Stacie Collins

Laura Bean & Stefan Saffer

Lauchhammer, Real Music Club, 19.03.2011

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 25.03.2011
Stil: Country Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Stacie Collins, Laura Bean & Stefan Saffer,
Lauchhammer, Real Music Club, 19.03.2011

Der "Real Music Club" liegt nicht gerade bei mir um die Ecke, aber wenn es so wäre, dann wäre ich da sicher öfter anwesend. So schau' ich nur alle paar Jahre mal vorbei. Zuletzt 2004 beim denkwürdigen Konzert von den DIAMOND DOGS. Hier im "Real Music Club", im beschaulichen Lauchhammer - unweit von Leipzig und mittendrin im wilden Osten - gibt sich für gewöhnlich die Cremc da la Creme des Roots- und Country-Rock die Klinke in die Hand. Von den BOTTLE ROCKETS bis Dan Baird und US RAILS war hier praktisch schon alles vertreten, was in Richtung "Blue Rose" tendiert oder gehört.
Gern darf's zwischendurch auch mal etwas härter und/oder southernrockig sein. Zu Hause fühlen sich die Bands ob des tollen Ambientes hier immer schnell, was den Shows zusätzlichen Drive verleihen dürfte.
Heute Abend ist Stacie Collins angekündigt und damit meine 7-stündige Zuganreise ebenso erklärt wie gerechtfertigt. Der Club ist gut gefüllt und erwartungsvoll recken sich die Hälse. Das Vorprogramm wird bestritten von Stefan Saffer, seines Zeichens Singer/Songwriter mit starkem Country- und Folk-Einschlag. Der Wahl-Leipziger tritt in verschiedenen Konstellationen auf und heute steht er mit der Amerikanerin Laura Bean auf der Bühne.

Die Beiden sind ein wundervoll harmonierendes Duo, was sich in dem sich ergänzenden Zusammenspiel, den in bestem Bluegrass-Stil an einander schmirgelnden Stimmen und dem jederzeit sympathischen und humorvollen Vortrag ausdrückt. Der Set setzt sich aus Eigenkompositionen, wie Laura Beans herrlich augenzwinkernden Don't Call Me Baby, Stefan Saffers munterem I'll Fly Away und ausgewählten Coverversionen, wie dem gefühlvollen Tennessee Waltz zusammen.
Mit Akustikgitarren, Mandoline und Mundharmonika werden die Songs bestens instrumentiert und Beifall nach jedem Song ist ihnen sicher. Leider stehen sie, angesichts der versammelten Menge, auf leicht verlorenem Posten und können wohl nicht jeden im Raum mit ihrer Musik so erreichen, wie es wünschenswert wäre. Nichtsdestotrotz, wer will kann ja weiter vor kommen und z.B. den Platz einnehmen, denn ich nach ein paar Songs zugunsten eines Interviews mit Stacie Collins räume. Bei Stefan und Laura werde ich jedenfalls demnächst noch mal reinhören.

Gegen 21.30 ist es dann so weit und Betreiber Ralf Rischke kündigt den Hauptact an: Stacie Collins und ihre Band!
Ich muss gestehen, ich hatte leichte Vorbehalte. Mir gefallen ihre Alben richtig gut, aber die sind mit etlichen hochkarätigen Musikern eingespielt und immer sind mindestens zwei Gitarren plus etlicher anderer Instrumente zu hören. Ob das mit einer 4-Mann-Band zu reproduzieren ist?
Es ist!

Drummer Adam Daley zählt vor und mit dem Eröffnungssong ihres neuen Albums "Sometimes You Gotta ...", Hey Mister, beginnt auch dieses Konzert. Augenblicklich ist klar: Das rockt! Stacie Collins nimmt keine Rücksicht, keine Verschnaufpausen und keine Gefangenen!
Das powert in bester Blues-Country-Rock-Manier. Gleich setzen sie mit It Ain't Love noch einen drauf. Der Song ist sowieso hammergeil und mit der pumpenden Blues-Harp von Stacie direkt vor Ohren kommt das noch eine Ecke impulsiver.
Großen Anteil an der Power der Band hat Bassist und Ehemann Al Collins. Meine Herren, was der aus seinem Fender Bass herausholt! Der ersetzt problemlos den Rhythmusgitarristen und spielt noch Bass dabei! Einfallsreich unterstützt er jeden Song, leitet ihn mit Boogie-Gitarren-Riffs ein oder lässt seine abgedämpften Saiten rhythmisch-perkussiv klackern.
Der Klassiker Walking The Dog sorgt dafür, dass sich das Publikum noch besser mit dem Sound und Stil der Band anfreundet und weiter Richtung Bühne drängt.

