Louie And The Lovers The Complete Recordings, Bear Family Records, 2009 |
Personnel (1 - 15): | ||||
Louie Ortega | Vocals, Guitar | |||
Frank Paredes | Vocals, Guitar | |||
Steve Vargas | Bass, Keyboards | |||
Albert Parra | Drums | |||
Personnel (16 - 27): | ||||
Louie Ortega | Vocals, Guitar | |||
Frank Paredes | Vocals, Bass | |||
Steve Vargas | Organ | |||
Albert Parra | Drums | |||
John Rendon | Vocals, Guitar | |||
Guest Artists on Atlantic Session: | ||||
Doug Sahm | Guitar | |||
Flaco Jimenez | Accordion | |||
Dr. John | Keyboards | |||
Joe Lala | Timbalas | |||
David "Fathead" Newman | Sax & the Memphis Horns | |||
Charlie Owens | Steel Guitar | |||
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01. Rise | 15. Out Of Jail (Steve's Tune) | |||
02. I've Always Got You On My Mind | 16. My Belief In You | |||
03. Sittin' By Your River | 17. Caribbean | |||
04. Driver Go Slow | 18. We Don't Have To Change | |||
05. I Know You Know | 19. Spread Some Love Around | |||
06. Royal Oakie | 20. Forgive Me This Time | |||
07. I Don't Want To Be Seen With You | 21. Ya No Ilores | |||
08. I Just Met You | 22. Please Wake Up | |||
09. Rock Me Baby | 23. Down Around Salinas | |||
10. If The Night | 24. La Paloma | |||
11. It's The Morning | 25. If You Ever Say You Love Me | |||
12. Four-Time Loser | 26. El Paso | |||
13. Little Georgie Baker | 27. Never Be A Saint | |||
14. Tomorrow Just Might Change | ||||
Jetzt mal Hand auf's Herz: Wer hat in den 1970ern von LOUIE AND THE LOVERS gehört bzw. sie zur Kenntnis genommen?! Zwei, drei...! Na gut, wenn sich zehn Mann melden, spendier ich dem Elften ein Bier...!
Louie Ortega war/ist mexikanischer Abstammung und mischte um 1970, dazumal in Salinas/CA. zu Hause, ein wenig in der Tex-Mex-Westcoast-Szene mit. Entdeckt wurden er und seine Band (die ausnahmslos aus Schulfreunden bestand) von keinem Geringeren als DOUG SAHM. Ortega war ein durchwegs talentierter Songschreiber, der sich mit seinen Songs vor allem in der (damals allerdings überbesetzten) Westcoast Ecke einnistete. Die "LOVERS" spielten, kurz umrissen, eine Kombi bestehend aus deutlichen CCR-Anleihen, Westcoast-Harmoniegesang (mehrmals blitzen Deja Vu's zu IT'S A BEAUTIFUL DAY auf) und Country Rock und verbanden diese Musik mit Einflüssen aus ihrem mexikanischen Kulturkreis. So gesehen ebneten sie durchaus den Weg für Bands wie LOS LOBOS oder EL CHICANO, wenngleich sie bei weitem nicht deren Popularität erreichten.
Schon bald nach ihrer Entdeckung vermittelte DOUG SAHM Ortega und Band einen Plattenvertrag bei Epic-Records und produzierte deren einziges Album "Rise". Vermutlich wegen verfehlter Werbemaßnahmen bei zu geringem Bekanntheitsgrad verkaufte sich "Rise" überaus schlecht und verschwand schon sehr bald aus dem Epic-Sortiment. Wie immer in solchen Fällen hatten die Musikliebhaber, die damals zuschlugen und sich eine LP besorgten, den richtigen Riecher. "Rise" wurde schon ab den späten 1970ern ein gesuchtes Sammlerstück und wer sich heute eine Original-LP von "Rise" ins Regal stellen möchte, der muss a) viel Geduld aufbringen, b) sich warm anziehen und c) eine Menge Bucks in der Tasche haben. Dank den Hamburger Bear Family Records ist all das aber gar nicht nötig. Was das Label aus "Rise" und dem, zwar aufgenommenen, aber nie erschienenen Folgealbum herausholten verdient absolute Hochachtung. Noch mehr die ungemein liebevolle Aufmachung der nun unter "The Complete Recordings" zusammengefassten Aufnahmen, die in einem wirklich wertigen Digipack, schönen Liner Notes und herrlich prallem Booklet daher kommen. Hut ab vor soviel Idealismus!
