Neal Morse

Luxemburg, Rockhal, 04.04.2017

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 08.04.2017
Stil: Progressive Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Neal Morse,
Luxemburg, Rockhal, 04.04.2017

Es ist eine interessante – und auch schwierige – Entscheidung, vor der die Besucher an diesem herrlichen Frühlingsabend in der Luxemburger Rockhal stehen: gehen sie durch die linke Tür in die große Halle, dann bekommen sie von GHOST eine opulente Rockshow mit satanistischen Texten (wovon ich mir in Wiesbaden ein Bild machen werde). Wer jedoch durch die rechten Türen den Zugang zum so genannten „Kleinen Club“ wählt, der entscheidet sich für progressive Rock-Musik mit mal mehr, mal weniger deutlichen christlichen Inhalten. An diesem Abend dürften das so um die 450 Leute getan haben, die ihre Wahl am Ende des Konzerts sicherlich nicht bereut haben werden.

Photo-Credit: Marc Langels

Denn die Neal Morse Band – wie die fünfköpfige Truppe seit ein paar Jahren firmiert – bietet an diesem Abend das komplette jüngste Meisterwerk, “The Similitude Of A Dream“, in seiner Gesamtheit mit einer kurze Pause und einem anschließenden – im Vergleich zu den vorangegangenen Konzerten der Tournee leicht eingekürzten - Zugabenteil. Aber zunächst steht das neue Magnum Opus der Gruppe um Mastermind Neal Morse auf dem Programm. Das Doppel-Werk basiert auf dem Buch mit dem umständlichen Titel "The Pilgrims Progress From This World To That Which Is To Come, Delivered Under The Similitude Of A Dream" des Baptistenpredigers John Bunyan aus dem Jahr 1678. In den insgesamt 23 Lieder dieses Albums geht es Morse wie immer um die Suche nach Gott und den Glauben als erlösende Kraft.

Photo-Credit: Marc Langels

Dabei schlüpft Morse in mehrere der Rollen, die er mit recht geringem Aufwand aber zugleich großer Wirkung einnimmt. Dazu reichen manchmal schon ein kurzer Kapuzenmantel und eine Taschenlampe, eine dem Steampunk-Konzept entliehene Sonnenbrille oder auch verschiedene kleine Masken (schließlich heißt ja einer der Titel The Mask). Einfach aber effektiv, gerade auch im Zusammenspiel mit den Bildern, die auf eine Leinwand projiziert werden. Und Morse ist an diesem Abend wahrlich in Performance-Laune, er springt auf und ab, wirft sich Pose und durchlebt ganz offensichtlich all die Emotionen, die ihn beim Komponieren mit den anderen Bandmitgliedern „überkommen“ haben. Diese positiven Vibes, die er dabei ausstrahlt, übertragen sich schnell auf das Publikum, das wechselnd andächtig und gebannt lauscht (in den ruhigen Passagen) oder auch begeistert mitgeht (wenn es rockiger zugeht).

Photo-Credit: Marc Langels

Dass das Konzert zu einem wahren Fest wird, das liegt aber auch an der exzellenten Band, die Morse um sich geschart hat und die seine musikalischen Vorstellungen nicht nur im Studio sondern mindestens genauso gut auf der Bühne umsetzen kann. Und das will schließlich was heißen, wenn zur Eröffnung mal gleich munter zwischen den „krummen“ Taktarten 10/8, 11/8, 6/8 changiert wird um über ¾ und 4/4 wieder zu 7/8 und 11/8 zurückzukehren. Das erfordert aber nicht nur eine exzellente Rhythmusgruppe; diese nennt Morse mit Schlagzeug-Legende Mike Portnoy und Bass-Monster Randy George ja schon seit seinem Ausstieg bei SPOCK’S BEARD „sein Eigen“. Daneben hat er nun in Eric Gillette an der Gitarre und dem Multi-Instrumentalisten Bill Hubauer (spielt an diesem Abend sowohl Keyboards als auch Saxophon und Mandoline) zwei weitere Musiker gefunden, die das Trio zu einer vollwertigen Band machen.

Photo-Credit: Marc Langels

Zusammen nehmen sie den Hörer hier mit auf eine Reise durch nahezu alle Phasen der progressiven Rockmusik. Dabei klingen genauso Anleihen an die BEATLES (The Ways Of A Fool) wie stellenweise PINK FLOYD oder auch YES durch, Letztere immer dann besonders stark, wenn Morse und Hubauer zusammen in die Tasten greifen. Aber besonders viel Leben kommt ins Publikum bei den richtig rockigen Stücken wie City Of Destruction (eine prima Mitsing-Hymne), So Far Gone, Slave To Your Mind und The Man In The Iron Cage. Dann kommen auch die zahlreichen Fans in DREAM THEATER-T-Shirts voll auf ihre Kosten, die einen Großteil des sehr bunt gemischten Publikums ausmachen – und die bei den Soli von Gillette einige Male sicherlich an John Petrucci denken müssen, so genial lässt der junge Sechs-Saiter Gillette seine Finger über das Griffbrett gleiten.

Photo-Credit: Marc Langels

So vergehen die Minuten dann auch wie im Flug. Es war ja auch schon die Stärke des Albums, dass sich die Lieder sehr gut abwechseln und es dem Hörer nicht so vorkommt, dass er da gerade 106 Minuten durchaus ja recht anspruchsvolle Musik gehört hat. Wie bei Morse gewohnt, wird denn auch live nicht allzu viel an den Arrangements geändert und bis auf einige Gesangs-Passagen (weibliche Background-Stimmen in Breath Of Angels) kommt dann auch nichts vom Band. Dafür sind die fünf Musiker einfach zu gut – auch als Sänger-, als dass sie das nötig hätten. Dabei zeigen erneut sowohl Gillette (der sehr viele Parts übernimmt) und Hubauer ihre Qualitäten, die über das rein Instrumentale hinausgehen – beide können auch als Vokalisten glänzen.

Photo-Credit: Marc Langels

Als kurz vor 23 Uhr die Band dann zum dritten und letzten Mal die Bühne verlässt, sieht man allerorten zufriedener bis glückliche Gesichter. Neal Morse, Randy George, Mike Portnoy, Eric Gillette und Bill Hubauer haben den Zuschauern eine berauschende Prog-Rock-Show geboten, an die sich diejenigen, die da waren, sicherlich noch lange erinnern werden. Insofern haben sie – wie Mike Portnoy in einer kurzen Ansage vor dem Freedom Song lakonisch erklärt – die richtige Wahl getroffen (wobei er direkt nachschiebt, dass er selber GHOST sehr mag). Und das wird wohl auch jeder der Anwesenden genau so sehen, die zudem Neal Morse stimmkräftig dabei unterstützen, als dieser seinem Sohn Will in den USA zu dessen 21. Geburtstag per Smartphone mit einem Happy Birthday-Ständchen gratuliert.

Hier gibt es weitere Impressionen der Neal Morse Band.

Wenn Neal Morse mit seiner Band also das nächste Mal wieder durch eure Gegend kommt, dann kann ich persönlich nur die Empfehlung aussprechen, sich das nicht entgehen zu lassen. Eine spieltechnisch so versierte Band, die dann auch noch mit solch einem Enthusiasmus auftritt, bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle noch recht herzlich bei Networking Media für die freundliche Akkreditierung bedanken.

Marc Langels, 04.04.2017

 

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