Stacie Collins, wiewohl aufreizend angezogen, legt keinen Wert auf geschniegeltes Erscheinungsbild auf der Bühne. Wie ihre Mitstreiter ist sie schnell schweißgebadet und die Haare kleben ihr im Gesicht - wenn der Cowboy mal wieder den Ritt über die Bühne nicht durchhalten konnte.
Zu meiner persönlichen Freude folgt die wunderherrliche Midtempo-Country-Ballade Lucky Spot. Wer könnte solch verführerischen Worten widerstehen: "Oh darling, won't you come on dancing with me tonigt ...", noch dazu aus dem Mund dieses Girls?
Aus diesem Mund kommt gleich darauf der Zuruf: "This is for you, ladies!" gefolgt von dem musikalischen Ratschlag A Good Man.
Ein weiterer meiner Favoriten - welcher eigentlich nicht? - ist Tied To You. Die Nummer pumpt, rockt, fetzt und entsprechend tanzt, springt Stacie auf der Bühne umher, flirtet mit ihrem Mann, gern auch mit den zahlreich vorhandenen Kameras und reißt zu Begeisterungsstürmen hin. Al lässt ein kleines STONES-Riff in den Song einfließen, jedoch folgt als Nächstes ein Tribut an die Band, in der er seit einiger Zeit gleichfalls den Tieftöner bedient: JASON AND THE SCORCHERS. Welche Band traut sich schon an Songs von den Cow-Punk-Pionieren? Dazu muss man schon so Mundharmonika spielen, ja powern, können wie Stacie. Dies ist vielleicht der einzige Song, bei dem Gitarrist Tommy Daley nicht ganz die Studioproduktion vergessen lässt. Bei allen anderen Songs liefert er nämlich eine beeindruckende Leistung! Lap Steel-Gitarren? Slide-Gitarren? Tommy bringt irgendwie alles problemlos auf die Saiten seiner Telecaster und rockt mit zunehmender Spieldauer auch immer mehr.

Selten ist Zeit für kurzes Durchatmen, wie bei der tollen Ballade It Hurts To Breath, denn bald darauf heißt es schon wieder Show Your Mama ("how to Rock and Roll!").
Das erste Set wird mit einer furiosen Version von Jumpin' Jack Flash beendet, bei der die Band nochmal alles gibt und schon fast ein vorgezogenes Finale zelebriert. Wahnsinn!
Die kurze Pause nimmt man gerne in Kauf, um frische Luft und Getränke dem Körper zuzuführen. Die sind zwingend notwendig, denn schweißtreibend geht es auch in der zweiten Hälfte zu. Baby Sister und Top Of That Mountain, vom "The Lucky Spot" Album haben den Saal schnell wieder auf "Betriebstemperatur" und denn Country-Freunden dürfte Loretta Lynns You Ain't Woman Enough das Herz erwärmt haben.
Anscheinend sind aber auch Stacies Songs schon so bekannt, dass auf die Worte "One girl's trash ..." aus dem Publikum die postwendende Antwort "is another girl's treasure" kommt. Der zugehörige Song, I Won't Do Ya Like That, folgt sofort und mit Ramblin' geht der Country-Rockin'-Stomp grad so weiter.
Ein ums andere Mal begeistert mich die Power des Mädels auf der Bühne. Übergangslos wechselt Stacie Collins zwischen Gesang und Harmonika, springt in den Lead-Breaks wild umher oder kniet vor ihrem Verstärker um das Mundharmonika-Mikrofon am Lautsprecher zu scheuern. Auch ihr Mann Al ist ein ständiger Aktivposten, der praktisch nie still steht. Es geht praktisch nur ab.

Und das auch, wenn Tommy Daley den Leadgesang für Keith Richards' Happy übernimmt. So überrascht wie erfreut reißt mich der Song restlos mit. Beim Backgroundgesang holpert's leicht, aber stört hier keinen mehr. Rock'n'Roll!!!
Höhepunkt erreicht? Von wegen! Baby Please Don't Go sorgt für neue Begeisterungs- und Schweißausbrüche und zum Finale des Songs wird noch Johnny Cashs Folsom Prison Blues und GOLDEN EARRINGs Radar Love eingefügt. Der Saal kocht!
Zugaben müssen her und dass es hier heute Abend The Very Last Time sein könnte, glaubt keiner, aber wer weiß, und so wird weiter gerockt. AC/DCs It's A Long Way To The Top braucht eigentlich mindestens einen Dudelsackspieler. Nicht wenn "Harp-Chick" Stacie Collins in der Stadt ist! Die übernimmt prompt deren Part in diesem Rock-Knaller und entfacht weitere Jubelstürme.

So muss eine weitere Zugabe her und während I Ain't Got You stolziert Stacie von der Bühne, erklimmt die Streben eines Stützpfeilers, windet sich an diesem und klettert alsbald auf die Theke, um in bester Coyote Ugly Manier von dort zu rocken und sich kleine Mundharmonika-Gitarre-Duelle mit Tommy zu liefern. Der ist längst zur Les Paul gewechselt, um da noch Paroli bieten zu können und seine Soli werden immer länger und ausufernder. Macht richtig Spaß ihm zuzuhören, sich von ihm anstacheln zu lassen. Und mit dem nächsten Song setzt er da noch einen drauf: Beer Drinkers And Hell Raisers!
Die alte ZZ TOP Nummer setzt die Krone auf diesen gnadenlos geilen Abend.
Was Stacie Collins und Band hier geboten haben, bekommt man in keinen Riesen-Hallen oder Stadien zu sehen, das geht nur in diesen kleinen Clubs, wo man die Atmosphäre aufsaugen und sich direkt von der Band begeistern lassen kann und den Pulsschlag des Rock'n'Roll direkt spürt. Ich bereue keine Sekunde meiner An- und Heimreise, denn dieses Konzert werde ich nie vergessen.
Wer auf Rock mit Country-Einschlag steht - und einer heftigst geblasenen Mundharmonika -der sollte sich diese Band auf jeden Fall ansehen. Besser geht es in diesem Genre nicht mehr.

Epi Schmidt, 19.03.2011

 

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