Mit 27 Songs sind "The Complete Recordings" prall gefüllt (über 83 Minuten!) mit meist sanfter, mal distinguiert zurückhaltender, mal fröhlich vorwärts stürmender, aber immer hoch melodischer Westcoast Mucke, wie sie für die frühen 1970 typischer nicht sein kann. Die elf Songs der "Rise" wurden um sieben Nummern, die für das damalige Folgealbum geplant waren, und um neun(!) 2009 neu eingespielte Restaufnahmen erweitert.
Schon der Einstieg mit Rise lässt das Herz von Westcoast-Liebhaber und Roots-Rocker gleichermaßen höher schlagen. Unter den elf Nummern, die für die seinerzeitige "Rise" eingespielt wurden, findet sich kein Ausfall. Wunderschöne, harmoniebetonte, herrlich verspielte Westcoast Musik, die schlicht und einfach das Herz öffnet und topp-produzierte Songs, die lediglich das Unglück hatten, in der Masse damaliger Veröffentlichungen unter zugehen.
Als ganz besondere Perlen sind von der ehemaligen "Rise" in jedem Fall I've Always Got You On My Mind, die ungemein an IT'S A BEAUTIFUL DAY erinnernden Tracks Driver Go Slow und I Don't Wanna To Be Seen With You sowie das ganz fantastische If The Night hervorzuheben. Bei Sittin' By Your River und Royal Oakie hört man hingegen ganz starke, aber überaus sympathische Bezüge zu CCR heraus. Songs die einfach die Sonne aufgehen lassen!
Der zweite Teil von "The Complete Recordings" umfasst in losen Einsprengseln der erst 2009 aufgenommenen Songs, eben auch all die Takes, die für das 1972/73 geplante, zweite Album von LOUIE AND THE LOVERS eingespielt wurden. Während die frühen Nummern (von Caribbean und If You Ever Say You Love Me abgesehen) allesamt die Qualität der "Rise" halten, findet sich bei den 2009 eingespielten Songs das eine oder andere Füllstück. Der absolute Tiefpunkt wird dabei mit La Paloma erreicht, das wohl kaum noch irgend jemand in irgend einer Form gebraucht hätte.
Aber das ist Nörgeln über zwei bis drei Songs, die letztlich nur subjektiv nicht das halten, was sich der Rezensent nach soviel schönen Nummern versprach. Andere nehmen diese "Hänger" vielleicht mit offenen Armen (und Ohren) auf...
Lasst mich daher bei der positiven Seite dieser CD bleiben und das wunderschöne Out Of Jail (Steve's Tune) würdigen. Ein von Bassist und Keyboarder Steve Vargas stammendes, 2009 eingespieltes Instrumental. Dieses Tune wirkt auf den Schreiber wie eine Hardcore-Westcoast-Fassung von Under My Thumb; geile Gitarren, präsente, aber nie aufdringliche Hammond und rasant-perfektes Handclapping. Der Song ist einer der Besten dieses Albums. Ausrufezeichen!
Ebenso fantastisch sind (einstmals als Single auserkoren, aber nie veröffentlicht) Little Georgie Baker, das liebenswürdige My Belief In You und das mit wenigen, aber messerscharfen Bläsersätzen verzierte Spread Some Love Around aus der Feder DOUG SAHMs. Auch Never Be A Saint muss, als sympathischer Rausschmeißer und rundum gelungener Song, Erwähnung finden.