NL-Lichtenvoorde, De Schans, 09. & 10.06.2006
Programm 09.06.2006:
Rock Garden (Main Stage) Rock Palace (Zelt)
13.30 - 14.30 BLACKFOOT 14.30 - 15.30 John Waite
15.30 - 16.30 Ted Nugent 16.30 - 17.30 URIAH HEEP
17.30 - 18.45 WHITESNAKE 18.45 - 19.45 George Thorogood
19.45 - 21.15 STATUS QUO 21.15 - 22.30 JOURNEY
22.30 - 00.00 DEEP PURPLE
Programm 10.06.2006:
Rock Garden (Main Stage) Rock Palace (Zelt)
15.00 - 16.00 PORCUPINE TREE 14.00 - 15.00 RIVERSIDE
17.00 - 18.00 Ray Davies 16.00 - 17.00 PAVLOV'S DOG
19.00 - 20.00 DEF LEPPARD 18.00 - 19.00 DIO
21.15 - 00.15 Roger Waters 20.00 - 21.15 QUEENSRYCHE

Nachdem es eine reichlich lange Zeit so ausschaute, als würden die Veranstalter des ARROW ROCK FESTIVAL kaum etwas anständiges (JOURNEY waren beängstigend lange der einzige angekündigte Act) auf den Teller kriegen, präsentierte sich das Billing später in etwa wie das Paradies für die "Ewig-Gestrigen". Quatsch, natürlich lebt der Rock nach wie vor, was auch durch die ausgezeichnete Zuschauerresonanz mehr als deutlich bewiesen wurde, aber das Schwergewicht lag wie gehabt auf den Siebzigern bzw. frühen Achtzigern.
Letztendlich heraus kam eine Schlachtplatte aus namhaften Interpreten der älteren (überwiegend) und jüngeren (PORCUPINE TREE sind echt noch nicht sooo alt) Fraktion, die den Hunger jedes Fans handgemachter Rockmusik hoffentlich stillen konnte. Im Übrigen, "Rock never dies" ist keineswegs nur eine blöde Floskel, sondern jeder Zweifler konnte dieses an den beiden Tagen livehaftig miterleben. Sämtliche Generationen waren zahlreich vertreten und zeigten deutlich auf, dass diese Art von Musik alles andere als tot ist.

Da in den Berichten zu den Festivals der vergangenen Jahre reichlich auf die Infrastruktur eingegangen wurde, soll es diesbezüglich in diesem Jahr eher kürzer ausfallen. Meals & Drinks sprich Futterage und Sprit (... und auch die Entsorgung) wie gehabt - und positiv auffallend, dass es in diesem Jahr zusätzlich künstliche Schattenplätze zu vermelden gab. Die heftig brennenden Sonnenstrahlen erfuhren einige Milderung durch extra aufgestellte Überdachungen. Ich persönlich bevorzuge die Füllung meiner Biergläser eher im "english style", was heißt randvoll, aber ich füge mich den Sitten der Gastgeber und nehme ohne Widerspruch auch Bier ohne Schaumkrone hin. "Is this the real nederlandse style? Sorry folks, this is not the one I prefer." Obwohl, wer fleißig Müll sammelte, konnte diesen wiederum in die aus den Vorjahren bekannten "Munten" umwechseln. Nur, wer kriecht schon während eines Gigs von Ted Nugent auf dem Boden herum? Es sei denn, man huldigt dem erfolgreichen Autor eines literarischen Meisterwerkes wie "Kill It & Grill It".
Nö, jetzt mal wieder "more serious". Man war bemüht, die Auftritte im "Rock Garden" (sprich draußen auf der Hauptbühne) und im "Rock Palace" (ein Zelt für locker mal eben 6 - 7.000 Rock'n'Roll Maniacs) zeitlich auseinander zu halten. Bis auf ein paar Momente am zweiten Tag, klappte das auch ausgezeichnet. Eine erneut hervorragend organisierte Party, die überwiegend positive Momente verbuchen konnte, lässt mich schon dem Jahr 2007 entgegen lechzen. Wie heißt es doch so schön? "Older, Budweiser!!"

Die Drinks hatte man auch dringend nötig, weil das Wetter übergut war. Der Veranstalter kam sogar auf die gute Idee, Trinkwasser umsonst anzubieten und es wurde auch ständig auf den großen Leinwänden darauf hingewiesen, bei der Hitze genug zu trinken (natürlich war das Wasser gemeint). Wo wir schon bei den Leinwänden sind, dieses Jahr war ein professionelles Kamerateam mit dabei. Ca. vier bis fünf gute Kameraleute lieferten ein lückenloses Festival-TV. So hatte man nicht nur vom gesamten Gelände ständig eine prima Sicht auf die Darbietungen auf beiden Bühnen, sondern auch das Publikum und Szenen aus dem Festivalgelände wurden professionell eingefangen und präsentiert (man ist ja vom TV verwöhnt).

Blackfoot Den Anfang am Freitag sollten BLACKFOOT machen. Deren Historie ist im Hooked on Music vor einiger Zeit ausgiebig durchgekaut worden. Schön wäre es gewesen, den seinerzeitigen Interviewpartner Bobby Barth auch im Line-Up auftreten zu sehen. Doch wie schon so oft, schien das Schicksal den Schwarzfüßen nicht unbedingt wohlgesonnen zu sein. Hatte ich zum Auftritt beim letztjährigen Sweden Rock Festival anderswo noch ein erstklassiges Review lesen dürfen, so ließ mich der diesjährige Auftritt in Lichtenvoorde doch eher desillusioniert dastehen.

