Lukas Oravec Quartet Ali, Eigenverlag, 2017 |
Lukas Oravec | Trumpet, Flugelhorn | |||
Bob Mintzer | Saxophone | |||
Kalman Olah | Piano | |||
Marian Sevcik | Drums | |||
Tomas Baros | Double Bass | |||
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01. Always | 04. Somewhere Up There | |||
02. Bebop Special | 05. Bunch Of Gypsies | |||
03. Ali | 06. Thaddeus | |||
Jazz-Musik aus der Slowakei darf man hierzulande wohl zurecht als Nischenthema einstufen. Der gute, alte Jazz hat es seit eh und je nie leicht gehabt, sich einem größeren Publikum lieb Kind zu machen. Viel zu spröde, oft zu sperrig, zu viele Töne und Harmonien und selten einmal mitsingbar. Seichter und populärer Radio-Mainstream klingt natürlich anders.
Da kommt einem der junge, slowakische Trompeter Lukas Oravec fast wie ein Alien vor. Jazz aus der Slowakei? Ja, natürlich.
Oravec, der vor knapp zwei Jahren mit seinem wirklich guten "Piotrology"-Album auf sich aufmerksam machte, verbindet auf seinem aktuellen Werk "Ali" seine tiefe Liebe zum traditionellen Jazz mit niemand geringerem als Grammy-Award Saxofonist Bob Mintzer. Der alte Stratege Mintzer hält große Stücke auf den jungen Osteuropäer und schwingt sich auf, wahre Lobeshymnen zu verfassen. Denn in Sachen Talent, Können und Spielfreude mögen die Amerikaner zwar vordergründig federführend sein, doch großartige Jazz-Musiker gibt es natürlich in jedem Land der Welt.
Das von Oravec in Eigenverantwortlichkeit produzierte und an einem einzigen Tag im Oktober 2015 aufgenommene "Ali" vertraut neben dem bekannten Bob Mintzer auf vertraute osteuropäische Mitstreiter, wie den formidablen Ungarn Kalman Olah (Klavier), Tomas Baros (Bass) und Schlagzeuger Marian Sevcik, die teilweise auch schon auf "Pietrology" als Begleiter vertreten waren.
Ähnlich wie zuletzt teilen sich Oravec, Olah, Baros und Mintzer die Kompositionen auf, wobei Mintzer mit drei Nummern den Löwenanteil übernimmt. Die insgesamt sechs, recht lang angelegten Kompositionen lassen natürlich genügend Spielraum für extrovertierte Solo-Ausflüge aller Instrumentalisten und bescheren uns schöne Zweierbeziehungen zwischen Sax und Trompete, sowie Bass und Klavier, die sich meisterlich durch teils lyrische, teils pulsbeschleunigende Themen bewegen und mit dem hymnischen Always, dem verträumten Ali und dem altehrwürdig und gelassen swingenden Thaddeus drei echte Höhepunkte präsentieren.
Mit "Ali" überzeugt Lukas Oravec erneut auf ganzer Linie und beschert dem traditionell orientierten Jazz-Fan ein Album mit Stil und Niveau. Kein Wunder also, dass sich Oravec und seine Kollegen über den slowakischen Esprit Award für das beste Jazz-Album des Jahres 2016 freuen dürfen. Da macht sogar das Nischendasein großen Spaß.