Picture Book, Phoebe Claire Publ., 2006 | ||||
Luke Powers | Vocals, Guitars, Mandolin | |||
Tommy Spurlock | Guitars, Bass, Steel-Guitars, Banjo | |||
Jim "Moose" Brown, Garth Hudson | Piano, Keys | |||
Sam Powers | Vocals, Guitars | |||
Randy Hardison | Drums | |||
Gäste: | ||||
Anthony Crawford, Bob Bradley, Joe Crocker | Vocals | |||
David Russell | Fiddle | |||
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1. Knoxville Girl | 9. Let The River Keep The Time | |||
2. Cece's Song | 10. Wishing On A Starry Night | |||
3. Man Behind | 11. Goin' Back To The Mountain | |||
4. I Saw John Kennedy Today | 12. Cover Song (For Sgt. Pepper) | |||
5. Northern Lights | 13. Living On Air | |||
6. Mr. Yeah Yeah Yeah | 14. Ghost Of The Cherokee | |||
7. Driving With My Demon In The Deep South | 15. Tommy's Goin' Home To Texas | |||
8. Beautiful Lie | ||||
Soll mir keiner nachsagen, ich hätte mir mit Luke Powers keine Mühe gegeben. Seit fast zwei Wochen dreht sich diese Scheibe, unter größtem Protest meines Umfeldes, bei mir. Auch bei meinem Player, der ein Eigenleben zu führen scheint, glaube ich festzustellen, daß er "Picture Book" am liebsten umgehend ausspucken würde.
Nun habe ich bei einigen Kollegen hier im HoR das unbestimmte Gefühl, daß ihnen gelegentlich hinter Tastatur und Monitor kleine Hörner wachsen, der rechte Fuß sich in einen Pferdefuß verwandeln und schwefliger Rauch aus dem zu einem höllisch-schaurigen Lachen geöffneten Mund quellen würden. Das Schwein in mir liest solche diabolischen Rezensionen immer wieder gerne, wie ich bereit bin einzugestehen. Doch selbst verfasse ich solche Dinger nur ungern, aus Respekt vor gegenteiligen Meinungen, und wenn, dann nur, wenn beim Künstler eindeutig Arbeitsverweigerung oder pomadig-ölige Überheblichkeit zu diagnostizieren sind. Letzteres kann ich Luke Powers nicht bescheinigen - ich glaube herauszuhören, daß in "Picture Book" viel Herzblut des Künstlers steckt.
Luke Powers gibt als seine musikalischen Einflüsse Bob Dylan, CCR, Howlin' Wolf, J.J. Cale, THE BAND, Lou Reed, Steve Earle, THE BEATLES, Syd Barrett und Townes Van Zandt an. Da hat einer aber ganz weit ausgeholt - und wie das bei solchen Ausschweifungen üblich ist, verheddert er sich hoffnungslos in seinen Strömungen. Gut: den Bob Dylan hat Powers verinnerlicht - das muß ich ihm bescheinigen, die folkigen Elemente werden stilsicher eingebaut. Aber die "Duftmarken" im Country-Rock-Genre, dem Luke Powers zuzurechnen ist, setzen heutzutage ganz andere Leute: BROOKS & DUNN, Eric Lee Beddingfield und Lucan Wolf fallen mir da aus aktuellem Anlass (ihre frisch auf dem Markt erschienenen Scheiben) spontan ein. "Picture Book" wird auf amerikanischen Seiten gehandelt, die vorzugsweise 'Red Dirt' und 'New Country' unters Volk bringen - Luke Powers kann sich mit Cracks dieser Gewichtsklasse ganz gewiss nicht messen.
"Picture Book" fehlt der zündende Funke, obwohl: die musikalische Substanz würde sowieso allerhöchstens zu einem Strohfeuer ausreichen! So plätschert dieses Album gleichförmig vor sich hin, daß einem die Füße einzuschlafen beginnen. Alleine beim Lesen der Songtitel wie Driving With My Demon In The Deep South werden mir die Augenlider schwer. Die Musik verbreitet Lagerfeuer-Romantik und läßt, wie übrigens auch der Gesang, jegliche Höhen und Tiefen vermissen. Sage und schreibe ein Song, nämlich Beautiful Lie, bleibt mir im Ohr hängen - alles andere ist austauschbar und entbehrlich.
Luke Powers hat sich sicherlich viel Mühe gegeben, die Songs sind sehr differenziert arrangiert - aber reicht das heutzutage? Diese Wortwahl ist uns aus Zeugnissen bekannt, wenn man eine gutmütige Flasche zu beurteilen hat.
Fazit: Luke Powers ist nur den Country-Freunden zu empfehlen, die's gerne etwas stiller und andächtiger mögen. Die Musik im Country-Rock spielt heute woanders!