BLACKFOOT sind so eine jener Legenden, welche sich bei genauerem Hinsehen als gar nicht so sagenhaft entpuppen und für eine unsanfte Landung auf dem Boden der (Rock-)Tatsachen sorgen. Das Schicksal spielt da zumindest eine nicht unbedeutende Rolle. Rick Medlocke hatte seit den ersten Gerüchten zum Thema "Wiedervereinigung" betont, sich bei LYNYRD SKYNYRD wohl zu fühlen und an einer Reunion kein Interesse gezeigt. Wer den SKYNYRD-Auftritt beim ARROW ROCK FESTIVAL vor drei Jahren erleben durfte, konnte dem nur zustimmen. Medlocke verlieh den Vorzeige-Southern-Rockern zumindest auf der Bühne neuen Glanz. Zwar war er einst BLACKFOOTs Aushängeschild, doch mit Charlie Hargrett (Gitarre), Greg T. Walker (Bass) und besonders Jakson "Thunderfoot" Spires (Drums) hatten sich vor wenigen Jahren drei Viertel des legendären Line-Ups wieder zusammengerauft. Tragischerweise verstarb Spires unerwartet im Vorjahr. Mit Christoph Ullmann fand man zwar einen neuen Drummer, jedoch übersahen die meisten Fans anscheinend, dass mit dem Tode Spires' nicht nur indianisches Blut, sondern auch eine Menge Inspirationen und Kompositionen zu Grabe getragen wurden. Gemeinsam mit seinem Kumpel Rick Medlocke hatte Jakson Spires unsterbliche Klassiker wie Good Morning, Dry County oder Highway Song geschaffen. Nun waren beide fort. Der eine mehr oder weniger desillusioniert (nachdem er in der zweiten Hälfte der Achtziger alleine das BLACKFOOT-Banner hochgehalten hatte) bei den Verantwortlichen von Sweet Home Alabama gelandet, der andere tot.

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Bobby Barth, der mit BLACKFOOT in deren späteren sprich schlechten Zeiten zusammengearbeitet hatte, übernahm die Lead-Vocals. Krankheitsbedingt schaffte es auch er letztendlich nicht bis Lichtenvoorde 2006, und somit waren aus den vier kleinen "Jägermeistern" (... altes deutsches Liedgut...) nur noch zwei plus Gehilfen geworden. Charlie Hargrett mochte ein langjähriges Mitglied der Band gewesen sein, doch kreativ als auch in Sachen Bühnen-Performance spielte er selbst zu den Glanzzeiten der indianischen Southern Rocker eine Nebenrolle. Und Greg T. Walker? Er war zwar der optische Blickfang was die Auftritte in Sachen "Roots" anging, doch ein Indianerkostüm allein sorgt auch nicht für ein musikalisches Abenteuer der Sorte "stampfende Büffelherde". Wie sich jetzt deutlich zeigte.
Der Ersatz-Ersatz-Mann von Rick Medlocke/Bobby Barth sollte mit seinen Vocals spätestens am miesen Sound scheitern. Dass seine Leads auf der Sechssaitigen ebenfalls fast komplett im gruseligen Soundmix untergingen, machte das Desaster komplett. Was hatte ich mich auf diesen Gig gefreut, wo ich doch hätte ahnen müssen, wie es wohl höchstwahrscheinlich ausgehen musste. Es konnte einfach nicht sein was hätte so gerne sein sollen. Einzig und allein die Klasse des Songmaterials von BLACKFOOTs Alben aus den Jahren 1978-81 rettete das erste Konzert auf dem diesjährigen ARROW ROCK FESTIVAL. Fox Chase, Train Train oder Highway Song sind unsterbliche Klassiker, jedoch bedurfte es einzig und allein ihrer Einzigartigartigkeit, um den Auftritt der Band nicht zu einer völligen Bankrotterklärung werden zu lassen.
Gänsehautfeeling kam lediglich bei den Rhythmuspassagen auf, wenn der treibende, dumpf stampfende Sound der alten BLACKFOOT aus dem später allenfalls mittelmäßigen Mix Erinnerungen an eine Band weckte, die noch so viel hätte erreichen können, wäre sie seinerzeit bei ihren Wurzeln geblieben.

Also ich hatte BLACKFOOT bis dato noch nicht live gesehen und mich hat es nicht so umgehauen was man da präsentiert bekam. Von Legende keine Spur, aber was soll's, stand ja noch einiges zu erwarten...

Blackfoot im Hooked on Music

Vom anschließend im "Rock Palace" stattfindendem Gig John Waites bekam ich bis auf ein paar rockige Töne nichts mit. Draußen war es mächtig heiß, im proppevollen Zelt wahrscheinlich stickig und ich beschloss, es mir unter einem der wenigen Bäume im Schatten bequem zu machen. Gattin Bea und Schwägerin Claudia hatten ebenfalls keinen Nerv auf Gedrängel, so dass ich zum Thema John Waite nichts zu berichten weiß.
Waite hat im Laufe seiner Karriere einige Hits landen können. Everytime I Think Of You, Missing You oder When I See You Smile (mal als Solist, mal mit THE BABYS oder BAD ENGLISH) kletterten vor mehr als fünfzehn Jahren nach oben in die Hitparaden, doch wieso er hier auf dem Billing stand, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Bei der Masse an klangvollen Namen allerdings eine vertretbare Entscheidung.

... wir haben in der kleinen Pause mal etwas Kraft getankt und lecker "ijsje" gegessen...

Ted Nugent Rechtzeitig zum zweiten Konzert auf der großen Open Air-Bühne befand ich mich wieder auf den Beinen, um Ted Nugent zum ersten Mal seit 1988 (damals Essen, Grugahalle, vor ca. 500 Nasen) live erleben zu dürfen. Zwar tritt der "Motor City Madman" seit Jahren nur noch mit zwei Begleitmusikern auf, doch powermäßig hat der Verantwortliche so vieler "Great Gonzos" keineswegs abgespeckt.
Ein Gitarrenfeuerwerk allererster Güte sollte auf eine sich in bester Stimmung vor der Bühne befindliche Meute abgeschossen werden. Nugent singt inzwischen über ein Headset, was ihm natürlich eine enorme Bewegungsfreiheit beschert und seine Dynamik verstärkt betont. Mag sein, dass er ein bisschen grau an den Schläfen geworden ist. Seiner Physis jedenfalls ist nicht anzumerken, dass "The Nuge" sich mit großen Schritten dem vollendeten sechsten Lebensjahrzehnt nähert. Der Mann springt nach wie vor wie ein Irrer über die Bühnenbretter und lässt ein unglaublich mitreißendes und aggressives Gitarrenfeuerwerk auf seine Mitmenschen los.
"As long as they have the right attitude...", schon klar. Sicherlich redet Nugent hier und da Stuss, jedoch sei gesagt, dass er sich diesbezüglich in Lichtenvoorde gut im Griff hatte.

