Lez Zeppelin

Essen, WeststadtHalle, 21.01.2007

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 21.01.2007

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Essen, WeststadtHalle, 21.01.2007

Zugegeben, als ich das erste Mal den Namen LEZ ZEPPELIN las, dachte ich an eine billige Kopie der legendären britischen Band oder an so eine Art von Musical oder Revue, in welchen seit Jahren die Vermächtnisse von QUEEN, Buddy Holly oder ABBA verwurstet werden. Andererseits hege ich schon lange den Wunsch nach einer HEART-Tour unter dem Banner "Tribute To Led Zeppelin". Da es denn wohl so nicht sein soll, hatte ich mir zugegebenermaßen ziemlich neugierig ein Ticket für einen Gig von Sarah McLellan (Vocals), Steph Paynes (Gitarre, Backing Vocals), Lisa Brigantino (Bass, Keyboards, Mandoline, Backing Vocals) und Helen Destroy (Drums) gekauft.
Ort des Geschehens sollte die relativ neue WeststadtHalle in Essen sein. Angesiedelt neben einem großen Kinokomplex und einer Musicalhalle, komplettiert dieser Veranstaltungsort zusammen mit einer Reihe von Gastronomiebetrieben eine Freizeitmeile mitten im Ruhrgebiet. Mit einem Fassungsvermögen von geschätzten locker 1.200 bis 1.300 Personen bietet dieser Ort eine willkommene Alternative in der relativ kleinen gehobeneren Club-Szene. Etwas merkwürdig allerdings die Positionierung der Bühne, welche nicht an einem Ende der lang gestreckten Halle aufgebaut wurde, sondern eher seitlich mittendrin. Bei voller Hütte dürfte sich den Künstlern von oben eine Breitwandperspektive bilden, dabei können sie den Leuten am Mischpult beinahe die Hände schütteln. Bei vermuteten ca. 250 Besuchern an diesem verregneten Sonntagabend im Januar 2007 gestalteten sich die Sichtverhältnisse allerdings als optimal und auch die Akustik ließ keinen Spielraum für Meckereien.

Ohne Vorgruppe ging es denn auch so gegen 20.15 Uhr unter dem Titel "Hommage an Led Zeppelin" mit Immigrant Song los. Meinereiner, Kollege Chris Aderholz, wie wohl auch der Rest der Anwesenden hatten zuvor in einer neugierigen, skeptischen, erwartungsvollen Haltung gesteckt und schienen plötzlich eventuelle böse Vorahnungen als bestätigt erleben zu müssen. Schwammiger Sound und eine Sängerin, die sich stimmlich erfolglos durch das anspruchsvolle Material würde kämpfen müssen. Ein Song weiter . und die Welt sah schon ganz anders aus. Vorüber die trüben Nebel des Pessimismus, stattdessen schwebte wohl nicht nur ich auf einer immer größer werdenden Wolke der Begeisterung.
Die Vorab-Kritiken fielen nicht zu Unrecht ungewöhnlich euphorisch aus. "Die erste und einzige All-Girl Led Zeppelin Rockband weltweit" begab sich, nachdem die vier Mädels aus New York seit 2004 an ihrem Projekt arbeiten, erstmals auf eine Tournee durch Europa. Bestechend die atemberaubende Authentizität, Ausdrucksstärke und der dabei verabreichte Kick. In einem Artikel des SPIN-Magazins im Juni 2005 als "powervollste Frauenband der Rockgeschichte" bezeichnet, konnte ich dem nach Konzertende nur zustimmen.
Bei LEZ ZEPPELIN saß ab Song Numero zwo jeder Ton. Mit ihrer überragenden Sangesleistung beim bluesigen Babe I'm Gonna Leave You konnte Sarah McLellan wohl nicht nur alle Zweifler verstummen lassen, sondern die junge Dame sorgte für einen regelrechten Begeisterungssturm. 1998, ein paar Kilometer entfernt, gastierten Robert Plant und Jimmy Page in der großen Oberhausener Köpi-Arena. Ehrlich gesagt, ich wäre fast im Stehen eingepennt. Jetzt, in Essen, hatte ich eher den Eindruck einer Frischzellenkur, trotz des relativ angestaubten Songmaterials. Die alle noch ziemlich jung aussehenden Mädels (ich tippe mal so knapp über die Zwanzig) sind wahrscheinlich schon ab der Wiege mit dem LED ZEP-Fundus & -Virus aufgewachsen, so perfekt eingespielt klang das Ganze. Präzise auf den Punkt, doch zu keiner Sekunde seelenlos. Wuchtig, lebendig und dabei mit einem umwerfenden Charme präsentiert.
Songs wie Dazed And Confused oder Heartbreaker wurden in einer Lebendigkeit losgelassen, als seien sie erst gestern geschrieben worden. Klar, die Einlage mit dem Geigenbogen und eine (verkürzte und eindrucksvolle) Ausgabe von Moby Dick mussten wohl sein. Von langweiligen Passagen keine Spur, selbst hier nahm die Spannung zu keiner Sekunde ab. Ein Schmankerl stellte für mich das etwas überraschend dargebotene Dancing Days von "Houses Of The Holy" dar. Dieser für ZEP-Verhältnisse recht simple Track wurde mit einer ebensolchen Bravour wie das überragende Kashmir gespielt. Letzterer Song bildete für mich nach einer Keyboardeinlage Lisa Brigantinos den Höhepunkt des Abends; die Wucht dieser Darbietung des ZEPPELIN-Klassikers ließ das Haus wahrscheinlich in seinen Grundfesten erbeben.
Dass es auch gemäßigter geht, wurde in einem akustischen Teil bewiesen. Die Mädels mussten sich ihre Hocker noch selber holen (. was sind denn das für unhöfliche Roadies?), bevor es losgehen konnte. Steph Paynes überzeugt nicht nur auf der elektrischen, sie beherrscht auch die akustische Gitarre meisterinnenhaft. Mrs./Miss (?) Brigantino an der Mandoline, und ab ging's weiterhin in überzeugendster Manier.
Überragend die Darbietung von Bron-Y-Aur Stomp, wobei das Publikum zum Mitwirken mittels Händeklatschen durch Mrs./Miss (?) McLellan charmant animiert wurde. Helen Destroy (ob die wirklich so heißt?) unterstützte das Spektakel auf der Basstrommel, und ab ging die Post. Anschließend mussten Sarah, Steph und Lisa ihre Hocker auch wieder selber hinter die Bühne schleppen (. falls da noch ein Job frei wäre.).
So sympathisch die Gruppe auch wirkt, letztlich ist so was kein Garant für überzeugende Konzerte. Ein paar Verstärker, ein vergleichsweise spartanisches Drum-Kit ganz wie bei John Bonham, ein wenig Trockeneisnebel, das muss reichen. Unter dem Motto "let the music do the talkin'" wurde hier mit Schwerpunkt auf ihren ersten vier Alben nicht nur der vielleicht bedeutendsten Rockband aller Zeiten gehuldigt, vielmehr erweckte man die Musik LED ZEPPELINs regelrecht zu neuem Leben. Whole Lotta Love mit einer solchen Lebendigkeit ins Publikum zu feuern, bedarf nicht nur musikalischer Klasse, sondern wohl ebenso der Verbundenheit zu einer Musik, welche mit Rock And Roll an diesem Abend ihren finalen Höhepunkt fand.

