Titel |
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01. Street Fightin‘ Man |
02. The Last Time |
03. Get Off Of My Cloud |
04. Paint It Black |
05. Play With Fire |
06. No Expectations |
07. Dead Flowers |
08. Salt Of The Earth |
09. You Gotta Move |
10. Moonlight Mile |
11. Time Waits For No One |
12. Sway |
13. Heartbreaker |
14. Satisfaction |
15. Sympathy For The Devil |
16. You Can’t Always Get What You Want |
Musiker | Instrument |
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Lucinda Williams | Vocals |
Steve Mackey | Bass |
Fred Eltringham | Drums |
Stuart Mathis | Guitars |
Joshua Grange | Guitars, Keyboards, Pedal Steel, Banjo |
Tim Lauer | Keyboards |
Sechs Alben mit Cover-Versionen hatte Lucinda Williams unter dem Motto „Lu‘s Jukebox“ angekündigt, und man durfte neugierig sein. Nach Tom Petty und Southern Soul, Country-Croonern und Bob Dylan sowie Rockin’ Christmas Songs – was würde sie nun zum Abschluss aus dem großen amerikanischen Songbook auswählen? Bruce Springsteen wäre eine naheliegende Wahl gewesen oder auch ein Streifzug durch den Delta-Blues. Aber Lucinda Williams blickt stattdessen lieber über den großen Teich auf die andere Rock’n-Roll-Insel und wählte die berühmteste britische Rock-Band aller Zeiten aus.
Und es ist ja auch naheliegend, dass „Lu“ sich mit dem Stones-Katalog bestens auskennt. Nicht nur, weil sie ohnehin singt, wie Mick Jaggers große Schwester oder mit Real Live Bleeding Fingers den besten Stones-Song geschrieben hat, der gar nicht von den Glimmer Twins stammt. Lucinda Williams teilt mit den Briten auch deren Vorlieben für Blues, Rock und einen verschleppten Beat, der den tiefen Süden Amerikas transportiert.
Also dürfen nun 16 Coverversionen der großen Rock’n-Roll-Helden die sechste Scheibe aus Lu’s Jukebox bestücken. Und dabei ist Mrs. Williams ganz Traditionalistin, ausgesucht hat sie nur Stücke aus den Erfolgsjahren der Stones, bis diese Ende der Siebziger kurz in die Disco-Soul-Welt abtauchten. Miss You oder gar Emotional Rescue hätte man sich von ihr ohnehin nicht vorstellen können, aber es gibt auch kein Start Me Up, kein Anybody Seen My Baby und kein Ghost Town. Stattdessen gleich vier Songs vom „Sticky-Fingers“-Album, was schon deshalb nahe liegt, weil die Stones die Scheibe seinerzeit im Muscle Shoals-Studio in Alabama aufnahmen – quasi „home turf“ für die Musikerin aus Louisiana.
Und natürlich kann auch Lucinda Williams all den großen Songs von Street Fightin‘ Man über Moonlight Mile bis hin zu You Can’t Always Get What You Want nicht wirklich Neues entlocken. Dazu ist sie zu sehr im Geiste verwandt mit den Stones und hat mehr Spaß daran, die alten, damals kurzen Songs wie The Last Time mit einem herrlichen Slide-Solo in die Länge zu ziehen oder das hektische Paint it Black etwas abzubremsen und dafür mit einem kräftigen Drumbeat aufzumotzen. Nicht alles gelingt; No Expectations zum Beispiel klingt blutleer und aus Satisfaction kann niemand mehr irgendetwas herauskitzeln, was aufregend wäre - auch Lucinda Williams nicht. Eine wirkliche Überraschung wie seinerzeit Natalie Merchant, die mit ihrer samt-dunklen Stimme Sympathy For The Devil zu einem Akt der Verführung machte, kann sie auch nicht bieten.
Aber hey, was soll’s; hier geht es um Spaß, Aufrichtigkeit und einen kräftigen Beat, den Fred Eltringham fast genauso locker und gut draufhat, wie weiland Charlie Watts. So kriegt Get Off Of My Cloud nochmal einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten, die Furcht einflößende Gesellschaftskritik Heartbreaker klingt aktueller denn je und für Dead Flowers hat Lucinda Williams ohnehin die beste Stimme, die man sich vorstellen kann. Klar hätte es auch noch ein paar andere Stones-Songs gegeben, die maßgeschneidert gewesen wären für die Südstaatlerin; Honky Tonk Woman zum Beispiel oder Jumpin‘ Jack Flash. Aber immerhin war sie so schlau, sich erst gar nicht am Monolithen Gimme Shelter zu verheben. Ein bisschen schade ist es aber schon, dass Lucinda Williams keinen Versuch unternommen hat, einem der späteren Stones-Songs eine neue Seele zu geben. Aus ihrem Munde zu hören: „Let somebody do the dirty work, find some loser, find some jerk“, das wär’s gewesen…