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Das Trio spielte im Vergleich zu den vorherigen BLACKFOOT so unbeschreiblich "tight", dass man durchaus von dazwischen liegenden Welten reden konnte. Der Meister selber, aber auch ein Bassist der ihm das benötigte rhythmische Netz für seine artistischen Akte mit der Sechssaitigen lieferte und ein Drummer (Mick Brown, u.a. ex-DOKKEN), der die beiden Jungs vor ihm gnadenlos vorantrieb, lieferten ein perfektes Stageacting ab.
Mir persönlich hat die Stimme von Derek St. Holmes in Verbindung mit großen Hits wie Just What The Doctor Ordered (was leider nicht gespielt wurde) und Stranglehold (bei dem auch Nugent gesanglich nix vermasseln konnte) zwar besser gefallen, aber was soll's? Bei Klassikern wie Motor City Madhouse, Wang Dang Sweet Poontang, Snakeskin Cowboys oder Cat Scratch Fever bewies Nugent ein ums andere mal, dass er auch aus sogenannten ollen Kamellen immer wieder Neues herauszuholen vermag.
Die einzigen Tracks neueren Datums waren das instrumentale Klstrphnky und das stilistisch an glanzvolle Tage anknüpfende Rawdogs & Warhogs, welches in einer äußerst mitreißenden Version dargeboten wurde. Das Thema von Klstrphnky durchzog nahezu den ganzen Set, um in immer wieder andere Soli und Tracks zu münden.
Eigentlich hatte ich gar nicht mehr mit einer Zugabe gerechnet, doch der gute Ted hatte nur seinen Army-Hut gegen einen Indianerkopfschmuck eingetauscht, um anschließend den Great White Buffalo auf die begeisterte Meute loszulassen. Eine Stunde ging wie im Rausch vorüber und präsentierte einen Ted Nugent in blendender Verfassung. Ein Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltung!

Ich glaub, der war als Kind schon hyperaktiv oder so was in der Art. Einfach einzigartig, wie der Mann seine Gitarre bearbeitet, fast schon brutal, aber ein wahrer Hörgenuss! Da stören auch ein paar Marotten nicht, wie ein hinten an die Jeans angeheftetes Wolfsschwänzchen und dergleichen Spinnereien.

Ted Nugent im Hooked on Music

Das ARROW ROCK FESTIVAL wird unübersehbar von vielen Besuchern als eine Art "Happening" verstanden, bei dem man nicht unbedingt jeden Künstler sehen muss. Während der Umbaupausen dröhnen Klassiker wie Whole Lotta Rosie (AC/DC), Tie Your Mother Down (QUEEN) oder La Grange (ZZ TOP) durch die P.A., da lässt es sich auch auf dem grünen Rasen oder in einer der Sitzecken prima aushalten.
URIAH HEEP hatten ihre Stunde just nachdem der Herr Nougat allen Anwesenden gezeigt hatte wo der Hammer bzw. sein Schwänzchen hängt (nämlich hinten). Mick Box & Co. haben mich live nie enttäuscht, aber irgendwie ist das mit einer Band nach der anderen wie mit dem Bier: Irgendwann ist man voll (von Eindrücken). Darum kein Bericht über die Schöpfer von Evergreens wie Easy Livin' oder der Lady In Black. Ich begab mich statt dessen in das Areal mit den Verkaufsständen und durfte feststellen, dass ich mir BLACKFOOTs "Tomcattin'" als CD wohl bestellen muss. Nicht mal ein T-Shirt von denen war auffindbar.

Uriah Heep im Hooked on Music

Whitesnake Pünktlich um 17.30 Uhr enterten dann WHITESNAKE die Bühne im Rock Garden. Im Prinzip hat sich das Thema für mich seit den unseligen Steve Vai-Zeiten erledigt, allerdings soll man jedem eine Gelegenheit zur Besserung geben. Zuletzt hatte es ja im Forum des HoR eine Diskussion über Coverdales Söldnertruppe gegeben, aber um nicht in den Ruf eines ewig Gestrigen zu geraten, wollte ich dem aktuellen Line-Up eine Chance geben.
... die bereits mit dem ersten Track vertan wurde. Ich sag nur Burn. Der wieder verstärkt dunkelhaarige David C. kramte in "seiner" Vergangenheit. Mitten im Song kam dann der gute alte Stormbringer, ehe man zum Thema von Burn zurückfand. Ich dachte, DEEP PURPLE sollten erst um halb elf Uhr abends spielen.
Mit diesen Exkursionen sollte es dann aber auch gut gewesen sein. Somit blieben uns WINGER (Reb Beach - Gitarre), Ozzy Osbourne oder THIN LIZZY (Tommy Aldridge - Drums) erspart. Onkel DIO kam selber am nächsten Tag, also konnte Doug Aldritch (Gitarre) seine volle Konzentration dem Material der weißen Schlange widmen.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Ich will's mal so formulieren: Es war besser als 1994, als Coverdale sich im Vorprogramm von ZZ TOP und als Co-Headliner in Schüttorf blamierte. Nur, die Stimme ist verhunzt. Eine einzige Schreierei und sein immer noch inzwischen vollkommen überholtes pfauenhaftes Auftreten ließen mich an selige Zeiten bis "Slide It In" (1984) zurückdenken. Von dem er übrigens mehr brachte als auf dem empfehlenswerten Sampler "The Early Years" (2004) vertreten ist.
"'Ere's a song for ya ..." und Fool For Your Loving folgte. Fans jüngeren Geburtsdatums mag das gefallen habe. Auch Ain't No Love In The Heart Of The City kam nicht richtig schlecht... aber richtig gut eben auch nicht.
Da ich George Thorogood unbedingt von Anfang an sehen wollte, fiel mir der vorzeitige Abschied vom einstmals begnadeten Sänger David Coverdale leicht. Von Coverdale wohlgemerkt, mit dem Spirit der ursprünglichen WHITESNAKE hatte das Spektakel nichts mehr gemein. Für einen Festivalauftritt mag so etwas reichen, darüber hinaus ist das Ganze nur bedingt empfehlenswert.

