Lisa Germano

No Elephants

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 05.04.2013
Jahr: 2013
Stil: Singer/Songwriter

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Redakteur(e):

Steffen Frahm


Lisa Germano
No Elephants, Badman Recording Co., 2013
Lisa GermanoVarious Instruments
Jamie CandiloroDrum Loops, Unearthly Sounds
Sebastian SteinbergAcoustic Bass
Produziert von: Jamie Candiloro Länge: 35 Min 12 Sek Medium: CD
01.Ruminants07.Up In The Air
02.No Elephants08.Dance Of The Bees
03.Apathy And The Devil09.Diamonds
04.Back To Earth10....And So On
05.Haunted11.Last Straws For Sale
06.A Feast12.Strange Bird

"i don't know...except my communication with myself, the earth and its beings is getting weirder everyday...it seems as if i could replace all the shit in my head, my troubles relating to humans back to the earth and its beings' troubles relating back to me i think that's what this record is about" - Ich würde sagen, das trifft's und ziehe meinen Hut vor soviel Man-selbst-sein. Lisa Germano, vor allem bekannt durch die Alben, die sie in den 90ern auf 4AD veröffentlichte, scheint mir als ziemlichem Neuling ein Fall aus der Kategorie "Love it/leave it" zu sein, und ich bin mir uneins, auf welche Seite des Slashs ich mich stellen soll.
Da schießt mir doch in diesem Moment die Erinnerung an eine etwas steife Geburtstagsparty in einem Ex-Freundeskreis in den Kopf, auf der für eine Zeit alle froh waren, daß ein musikkundiger Formatradio-Fuzzi seine Fantasien über die Lebensgewohnheiten exzentrischer Avant-Pop-Damen zum Gegenstand eines recht unterhaltsamen Monologes machte: Es ging vor allem um Kate Bush und Tori Amos und daß diese zwei ja wohl nicht alle Kekse in der Dose hätten. Wahrscheinlich würden sie in ihren großen Häusern den ganzen Tag an Fäden von der Decke hängen.
Sämtliche Angehörige von Lisa Germanos cult following mögen mich kollektiv mit Katzenscheisse bewerfen, aber gerade stelle ich mir vor, wie Lisa Germano in ihrem Haus von der Decke hängt; vielleicht in Gesellschaft von Tori Amos und Kate Bush, die sie für eine Runde Von-der-Decke-hängen zu sich eingeladen hat. Die Kontakte zur obersten Liga bestehen/bestanden ja, war doch Germano als Musikerin-für-alle-Fälle immerhin für u.a. John Mellencamp, David Bowie, GIANT SAND oder die SIMPLE MINDS tätig.

"No Elephants" ist das kammermusikalischste, sparsamste und intimste Album, das Lisa Germano je aufgenommen hat. Ihr Piano ist das maßgebliche Instrument. Es ist keine Produktionslaune, daß auf diesem Album Tierlaute zu hören sind (Krähen und anderes Federvieh im Opener"Ruminants", eine Menge weiterer Tiere, deren Laute ich gerade nicht zuordnen kann in "...And So On"): "No Elephants" handelt von der grenzenlosen Grausamkeit des Menschen zum Tier. Einerseits. Andererseits wirft es einen Blick auf zwischenmenschliche Kommunikation in unserer hypertechnologisierten Welt. "Dance Of The Bees", ein Instrumental, bringt diese 2 scheinbar erstmal nicht direkt verlinkten thematischen Stränge zusammen, indem es auf kunstvolle Weise Geräusche eines netzsuchenden Handys mit, you name it Bienengesumme verschränkt. Bienen kommunizieren, indem sie tanzen. Mittels bestimmter Bewegungsabläufe teilen sie ihren Volksgenossen verblüffend genau mit, wo sich die nächste Futterquelle befindet, von welcher Qualität der Stoff ist und worum es sich überhaupt handelt. Stell dir vor, ich komme in dein Haus und teile dir, mich lyrisch verrenkend, mit, daß an der Ecke gerade ein neuer Imbiß mit prima verganen Bio-Takeaways eröffnet hat. Das hat dann natürlich rein gar nichts mehr mit dem ganzen Quadratstuß zu tun, den Millionen Menschen jeden Tag in den Äther schicken und den sie für Kommunikation halten - während sie gerade beim Fischhändler Schillerlocken kaufen oder sowas

Die kompromißlose Direktheit von Lisa Germanos Gesang über den zerbrechlichen Arrangements dürfte für derart vergiftete Seelen (oder auch einfach nur für den durchschnittlichen Amy McDonald-Hörer; oder für mich) in der Summe zuviel sein. Meistens singt sie in einem dringlichen Falsett, nah am Mikrofon, und die Kompressoren sind so eingestellt, daß ja kein Atemgeräusch verlorengeht. Das lappt manchmal ins Unheimliche, besonders bei "The Feast", wo Brocken aus Piano (später mit Streichern) und Gesang von eerie Psycho-Spieluhrsounds unterbrochen werden, die an Filme wie Dario Argentos "Suspiria" erinnern. Was einen gewissen Grad an Unmittelbarkeit angeht, kommt "No Elephants" an das 1998 erschienene Solo-Album von Mark Hollis heran, mit dem ich trotz aller objektiven Wertschätzung nie so recht warm geworden bin. Hat mich einfach zu sehr angestrengt. Zutiefst aufrichtige, sich keinen Pfifferling um Markt- Konventionen scherende Musik von sehr speziellen Menschen. Von der Beschreibung her eigentlich das Richtige für mich. Im Falle von "No Elephants" und Lisa Germano bleibt es bei ehrlichem Respekt und einer gewissen Angst davor, mich richtig drauf einzulassen.

Steffen Frahm, 02.04.2013

 

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