Lion Shepherd Hiraeth, Glassville Records, 2015 |
Kamil Haidar | Gesang | |||
Mateusz Owczarek | Gitarre & Oud | |||
Wojciech Rucinski | Bass | |||
Slawek Berny | Schlagzeug | |||
Gastmusiker | ||||
Rasm Al Mashan | Gesang (Tracks 1 & 9) | |||
Radoslaw Kordowski | Hammond (Tracks 2 & 6), Piano (Track 8) & Gesang (Track 1) | |||
Jahiar Azim Irani | Santur (Tracks 1, 4, 8 & 9) & Gesang (Track 9) | |||
Samuel Owczarek | Mundharmonika (Tracks 4 & 10) | |||
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01. Fly On | 06. Past In Mirror | |||
02. Lights Out | 07. Wander | |||
03. Brave New World | 08. Infidel Act Of Love | |||
04. Music Box Ballerina | 09. Smell Of War | |||
05. I'm Open | 10. Strongest Breed | |||
Hinter LION SHEPHERD stehen zwei bekannte Gesichter der polnischen Rock-Szene: zum einen Sänger und Produzent Kamil Haidar, dessen Markenzeichen es ist, in seine Projekte auch immer Anleihen aus der fernöstlichen Musik einfließen lässt. Zum anderen ist da noch Mateusz Owczarek; der Gitarrist hat in seiner Heimat schon zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und stand auch schon mit solch internationalen Größen wie Michael Lee Firkins auf der Bühne. Bei diesem Projekt bringen sie nun die orientalischen und Weltmusik- Einflüsse mit progressiver Rock-Musik zusammen.
Für ihr Debüt haben sie den Titel “Hiraeth“ gewählt, ein walisisches Wort, das man eigentlich nicht perfekt übersetzen kann, es bedeutet aber wohl so viel wie Heimweh, mit der Einschränkung, dass man dorthin nicht zurückkehren kann und dieser Ort wohl auch nie so existiert hat. Ein sehr bedeutungsschwangerer Titel also, der durch den Band-Namen und auf der Homepage der Gruppe zudem noch von der Äsop-Fabel vom Löwen (lion) und dem Hirten (shepherd) unterstrichen wird. Hier wird nichts dem Zufall überlassen.
Ebenso verfahren die beiden Polen mit der Musik auf “Hiraeth“. Schon der Opener Fly On führt den Hörer in die mystisch-angehauchte, mal folkig oder auch orientalisch beeinflusste musikalische Welt der Gruppe ein. Man kann dabei aber auch schon direkt Querverweise auf die experimentelle Seite von etwa LED ZEPPELIN entdecken. Klar ist aber auch schnell, mit Scheuklappen-Denken kommt man bei dieser Musik nicht weiter, denn schon das erste Stück beweist, wie gut sich kernig-rockige Riffs mit fernöstlichen Instrumenten wie der Santur verbinden lassen. Denn Haidar und Owczarek forcieren hier nichts, sondern fügen mit der nötigen Achtsamkeit nur die Dinge zusammen, die auch passen.
Dabei geht die Band sehr abwechslungsreich vor. Hier hört man die Musiker manchmal rockiger (wie noch bei Brave New World oder Smell Of War, die in den härteren Gesangs-Passagen fast schon leichte Parallelen zu Maynard James Keenan von A PERFECT CIRCLE und TOOL aufweisen) aber dann auch stellenweise sehr ruhig (zum Beispiel bei den famosen Lights Out und Wander aber auch in I’m Open). Die Lieder sind so vielschichtig, dass die Scheibe immer wieder ein Hochgenuss ist. Man kann beim Hören immer wieder neue Details entdecken und gerade die ruhigen Stücke sind alles andere als simpel gestrickt, sondern eher noch reichhaltiger als die Rock-Songs.
LION SHEPHERD haben mit “Hiraeth“ mal direkt einen Karriere-Start nach Maß hingelegt, der definitiv Lust auf mehr macht. Aber eine gewisse Neugier und Geduld ist bei dieser Art von Musik sicherlich Grundvoraussetzung, um das Album in all seiner Pracht und seinen verschiedenen musikalischen Farben genießen zu können. Ein großes Lob gebührt aber auch den individuellen Leistungen von Haidar und Owczarek. Der eine saugt den Hörer durch seinen gefühlvollen Gesangsvortrag tief in die Stimmung der Musik hinein und der andere berauscht dann mit sehr geschmackvollen und niemals übertriebenen Exkursionen auf der Gitarre. Alles im Dienste des Songs, so wie es sein sollte. “Hiraeth“ sorgt dafür, dass man sich an diesen Ort wünscht, wo nur solche Musik gespielt und geschrieben wird – auch wenn es den nie gab.