Nach dem Gitarrenfeuerwerk von Herrn Nugent war das eher Hintergundsound zum Kräftetanken für den Gig von George Thorogood, auf den ich mich echt freute...

Whitesnake im Hooked on Music

George Thorogood George Thorogood habe ich bis dato nie live erleben dürfen. Der Mann macht sich hierzulande bis auf ein paar wenige Auftritte alle Jubeljahre äußerst rar. Im süddeutschen Raum war er glaub ich 2001 im Vorprogramm von AC/DC zu bestaunen, während NRW die TOTEN HOSEN vorgesetzt bekam.
In den Niederlanden schaut das nicht anders aus. Dort schon beinahe vergessen, wie das Programmheft zu vermelden wusste, präsentiert sich das Bild in seiner Heimat USA immer noch ganz anders. Klar vertickert er seine Alben auch jenseits des großen Teiches nicht mehr in den Mengen wie einst, doch runde 150 Konzerte pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Vielleicht ist der gute George auch deshalb nicht so besonders produktiv, was die Anzahl seiner Studio-Veröffentlichungen betrifft. Der redaktionsintern nicht unumstrittene jüngst herausgebrachte Longplayer "The Hard Stuff" ist erst Numero zwölf (ohne Gewähr, aber ich habe dreimal nachgerechnet), lässt man Bonus Tracks wie I'm A Steady Rollin' Man (einer seiner vielleicht besten Tracks überhaupt) oder Louie To Frisco vom Sampler "The Baddest Of" (1992) außen vor.
Mit seiner Compilation aus dem Jahre 2004, "Greatest Hits: 30 Years Of Rock", konnte Thorogood allerdings wieder eine "Goldene" einheimsen. Das Album wurde eine Nr. 1 in den Billboard Blues Charts und verzeichnete Notierungen in einem Zeitraum von mehr als 60 Wochen, vor Scheiben von Größen wie AEROSMITH und Eric Clapton.

GEORGE THOROGOOD and THE DESTROYERS begannen ihren Gig im sich allmählich füllenden Rock Palace mit der wie die Faust aufs Auge passenden Abgehnummer Rock Party. Mochte der Sound anfangs auch etwas matschig sein, so waren die Zuschauerreaktionen von Beginn an famos. Der große Beifall bereits nach dem ersten Song schien Thorogood sichtlich positiv zu überraschen.
In all den Jahren meiner Konzertbesuche habe ich selten einen Künstler mit solch einer positiven Ausstrahlung erleben dürfen. Was da gespielt wurde, geriet schon fast zur Nebensache, denn mit sich verbesserndem Sound steigerte sich neben "Bad George" die ganze Band in eine echte Spiellaune. Buddy Leach (Saxophon) nahm eine größere Rolle als auf "The Hard Stuff" ein, Jim Suhler (Gitarre) steuerte ein paar prägnante Soli bei und blieb während dem Rest der Show eher im Hintergrund bei seinem Mikrophon, während Bassist Bill Blough und Drummer Jeff Simon ein vorantreibendes Rhythmusfundament ablieferten. Ja, und Thorogood selber? Der Mann wirbelte über die Bühne und schien sichtlich Spaß an seinem Spiel und dem frenetisch mitgehenden Publikum zu haben. Seine Ausstrahlung ist verblüffend, mit ein paar ruckartigen Bewegungen vermag er große Jubelwellen und Beifallsbekundungen zu erzeugen. Sein Slidespiel ist nicht unbedingt virtuos, aber eminent wirkungsvoll in die Beine gehend. Es gab tatsächlich die besungene Rock Party, aber was für eine.
Move It On Over, Who Do You Love, eine knackige Version von Night Time, Gear Jammer mit klasse Soloteil, Get A Haircut, I Drink Alone in Weltklasse-Version, das unvermeidliche One Bourbon, One Scotch, One Beer oder als Zugabe das mächtig abgefeierte Bad To The Bone, hier saß jeder Track. Eine Stunde wie im Rausch mit einem George Thorogood und seinen Destroyers in Top-Form. Ein Highlight des diesjährigen Arrow Rock Festivals.

Und ich freute mich mit Recht! Das war wirklich eine tolle Party, die da im Zelt abging. Ich glaub, damit hat der George nicht gerechnet, dass das Publikum die Songs mitsingt und dermaßen abfeiert. Das hebt die Laune und da gibt man auch gerne noch ein paar Zugaben. Schade, dass Herr Thorogood ein so seltener Gast in unseren Breiten ist.

George Thorogood im Hooked on Music

Status Quo Nach diesem bärenstarken Auftritt begab ich mich zügigst wieder vor die große Bühne im Freien, wo STATUS QUO gerade mit Caroline loslegten. Die Playlist der folgenden Songs kann ich mir und den verehrten Leser/innen getrost schenken. Sie ist deckungsgleich mit denen der Vorjahre. Ansonsten fiel mir auf, dass Rossi, Parfitt & Co. etwas frischer als auf den vergangenen Tourneen wirkten. Rick hat die Haare wieder kurz und eine Telecaster mit dem Motiv des Union Jack, Gerundula wurde restlos kaputt gedudelt und das Drumsolo war immer noch mehr als flüssig, nämlich überfl...
Den Leuten schien es zu gefallen, wenngleich Euphorie anders aussieht. Na ja, die beiden mächtig abgehenden blonden Schnuckels in der ersten Reihe wurden vom Kameramann ständig eingefangen und großleinwandig projiziert, und meinereiner empfand diesen Gig als nicht so frustig wie die beiden Jahre zuvor erlebt. Reicht das für einen guten Auftritt? Sagen wir mal, QUO präsentierten sich solide, für ein Festival in Ordnung.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Mein geäußerter Wunsch "... vielleicht doch noch einmal Alan Lancaster und John Coghlan..." wurde von der besseren Hälfte ins Reich des märchenhaften Wunschdenkens verwiesen. Bin ich wirklich so unverbesserlich? Lasset die Zeichen sprechen. Die erste Reihe der Re-Releases hörte mit "Never Too Late" auf, und der Drummer des legendären Line-Ups Rossi/Parfitt/Lancaster/Coghlan auch (nach der dazugehörigen Tour). Die beiden letzten Alben, "Heavy Traffic" (2002) und "The Party Ain't Over Yet" (2005) kamen den glorreichen Zeiten sehr nahe, und...

