Lez Zeppelin

München, Backstage, 05.11.2008

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 05.11.2008

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


München, Backstage, 05.11.2008

Wenn sich eine (Cover-)Band in den letzten Jahren richtig Lorbeeren verdient hat, dann die Mädels von LEZ ZEPPELIN! Nimmermüdes Touren, ständig verbesserte Shows, immer größeres Repertoire und immer(!) gut drauf. Was lag da nahe, vor allem nach der vergeblichen "Liebesmüh" (so war's meinem Sohnemann eigentlich versprochen) AC/DC Tickets zu bekommen, als kleine Entschädigung Tickets für den Gig der Mädels im Münchener Backstage zu besorgen. Letzteres ist auf Grund städtebaulicher Maßnahmen von der einen Seite der Friedenheimer Brücke auf die andere umgezogen, präsentiert sich aber genauso rustikal-gemütlich (und vor allem mit immer freundlichen Personal) wie eh und je.
Die Annahme, dass zur Einlasszeit um 19:00 Uhr nicht allzu viel los sein könnte, bewahrheitete sich und so reichte es, mit einem sichtlich nervösen, jungen Mann (sein erstes Konzert...) an meiner Seite kurz vor halb Acht im Backstage aufzutauchen. Nur 80, 90 Leutchen hatten sich bis dahin eingefunden. Erstaunlich wenig, wenn man die Reputation, die sich LEZ ZEPPELIN in den letzten drei Jahren erspielt haben, berücksichtigt. Immerhin Zeit und Ruhe ein Bierchen zur Brust zu nehmen und Sohn Markus ein wenig den Ablauf eines Gigs zu erklären.
Mittlerer Weile fanden sich nun doch mehr und mehr Leute ein, so dass das Backstage bis 20:00 h etwa zu zwei Dritteln gefüllt war. Das nicht mehr Publikum zu diesem Gig erschien, mag am zeitgleich laufenden Champions-League Spiel der Bayern und am "unseligen" Mittwochstermin während der Herbstferien gelegen haben. Trotzdem ist es für eine Millionenstadt fast schon beschämend nicht mehr als geschätzte dreihundert Leute für solch einen Gig zu mobilisieren. Immerhin war es überraschend festzustellen, dass sich viele junge Leute unter dem Publikum fanden (aber etwa gleich viele "kurz-vor- bzw. kurz-nach-Fünfziger").
Ziemlich pünktlich enterte die Vorband DROWN 'N' TEARS die Bühne und legte einen durchaus bemerkenswerten Gig hin, dessen Höhepunkt sicherlich FREEs Mr. Big darstellte. Die Band ist im Münchener Umkreis relativ gut bekannt und bietet den Konzertbesuchern druckvoll-groovenden, teils eigeninterpretierten, Bluesrock nach den bekannten Spätsechziger und Frühsiebziger Verdächtigen (HENDRIX, CREAM, FREE, ect).

Nach kurzer Umbaupause begann mit spannendem Keyboard Intro der Auftritt LEZ ZEPPs, die mit dem Immigrant Song gleich mal mächtig einen vom Stapel ließen. Kleinere technische Problemchen inbegriffen, was sich aber im Verlauf des Gigs zu bessern wusste.
Sarah McLellan hatte das Publikum vom ersten Tune an ziemlich gut im Griff. Mit ihrer liebenswürdig-unbefangenen Art pflegte sie, wie schon öfters zu lesen und zu hören, durch den ganzen Gig hindurch ein immer lockeres Zwiegespräch mit dem Publikum und erntete natürlich auch dafür jede Menge Beifall.
Ein erster echter Höhepunkt stellte sich dann mit dem überaus hörenswerten Since I've Been Loving You ein. Sarah McLellan scheint diese Nummer wie auf den Leib geschneidert. Mit unglaublich gefühlvollen, leidend bis aggressiven Vocals brachte sie sicherlich nicht nur mich um den halben Verstand. Zeitweise hatte man das ziemlich manifeste Gefühl niederknien zu müssen. Absolute Spitzenklasse!
Mit dieser Nummer gelang es den vier Mädels auch meinen, bis dato eher zurückhaltenden Sohnemann (11), der sich einen Platz am linken Bühnenrand sichern konnte, in rhythmische Bewegungen zu versetzen. Den Rest des Gigs erlebte (nicht nur) er in totaler Begeisterung.
Neben Steph Paynes Gitarrenkünsten und ihrer effekthaschenden Arbeit am Theremin, beeindruckte vor allem der mächtige Groove, für den Lisa Brigantino und Helen Destroy stehen. Letztere lässt, trotz ihres schweißtreibenden Jobs, zu keiner Zeit auch nur eine Spur von Konditionsschwäche erkennen; wuchtig und präzise trommelt sie, als säße ihr der Luzifer im Nacken. Lisa Brigantino dagegen, ein zierliches wie überaus hübsches Persönchen, spielt einen derart mächtig angerissenen Bass, dass dessen tiefe Töne vom männlichen Körper wohl definitiv und direkt in Testosteron umgewandelt werden...
...oder liegt das vielleicht gar nicht am Bass...?!
Mit jeder weiteren Nummer die LEZ ZEPPELIN abzogen, gelang es den vier Frauen das Publikum mehr und mehr in ihren Bann zu ziehen. Die absolute Authentizität, die sie bislang jedem Led Zepp Song angedeihen ließen, durchwirken sie mittlerer Weile selbstbewusst und gekonnt mit eigenen Ideen. Spätestens beim sehr eigenständig interpretierten No Quarter wusste das Münchener Publikum dann wo der Hammer hängt. (Wie doof muss man eigentlich sein, tausende Euros für einen einmaligen Gig der alten Herren mit dem "Led" vor dem Zeppelin zu investieren, wenn es so einzigartigen und liebenswürdigen Ersatz dafür gibt?! Eine Meinung übrigens, die nach dem Gig aus vielen Mündern einmütig zu vernehmen war).