Sarah McLellan entpuppte sich als eine Frontfrau par Excellenze, mit beeindruckenden stimmlichen Fähigkeiten, die auch locker-flockig mit dem Publikum zu kommunizieren wusste, ohne jemals gekünstelt zu wirken. Steph Paynes zeigte sich als hervorragende Gitarristin, die nebenbei auch durch ihr unaufdringliches Stageacting überzeugte. Lisa Brigantino zupft nicht nur lieblich den Bass. Die kleine und zierliche Person sorgt für die schweren und dabei spielerischen Untertöne, welche für das Gesamtbild der Gruppe unentbehrlich sind. Last but not least die mit viel Applaus bedachte Helen Destroy, welche eigentlich Bonham heißen müsste. Wer mit einer solchen Power und zeitgleichen Virtuosität sein Kit bearbeitet, hat den größten Respekt verdient.
LEZ ZEPPELIN spielen kein eigenes Material. Ob es dabei bleibt wird die Zukunft zeigen. Als Musikerinnen jedoch sind sie überzeugend. Selbst nach einer Woche Abstand zu einem phantastischen Abend stellen sie für mich die bis dato beste live erlebte weibliche Rockband dar. Genauer gesagt, dieser Auftritt gehört für mich in die ewigen Top 20 aller in rund dreißig Jahren erlebten Konzerte.

Voraussichtlich im April 2007 wird das Debut-Album von LEZ ZEPPELIN erscheinen. Eingespielt in den Electric Ladyland Studios eines gewissen Jimi Hendrix, dürfte unter der Regie des Produzenten Eddie Kramer (u.a. "Led Zeppelin II", "Houses Of The Holy", "Physical Graffiti") ein beachtenswerter Longplayer entstanden sein.
Fazit: Kaufen & "see ya next tour"!

P.S.: Liebe Redaktion! Bei der nächsten Tour - wenn möglich - möchte ich gerne ein Interview mit den Mädels führen.

P.P.S.: Ich glaub', Kollege Aderholz war auch sehr angetan. Kann sich einen weiteren Konzertbesuch vorstellen.

Jürgen Ruland, 27.01.2007

 

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