... nun ja, ich bin ja kein bekennender QUO-Fan und ich fand es nicht ausreichend. Das sah eher nach Arbeit fürs tägliche Brot aus. Das kann ich mir auch irgendwie nicht "schön wünschen" oder "saufen".

Status Quo im Hooked on Music

Deep Purple ... Ian Gillan war doch auch schon mal fort. Oder sogar zwei mal. Doch seit Herr Blackmore gegangen (worden?) ist, scheint Mr. Gillan aufzublühen. 1983 habe ich ihn mal desaströs mit BLACK SABBATH erleben dürfen. Davon ist er über zwanzig Jahre später nicht nur kalendermäßig um weit mehr als zwei Dekaden, sondern musikalisch auch um Lichtjahre entfernt. Ein David Coverdale hat sich hoffentlich DEEP PURPLE angeschaut, denn so präsentiert sich ein verdienter Headliner.

Wie bereits 2003 toppten die "Tief Purpurnen" ein hochkarätiges Billing (des ersten Tages). Roger Glover (Bass), Ian Paice (Drums), Don Airey (Keyboards), Steve Morse (Gitarre) und eben Ian Gillan (Vocals) bilden seit Jahren ein traumhaft aufeinander eingespieltes Kollektiv, das mit einer solchen Lockerheit durch schwierigste musikalische Passagen segelt, dass es einem schier die Sprache verschlägt. Da wird irgendwo herumgejammt, und plötzlich befindet man sich wieder in einem der unsterblichen Klassiker wie Black Night oder Space Truckin'.
Das neue Rapture Of The Deep mag seine Kritiker haben, live fügte es sich nahtlos in einen präzisen und gleichwohl zauberhaft tighten Gig ein. Ian Gillan (war der barfuß?) und Steve Morse lieferten sich fantastische Duelle, bei denen ich mich fragte, wie der wohl einzig wahre PURPLE-Frontmann das noch schafft. Es ist eine helle Freude diese Band spielen zu sehen und ihre Musik bei hervorragendem Sound zu genießen.
Soli mögen oft langweilig sein, aber was Don Airey ablieferte, ließ einen auch den großen Jon Lord vergessen. Glover und Paice mögen weniger auffallend spielen, meint man vielleicht. Doch genau hingehört, fellows: Was Glover da an präzisen, druckvollen und gleichzeitig abwechslungsreichen Spiel auf seinem Bass ablieferte, lässt mindestens 99% der konkurrierenden Tieftöner sowohl blass aussehen als auch klingen.
Lazy wie gewohnt in einer stets neuen Verpackung, ein grandioses When A Blind Man Cries mit einem überragenden Gillan und ein mächtiges Perfect Strangers konnten das zahlreiche Publikum mehr als überzeugen.
JOURNEY hatten den Bildern nach zu urteilen im Rock Palace schwer abgeräumt, und als deren Gitarrist Neal Schon zu einer kleinen Session vor und während Smoke On The Water auf die Bühne kam, fand ein großartiges Konzert an einem gelungenen ersten Festivaltag zu einem seiner zahlreichen Höhepunkte.
Auftritte von DEEP PURPLE machen einfach Laune. Diese Band ist ein wahrer livehaftiger Genuss und für mich in dieser Konstellation das vielleicht beste Line-Up, das sie jemals auf der Bühne hatten.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Der Auftritt war wirklich originell in Szene gesetzt, mit einem kleinen Einführungsfilmchen auf den erwähnten Leinwänden. Dort wurde eine Kiste hereingeschoben, der dann nacheinander sämtliche Musiker entstiegen und in der selben Reihenfolge tauchten sie dann live auf der Bühne auf. DEEP PURPLE waren wirklich in Höchstform. Für mich ist besonders der Gitarrensound von PURPLE einmalig. Diese fundamentalen, eingängigen Riffs und die immer gut abgestimmten Soli. Dabei kommen die Messieurs Gillan, Morse, Airey, Glover und Paice auch noch sehr engagiert und sympathisch rüber. Ein super Finale für den ersten Festival-Tag!

Deep Purple im Hooked on Music

Fazit des ersten Tages: DEEP PURPLE, George Thorogood und Ted Nugent absolute Weltklasse vor routinierten STATUS QUO, überkandidelten WHITESNAKE und blassen BLACKFOOT. Gegen halb drei in der früh wieder daheim eingetrudelt. Noch 'nen Absacker und ab in die Heia. Auch ein (Home of ) Rocker muss mal schlafen.

Der zweite Festival-Tag ließ sich eher gemach an. STARSAILORs Auftritt wurde bereits im Vorfeld der Veranstaltung gecancelt, wodurch es am frühen Nachmittag zu Änderungen im Ablauf der Veranstaltung kam welche im Programmheft schon nicht mehr aufgeführt werden konnten. Apropos Programmheft. Dass es nix kostet ist nur löblich und soll auch hoffentlich weiterhin so bleiben. Allerdings bleibt hier die Frage an die Redaktion, nach welchen Kriterien die Fotos der auftretenden Künstler ausgewählt wurden. Aktuelle Bilder von Roger Waters und Ray Davies, QUEENSRYCHE mit einem Pic aus der "Rage For Order"-Phase 1986 (also mächtig overstyled mit einem Chris De Garmo der seit Jahren zumindest live nicht mehr dabei ist), QUO nur als Rick Parfitt, Nugent mit einer Aufnahmen aus den tiefsten Siebzigern. Das gleiche bei HEEP und JOURNEY, während man bei PURPLE wohl eine aktuelle Photographie zur Hand hatte. WHITESNAKE in einer längst überholten Besetzung abzubilden, lässt den Betrachter zumindest schmunzeln. Also Leute, das kann noch besser werden...

