzen ins Nichts. Man sollte also jede Minute seines Lebens auskosten.
Dylan Thomas' "Do Not Go Gentle Into That Good Night" inspirierte mich zu einem einzigen Song auf dem Album. Im Allgemeinen ist Thomas kein großer Einfluss für mich (dann schon mehr der Ire William Butler Yeats), eben nur diese eine Idee hinsichtlich der Selbstbestimmung, will sagen, die Art und Weise wie man lebt und wie man stirbt selbst zu bestimmen.

HoM: Was bedeutet das Schreiben für Dich? Was ist dein Ziel dabei? Schreibst Du, um deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen oder möchtest Du eher dem Publikum gefallen und Anerkennung einheimsen?

KD: Ich schätze, jeder Schriftsteller oder Songwriter wird dir sagen: Es ist ein Zwang. Deine Muse spricht und du hörst einfach zu. Und wenn du dich in der absolut richtigen Phase befindest, tja, dann gibt's keine bessere Droge. Ein echter Freudentaumel. Letztendlich versuchen wohl alle Schreiber diesen Taumel erleben, diese große Befriedigung, wenn die Worte einfach wie von selbst fließen. Und die öffentliche Anerkenung seitens des Publikums ist nur noch mal eine herrliche Zugabe.

HoM: Deine "Chocolate Paper Suites" sind eine sehr komplexe Arbeit. Erzähl uns doch bitte etwas über den Enstehungsprozess. Wie lange dauerte es vom Entwickeln erster zarter Ideen bis hin zum endgültigen Mix des Albums? Und welche Rolle spielte David Weber (Produzent) dabei?

KD: Es dauerte ungefähr ein Jahr, um dieses Projekt zusammenzufügen - die Suiten zu schreiben - um den Zusammenhang herzustellen. Das Schreiben als solches war ja, wie gesagt, von Lorcas "Chocolate paper Gown" Idee inspiriert. Das war dann auch die erste Suite. Es kam mir in den Sinn, größere musikalische Ideen zu kreieren, mal was anderes als den üblichen 4-Minuten Popsong zu machen. Wir werden doch alle ziemlich eingeschnürt von den Zwängen des Musikbusiness und dessen Erwartungen. Also entschloß ich mich, mich nicht mehr weiter um diese Erwartungshaltung zu kümmern.

HoM: Was bedeutet Dir Reisen?

KD: Zunächst einmal eine Menge Arbeit - aber auch eine Menge erstaunlicher Leute kennenzulernen, die Welt zu sehen, Dinge zu essen, die ich nie zuvor gegessen habe, überall neue Freunde zu finden. Heute z.B. bedeutet es, in Nordirland aufzuwachen und festzustellen, dass, egal wo Du auch hingehst, die Leute letztlich alle recht gleich sind: alle wollen nur glücklich mit dem sein, was sie gerade tun. Und außerdem, das Frühstück in den europäischen Hotels ist immer besser als das in den amerikanischen.

HoM: Wie sieht denn ein ganz normaler Krista Detor Tag aus, wenn Du nicht gerade auf Tour bist?

KD: Tja, warte mal... eine Menge Zeit verwende ich darauf, mit verschiedenen Ländern zu sprechen, um meine Musik zu promoten, Verabredungen zu treffen, Interviews zu koordinieren etc.
Im weiteren Verlauf des Tages treffe ich mich eventuell mal mit Freunden zum Essen. Dave (Kristas Partner und Produzent; Anm. der Red.) und ich haben einen großen Freundeskreis hier in Bloomington (Indiana), daher gibt es immer irgendwelche gesellschaftlichen Verpflichtungen. Außerdem mag ich Filme, so leihen wir uns hin und wieder ein oder zwei Filme aus. Wenn ich nicht auf Tour bin, versuche ich, so wenig wie möglich zu fahren. Im Sommer arbeite ich in meinem Garten, gebe schon mal 'ne Party und genieße den wunderbaren Sommer von Indiana.

HoM: Ich wette, Du hast neben der Musik noch andere Interessen?

Klar, ich male ein wenig, besuche Prosa-Kurse, ich liebe es zu kochen, weil es mich sehr entspannt. Wir haben zu Hause viele Obstbäume, Weinreben, Himbeeren, Brombeeren; wir leben am Waldrand, also gibt's dort auch eine Menge Pilze, die wir sammeln und kochen. Dann mag ich auch Outdoor-Aktivitäten, wie Kayak- oder Kanufahren, und verbringe, wenn möglich, eine Menge Zeit mit Freunden.

HoM: Stell Dir vor, Du besäßest eine Zeitmaschine und hättest die Chance in irgendeine frei wählbare Zeitepoche zu reisen. Was wäre Dein Ziel?

KD: Dann würde ich ganz bestimmt ins mittlere 19. Jahrhundert reisen, wenn möglich in die Nähe der aristokratischen Zirkel, um dann in der Gesellschaft von Beethoven und Brahms zu landen, meinen beiden Lieblingskomponisten, ich mag einfach die Musik dieser Zeit.
Die Lyrik von Byron und Shelley und ihre ganzen romantischen Verstrickungen. Ich mag auch die Kleidung der damaligen Zeit, Brokat, weiße Wangen, rote Lippen...
Oder ich würde ganz weit in die Zukunft reisen, um zu sehen wie die Menschheit sich so macht, schauen ob die Menscheit überleben wird, mal gucken ob wir schlauer oder weiser werden. Noch habe ich Hoffnung für unsere Spezies...

HoM: Wenn Du Dir einen anderen musikalischen Partner wünschen könntest, welcher Künstler würde Dich da reizen

KD: Oh je, das ist nicht druckreif, weil mein Mann Dave wohl eifersüchtig werden würde und ich wohl Ärger bekäme... ;-)

HoM: Krista, ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg für Deine Karriere, und möge Dein Koffer immer gepackt sein.

KD: Heh.. thanks, Frank! Mein Koffer ist doch sowieso immer gepackt, oder?

 

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