Mit einem Bach-ähnlichen Orgel-Intro leitete Lisa Brigantino (die neben dem Bass auch die Keyboards und bisweilen auch die Mandoline übernimmt) ein gut zehnminütiges Kashmir ein. In einer Version, die eigentlich einen zweiten Kniefall zur Folge haben musste. (Nein, ich hab' mich nicht zum Affen gemacht). Aber allein dieses hammerharte Kashmir kompensierte sämtliche Ausgaben dieses Abends! Alter Verwalter, geht da die Post ab! Dagegen klingt die etwas ältlich gewordene Studiofassung von Plant und Page wie ein Relikt aus der Steinzeit.
Absoluter Höhepunkt, mit Kashmir klang der Gig aus, war die Übergabe des von Lisa Brigantino verwendeten Plektrons an meinen, völlig elektrisierten Sohn Markus. Da hättet ihr Augen leuchten sehen können...!

Nach frenetischen Beifall kamen die vier Frauen mit einer Flasche Champagner zurück auf die Bühne und ließen es sich nicht nehmen, ihren neuen Präsidenten zu feiern. Eine Geste, die vom Publikum ausgesprochen sympathisch empfunden wurde.
Mit Rock And Roll und einem wiederum bemerkenswerten, fast nicht enden wollenden Whole Lotta Love klang der Gig dann aus. Hier zeigte sich nochmals die ganze Klasse von LEZ ZEPPELIN, die das Intermezzo von Whole Lotta Love außerordentlich kurzweilig zu gestalten wussten. Während Steph Paynes allerhand wirre Töne aus Gitarre und Theremin entlockte, war von Sarah McLellan ebensolche Vokalakrobatik zu vernehmen, ehe sich die Band dann mit einem furiosen Schluss-Satz verabschiedete.
Kein Mensch verlangte nach einem Stairway To Heaven oder nach einem Gitarrensolo mittels Geigenbogen. Warum auch solch abgedroschene Phrasen immer wiederholen? Letztlich gibt es ja noch ein ganz schönes Sümmchen an Songs, die die Mädels noch covern könnten. Ich, für meinen Teil, hätte das nächste Mal gerne When The Levee Breaks in der Set-List. Am besten natürlich mit der gleichen Power wie beim diesmaligen Kashmir!

Es dauerte keine Viertelstunde, der Rezensent hatte seine zweite Pulle noch nicht mal zur Hälfte geleert, als die Mädels von LEZ ZEPPELIN am (bescheiden kleinen) Merchandise Stand erschienen und bereitwillig Autogramme verteilten. Was mich persönlich am allermeisten beeindruckte, war die absolut liebenswürdige Art der Mädels. Mein Markus hatte sich mit seinem Ticket unter die Menge gemischt und erhielt darauf die begehrten Autogramme. Der "Push Me" Aufdruck auf seinem T-Shirt veranlasste alle vier Frauen ihn mal kurz zu drücken. (Leider ist zu bemängeln, dass der Papa nicht gedrückt wurde...;-))
Alles in allem ein rundum überzeugendes Konzert. Ich kann LEZ ZEPPELIN allen, die sich gerne mal aufgefrischte Songs der Altherrenriege rein ziehen möchten oder die einfach nur mal einen rundum gelungenen Retro Rock Gig zu angenehmen Ticketpreisen erleben möchten, nur allerwärmstens empfehlen. Wir kommen jedenfalls beim nächsten Gig wieder. Sohn Nummer 1 wird dabei sein kultiges Lez Zeppelin T-Shirt tragen und der alte Knochen wird dann auch nicht vergessen ("VORHER") die Speicherkarte seiner Digicam zu checken...

Christian "Grisu" Gerecht, 05.11.2008

 

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