Riverside Am frühen Nachmittag legten dann die kurzfristig ins Billing geholten RIVERSIDE im Zelt los. Los legen ist eigentlich eher falsch, denn so richtig doll bewegte sich eigentlich nichts. Optische Langeweile kann ja durch eine musikalische Glanzleistung mehr als kompensiert werden, jedoch tat sich für unsere Begriffe, sprich meinereiner plus Gattin, nichts Reizvolles auf. Es hat den eher Prog Rock-orientierten Leuten unter den Anwesenden zumindest teilweise gefallen, denn der Applaus übertraf eindeutig das Höflichkeitslevel. Uns war's schlicht & einfach zu langweilig.

Da holen wir uns doch lieber noch ein Bier und gehen ein bisschen Merchandising gucken und was sich sonst noch so tut...

Riverside im Hooked on Music

Der vorzeitige Abmarsch aus dem Rock Palace endete auf der in diesem Jahr links von der Hauptbühne neu erstellten kleinen Sitztribüne, von wo aus man der gemächlichen Musik von PORCUPINE TREE bequem zuhören konnte. Die Engländer sind nicht gerade eine astreine Rock'n'Roll-Band und die Action auf der Bühne hält sich in Grenzen. Was hier zählt ist wirklich nur die Musik. Und die hat es durchaus in sich. Der einstündige Auftritt fiel wahrscheinlich viel zu kurz aus, denn die spannungsgeladenen Tracks der Band benötigen oft einen längeren Zeitraum bis zu ihrer vollen Entfaltung.
In Zeiten dramatisch absackender Tonträger-Verkäufe bringen es PORCUPINE TREE in ihrer Heimat auf Zahlen um die 70.000 Einheiten pro Album, was sicherlich auch als ein Indiz für die hohe Qualität ihres Songmaterials anzusehen ist. Sowohl instrumental als auch gesanglich sehr ansprechend, kann man die Gruppe wirklich jedem anspruchsvollerem Rockfan bedenkenlos empfehlen.

PORCUPINE TREE kannte ich nicht. Ich war überrascht, hat mir gefallen was ich da hörte.

Porcupine Tree im Hooked on Music

Pavlov's Dog Zu PAVLOV'S DOG weiß ich nichts zu vermelden. Bea und ihre Schwester haben sich das im Zelt angeschaut, ich durfte aufs Gepäck aufpassen und dabei weiterhin auf der Tribüne verweilen. Recht so, eine Hörprobe bei meiner Schwägerin erinnerte mich an einen Geddy Lee (RUSH) mit furchtbar krächzender Stimme und an eine Musik, die ich in eine verstaubte Ecke der Siebziger packen würde.

Für mich klang das ein bisschen zu popig und nicht rockig genug. Die Stimme allerdings ist wirklich einzigartig, ob's gefällt oder nicht...

Pavlov's Dog im Hooked on Music

Ray Davies Auf den Gig von Ray Davies hatte ich mich echt gefreut. Einige mitreißende Shows in der zweiten Hälfte der Achtziger hatten mich auch live von den Qualitäten der KINKS überzeugen können. Letztmals 1993 gesehen, würde ich rückwirkend sagen, dass sich der Bruch zwischen den Gebrüdern Davies bereits damals überdeutlich andeutete.
Der Auftritt schien unter keinem guten Stern zu stehen, denn offensichtlich gab es technische oder logistische Problem, die darin gipfelten, dass man mit dem Aufbau der Instrumente und Backline zu einem Zeitpunkt begann, als die Show hätte gerade beginnen sollen. Mit einer beinahe halbstündigen Verspätung, die zum später störenden Überschneiden mit dem DIO-Gig im Zelt führte, betrat dann eine Legende der Rock-/Pop-Musik die Bühne.

Low Budget machte den Anfang, aber das Publikum wollte bei dem von Mr. Davies eingeforderten Mitsingpassagen nicht mitspielen. Ob es an der Hitze lag oder an seiner Performance, ich weiß es nicht. "Gut, wenn die nicht mitsingen wollen rocken wir eben das Haus", so hätte vielleicht manch einer gedacht. Das ehemalige Mastermind der KINKS (die sich offiziell nicht aufgelöst haben) schien mir aber zumindest einen Leichten in den Hacken zu haben. Er ließ I'm Not Like Everybody Else folgen und forderte erneut ohne großen Erfolg die zahlreich versammelten Zuschauer/-hörer zum Mitwirken auf.
Davies' anfänglich klägliche Stimme wurde allmählich besser, ohne aber an frühere Glanzzeiten anknüpfen zu können. Seine Begleitband kauerte geschlossen im hinteren Teil der Bühne, auf welcher jetzt auch Songs vom neuen Solo-Album "Other People's Lives" recht belanglos abgespult wurden.
Ein Desaster zeichnete sich bereits ab, als Ray Davies eine akustische Version von Sunny Afternoon mit Gänsehautfeeling zum Besten gab, welcher eine weitere unplugged Ausgabe namens Dead End Street folgte. Anstatt dort anzuknüpfen und dem Volk die alten Klassiker um die Ohren zu hauen, gab es unter Hinzunahme einer blassen Background-Vocalistin Neues vom Chef und eine belanglose Darbietung der/des vielbesungenen Lola.
Dave Davies mag nicht viel zum Songmaterial (Death Of A Clown, auch wenn es als Soloaufnahme gilt oder das phantastische Living On A Thin Line) der KINKS beigetragen haben, aber live waren die Davies-Brüder eine Macht. Seine - im Vergleich zu Rays brüchiger Stimme - hohen Vocals bei den Refrains, die energiegeladene Bühnenshow mit den Sprints bei seinen Soli über die Laufstege ins Publikum, das alles machte u.a. den großen Reiz einer Band aus, die einst locker auf einem Treppchen mit den WHO stand.
Ray Davies scheint das zu wissen. All Day And All Of The Night widmete er vor versammeltem Publikum seinem Bruder Dave. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Streithähne noch einmal versöhnen und uns mit Klassikern wie You Really Got Me, Dedicated Follower Of Fashion, Waterloo Sunset oder den aus den Achtzigern stammenden Come Dancing und State Of Confusion wieder die Magie der KINKS spüren lassen.

