Lunatic Soul Fractured, KScope Music, 2017 |
Mariusz Duda | Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards & Programming | |||
Wawrzyniec Dramowicz | Schlagzeug & Percussion | |||
Gastmusiker | ||||
Marcin Odyniec | Saxophon | |||
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01. Blood On The Tightrope | 05. Fractured | |||
02. Anymore | 06. A Thousand Shards Of Heaven | |||
03. Crumbling Teeth And The Owl Eyes | 07. Battlefield | |||
04. Red Light Escape | 08. Moving On | |||
So langsam muss sich Steven Wilson Sorgen machen um seine Ausnahmestellung als das kreative Genie in der Art Rock- und Progressive-Rock-Szene. Denn der Pole Mariusz Duda macht sich sowohl mit seiner Band RIVERSIDE als auch mit seinem Solo-Projekt LUNATIC SOUL drauf und dran, dem Briten Wilson seinen Thron streitig zu machen. Aber da, wo RIVERSIDE bislang eher für die härteren Töne standen (nach dem Tod von Gitarrist Piotr Grudzinski wird man sehen müssen, wie die Band als Trio in Zukunft klingen wird), da lebte Duda bei LUNATIC SOUL schon immer die ruhigere, etwas elektronischere Seite seiner musikalischen Interessen aus.
So ist es auch auf “Fractured“, dem mittlerweile fünften Werk unter dem Banner LUNATIC SOUL. Die Musik wird hier wieder überwiegend von Synthesizer- und Keyboard-Klängen getragen, die Dudas frühe Inspirationen Tony Banks (GENESIS), Rick Wakeman (YES) und Eddie Jobson (unter anderem ROXY MUSIC, UK) durchaus erahnen lassen. Insofern werden viele Hörer das Gebotene sicherlich eher als Art Rock ansehen, denn hier setzt Duda, der wieder nahezu alle Instrumente alleine eingespielt hat, eher auf Atmosphäre denn auf komplexe Strukturen oder instrumentale Fingerfertigkeiten. Auch Gitarren hört man hier – im Gegensatz zu seiner Haupt-Band und auch manchen früheren Alben von LUNATIC SOUL – eher etwas sparsamer - dafür aber umso effektiver - eingesetzt. Das Ganze erinnert mich Duda stellenweise – wie zum Beispiel bei Anymore - an die experimentelle Phase von Peter Gabriel zum Beginn seiner Solo-Karriere.
Trotzdem hört man der Musik an, dass sie von Duda kommt, der ja auch bei RIVERSIDE viele der kompositorischen Grundideen beisteuert, bevor die Band sie dann ausarbeitet und verfeinert. Das liegt natürlich auch an Dudas Gesang, der ja eher ruhig und nachdenklich – und in mancher Hinsicht recht vergleichbar zu dem von Wilson – daherkommt, was wiederum sehr gut zu der melancholischen, ruhigen Stimmung der Lieder passt. Die Songs erfordern schon einiges an Aufmerksamkeit, damit sie ihre volle Wirkung entfalten, was unter anderem daran liegt, dass sie eben so ruhig bleiben und kaum mal lautstärketechnisch um Aufmerksamkeit heischen.
“Fractured“ reiht sich in die Liste der sehr starken Veröffentlichungen von LUNATIC SOUL ein und setzt dabei einen sehr eigenen akustischen – manchmal fast Trance-artigen - Akzent im Vergleich zu den bisherigen Vorgängern. Das Album muss sicherlich ein Stück weit „erarbeitet“ werden, belohnt den aufmerksamen Zuhörer aber mit zahlreichen wunderbaren Momenten, die den Hörer auf eine sehr intensive musikalische Reise mitnehmen. „Zerbrochen“ ist man im Anschluss an den Genuss von “Fractured“ allerdings nicht, sondern vielmehr fühlt man sich auf eine sehr positive Art und Weise erneuert, angeregt und bereichert.