Titel |
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01. Crawl |
02. Why Ask Why |
03. Well Oiled Machine |
04. Lost Boys |
05. You Can‘t Walk Away |
06. Witchcraft |
07. All That You Are |
08. Would |
09. Renegades |
10. Don‘t Wanna Know |
Musiker | Instrument |
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Steve Riley | Schlagzeug & Gesang |
Kelly Nickels | Bass & Gesang |
Scott Griffin | Gitarre & Gesang |
Kurt Frohlich | Gesang & Gitarre |
Die Geschichte der L.A. GUNS ist in den vergangenen Jahren eine sehr unübersichtliche geworden, denn seit 2002 gab es nahezu konstant zwei Versionen der Band, die eine mit Gründungsmitglied Tracii Guns und eine mit Schlagzeuger Steve Riley, der für die meiste Zeit auch Sänger Phil Lewis angehörte, mit dem die L.A. GUNS auch Ende der 1980er Jahre ihre größten Erfolge feierten. Nun hat sich mittlerweile Lewis aber vor einigen Jahren wieder mit Guns versöhnt und die beiden machen seit 2016 gemeinsame Sache. Das hält aber Riley nicht davon ab, ebenfalls unter dem Banner L.A. GUNS weiter zu machen. Mit seiner Mannschaft, zu der auch Ur-Bassist Kelly Nickels gehört, legt Riley nun das neueste Album “Renegades“ vor.
Damit beweist das Quartett nun wirklich mal Humor, denn natürlich werden die meisten Anhänger der Ur-Band, diese Version hier wahrlich als „Abtrünnige“ betrachten. Aber das hindert die Gruppe nicht daran, sehr stilsicher und extrem locker aus der Hüfte zu rocken – und das mit genau der richtigen Portion „Sleaze“, für den die L.A. GUNS eben auch schon immer standen. Mit Sänger (und Gitarrist) Kurt Frohlich haben Riley und Nickels einen guten Frontmann gefunden, der etwas klarer singt als es bei Lewis der Fall war.
Musikalisch orientieren sich diese L.A. GUNS stärker am LA-Sound Ende der 1980er Jahre, wohingegen Guns und Lewis auf den jüngeren Werken deutlich stärkere Punk-Einflüsse durchscheinen lassen. Der Opener Crawl und die Single Well Oiled Machine sowie im weiteren Verlauf auch All That You Are sowie das Titelstück dürften den Fans der damaligen Szene mehr als nur ein bisschen eingängigen Spaß bereiten. Dazwischen hält die Band mit Why Ask Why oder Don‘t Wanna Know ein wenig mehr Rotz parat. Natürlich dürfe auch zünftige Balladen nicht fehlen, diese sind mit You Can‘t Walk Away (das mit ordentlich 70er-Jahre-Flair à la MOTT THE HOOPLE daherkommt) sowie Would auch im Angebot.
Daneben gibt es aber auch Songs, die einen für die L.A. GUNS eher ungewöhnlichen Sound beisteuern. Bei Lost Boys singt Frohlich zwischenzeitlich mit etwas PLACEBO-Feeling, was auch vom Gitarren-Stil unterstützt wird. Witchcraft hingegen erinnert mich an eine Mischung auch BUCKCHERRY und VELVET REVOLVER. Damit halten Riley & Co. also auch etwas Neues für die Hörer parat, aber in einer Dosierung, die auch niemanden verschreckt. Denn die meisten Songs sind eben doch typischer „Sleaze“-Rock der Marke L.A. GUNS.
Nun macht es der Konflikt zwischen den beiden Bands es den Fans schwer, die sich offenbar zwischen den beiden L.A. GUNS-Inkarnationen entscheiden sollen (zumindest hat Phil Lewis jüngst dazu aufgerufen). Angesichts dessen, dass die Riley/Nickels-Version hier mit “Renegades“ ein sehr dem traditionellen Sound verpflichtetes Album vorlegt, könnte sich dieser Aufruf tatsächlich als ein Bumerang erweisen, auch wenn Lewis und Guns auf den jüngsten Alben “The Missing Peace“ und “Devil You Know“ auch sehr starke Scheiben vorgelegt haben. Natürlich wäre es im Sinne der Fans sinnvoll, den Namensstreit in die eine oder andere Richtung endgültig beizulegen, aber so lange darf oder kann man sich eben an zwei L.A. GUNS erfreuen, insbesondere dann, wenn sie sich im musikalischen Wettstreit gegenseitig dazu anstacheln, sich gegenseitig zu überbieten.