Ich weiß nicht, warum bei dem Auftritt von Ray Davies die Kameras nicht mitmachten (... vielleicht auf den besonderen Wunsch des Stars? Ganz nebenbei, der Mann hatte getrunken...). Es gab keine Nahaufnahmen vom Geschehen auf der Bühne, nur die Totale und keine Details. Dadurch sprang der Funke nicht über. Direkt vor der Bühne war das nicht wichtig, aber der Rest vom Gewimmel blieb irgendwie außen vor. Absolut tödlich war dann auch noch die Überschneidung mit dem nachfolgenden Act im Zelt nebenan. Man stelle sich vor: Mit Akustikgitarre gegen DIO!

Ray Davies im Hooked on Music

An dieser Stelle ein paar Sätze zu DIO und QUEENSRYCHE.
Es gab Zeiten, da war nach der Bekanntgabe von Tourdaten dieser Acts mein nächster Weg jener zur Kartenvorverkaufsstelle. Diese Zeiten sind lange passé und hängen keineswegs mit sinkenden Verkaufszahlen zusammen. Daran macht man keine Qualität aus. Es gab Entwicklungen in beiden Bandlagern, die jeder Fan harter Rockmusik gewiss unterschiedlich aufgenommen hat. Die Zahl der verkauften Alben und Konzerttickets spricht schon seit Jahren Bände. Nicht weil es dem Hard'n'Heavy-Rock nicht mehr so toll wie einst geht, sondern vielmehr stagnieren diese Bands bzw. entwickeln sich in Richtungen, die immer weniger auf das Interesse ihrer Klientel stoßen.
Jeder Fan wird diesen Zeitpunkt für sich festgemacht haben, sofern er nicht auch heute noch CDs, DVDs oder Karten für Shows dieser Künstler kauft. Im Falle DIO sehe ich, so sehr ich seine vorherigen Arbeiten sowohl mit seiner eigenen Band als auch zuvor mit RAINBOW und BLACK SABBATH schätze, seit dem Ausstieg Vivian Campbells (von dem später noch positivst die Rede sein wird), sprich der '86er Tour zum letzten großen Album "Sacred Heart" (1985), nur noch auf einen künstlerischen Abstieg vor mir.
QUEENSRYCHE, einst so hoffnungsvoll startend und zurecht als "die" Band der Zukunft bezeichnet, haben bereits mit "Promised Land" (1994) abgebaut. Chris De Garmo hin oder her, der Niedergang begann bereits zu Zeiten, als dieses einst wichtigste (?) Mitglied des Seattle-Fünfers noch Teil der Band gewesen ist.
Diese Sätze repräsentieren wie gesagt nur meine persönliche Meinung. Oder doch nicht? Kommentare bitte ins Forum. Konzertberichte werden ebenfalls gerne genommen. Vielleicht habe ich mich ja doch geirrt und bereue meine Ignoranz bezüglich der beiden Auftritte beim diesjährigen Arrow Rock Festival.

Dio im Hooked on Music

Queensryche im Hooked on Music

Def Leppard DEF LEPPARD hatte ich nämlich auch bereits ziemlich abgeschrieben. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, als ich erstmals von ihrer Teilnahme am diesjährigen Event las. Ein großer Irrtum, wie ich bereits nach den ersten Tönen ihres Einstiegs mit Let It Go vom '81er-Album "High 'N' Dry" feststellen durfte. Kaum hatte Phil Collen das erste mal in die Saiten gehauen, traute ich kaum meinen Ohren. Fetter Gitarrensound vom Feinsten, der auch die Songs von einst reichlich glattpolierten Longplayern in einem völlig veränderten, sprich rockigeren Gewand zu neuem Leben auferstehen ließ.
Die Jungs aus Sheffield, die in ihrer Karriere diverse Schicksalsschläge zu überstehen hatten (Drummer Rick Allen verlor 1984 durch einen Autounfall einen Arm, Gitarrist Steve Clark starb 1991 an Drogenmissbrauch) und seit ihrem fünften Album "Adrenalize" (1992) auf dem kommerziell absteigenden Ast waren, tauchten wie der berühmte Phönix aus der Asche mit einer beeindruckenden Stadion-Rock-Show auf. Let's Get Rocked und Make Love Like A Man, beide von der vielgescholtenen "Adrenalize"-Scheibe, rockten neben allen folgenden weiteren Tracks das weitläufige Gelände in Grund und Boden.

DEF LEPPARD sehen sich laut Programmheft in Konkurrenz mit Madonna und Michael Jackson und nicht mit JUDAS PRIEST oder MOTÖRHEAD. Keine Ahnung, ob der Redakteur sie missverstanden hat. Sicherlich hat sich seit den frühen Tagen der NWOBHM (New Wave Of British Heavy Metal) vieles bewegt und die Entwicklung der Gruppe einen Weg fort vom einstmals rauen Klang ihres Debut "On Through The Night" (1979) genommen. In Lichtenvoorde präsentierte sich jedenfalls ein Act, der großen Wert auf knackige Gitarrenriffs, bei einem äußerst druckvollen und dynamischen Sound zu legen schien.
Rock Rock (Till You Drop), Photograph, Rock Of Ages (alle vom ersten Mega-Seller "Pyromania", 1983) oder Pour Some Sugar On Me (vom sich noch besser verkaufendem Nachfolger "Hysteria", 1987) klangen als hätten sie eine intensive Behandlung mit Frischzellen hinter sich. Hatte ich die Band in ihren Besetzungen aus alten Tagen als immer etwas "gestelzt" und "künstlich" in Erinnerung, so erschien mir die aktuelle Formation (sprich jene der letzten knapp fünfzehn Jahre) wie ein frischer Wirbelwind.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ DEF LEPPARD stehen nicht unbedingt für ellenlange Soli. Was Phil Collen und der im Zusammenhang mit seinem früheren Arbeitgeber DIO bereits genannte Vivian Campbell an gitarristischer Zusammenarbeit ablieferten, sollte allerdings den letzten Zweifler überzeugt haben. Dagegen sind Herrschaften wie Tipton/Downing (JUDAS PRIEST) nur noch ein laues Lüftchen. Ob die Vocals alle "echt" waren, who knows? Das Ganze klang jedenfalls mächtig, allerdings nicht so glatt wie auf ihren Alben. Prächtig auch die Drums von Rick Allen, der die tauben Leoparden regelrecht vor sich her trieb.
Dass die Wurzeln der Gruppe doch eher im guten alten Hard Rock liegen bewies sicherlich nicht nur das THIN LIZZY T-Shirt ("Bad Reputation") von Joe Elliott. Nicht unbedingt der beste Sänger aller Zeiten, lieferte er allerdings wie auch der erblondete Bassist Rick Savage an seinem "Union Jack"-Bass eine mehr als solide Vorstellung ab. DEF LEPPARD entpuppten sich 2006 als ein starkes Team, das bewegungsreich ein wahres Power-Rock-Feuerwerk auf sichtlich begeisterte Festivalbesucher abfeuerte.

Nee, das nix zum Abschreiben, sehr erfrischend das Ganze. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich mir eine CD von DEF LEPPARD zulegen werde, aber live ging da wirklich eine Menge ab. Quicklebendig und sehr sportlich im Stageacting und die Musik war echt zum Abfeiern.

Def Leppard im Hooked on Music

Roger Waters Der Headliner am Samstag war Roger Waters. Ich habe in den Jahren zuvor nicht einen solchen Massenaufmarsch an Fans erlebt, wie zu diesem mit Pause fast drei Stunden währenden Auftritt. Das Gelände durch zusätzliche Lautsprechertürme an den Seiten vorzüglich beschallend, stellte die mehr oder weniger Fast-PINK FLOYD-Show alles bis dahin dagewesene in den Schatten. Das komplette Album "Dark Side Of The Moon" an einem Stück nach der Pause, Wish You Here, Another Brick In The Wall, Shine On You Crazy Diamond, ein paar Titel aus seiner Solozeit, eine beeindruckende Show mit Filmchen (besonders die schwarz-weißen aus der Phase mit Syd Barrett kamen unglaublich stimmungsvoll herüber) auf den Leinwänden hinten, auf und neben der Bühne, sowie Feuer und Flammen plus einer exzellent eingespielten Band und ein sehr gut aufgelegter Roger Waters (Bass, akustische Gitarre, Vocals) ließen selbst die starken Touren der Jahre 1988 & 1994 seiner ehemaligen Bandkollegen David Gilmour (Gitarre), Nick Mason (Drums) und Richard Wright (Keyboards) keinesfalls besser erscheinen. Seinerzeit zwar gut, aber doch relativ pompös, konnte Waters musikalisch und dramaturgisch vergleichsweise größere Akzente setzen.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Von einem Konzert konnte eigentlich nicht die Rede sein. Eine Aufführung, ein Event... ein unvergleichlicher Abend, der nur schwerlich in Worte zu kleiden ist. Wahrscheinlich wird es wohl über kurz oder lang eine DVD dazu geben, denn nahezu die Hälfte aller Auftritte findet in den USA statt. Die dortigen Geschäftsleute werden es sich garantiert nicht entgehen lassen, ein Jahrhundertwerk wie "Dark Side Of The Moon" auch visuell auszuschlachten und einen neuen Dollarregen anzupeilen. Dann kann sich ja jeder, der bei diesem Mega-Gig nicht dabei war, im heimischen Kinosessel noch einmal zu Gemüte führen, was er da tatsächlich verpasst hat. Nämlich ein phänomenales Stück Rockmusikgeschichte.

Also das war wirklich die Krönung eines insgesamt vortrefflichen Festivals. Eine durch und durch wunderbar inszenierte Darbietung, die ich mit meiner Schwester, die auch nicht groß gewachsen ist, von der Tribüne aus genießen konnte. Da konnte man sich fallen lassen und wurde rundherum verwöhnt mit Surroundsound, Pyroshow und Begleitfilmen. Da tat der Popo nicht mehr weh von der harten Sitzbank, das Gesicht nicht mehr vom Sonnenbrand, da war das alles nicht mehr wichtig. Man hörte nur noch der Musik und gelegentlichen OHHH'S und AHHH'S der Menge zu. Die riesige Menschenmenge war in Einklang fasziniert. Musikalisch und auch gesanglich (drei tolle Background-Sängerinnen) überaus perfekt. Wie groß die Menge war, hat man später gemerkt, als man vom Parkplatz runterfahren wollte. Die Wartezeit von sicherlich zweieinhalb Stunden hatte eine ernüchternde Wirkung. Wir waren dann auch erst im Hellen zu Hause und haben noch ein bisschen Sonnenaufgang als Ausklang genossen bevor wir todmüde ins Bett fielen...

Roger Waters im Hooked on Music

Abgesehen davon, dass die vorbestellten und -bezahlten Tickets anscheinend erst spät an die Besteller geschickt wurden (einige Leser des Hooked on Music hatten sich besorgt an die Redaktion gewandt) und die Abfahrt am Ende des zweiten Tages ausgesprochen langwierig ausfiel, darf man getrost von einem phantastischen Arrow Rock Festival 2006 reden. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr, ohne zu wissen, wen wir dann dort antreffen werden.

Jürgen & Bea Ruland, 11.06.2006

Bilder: Harald "Metalharry" Elbracht, 11.06.2006

Bilder: Ralf Frank, 11.06.2006

 

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