Mad Butcher

Eat The Rat, Metal Meat & For Adults Only

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.09.2020
Jahr: 2020
Stil: Heavy Metal/Speed Metal
Spiellänge: 201:00
Produzent: Mad Butcher

Links:

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Plattenfirma: Stormspell Records


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Helloween

Iron Maiden

Judas Priest

Mötley Crüe

Motörhead

Running Wild

White Lion

Whitesnake

Titel
Eat The Rat
01. Right Or Wrong
02. Livin‘ In Sin
03. Die Or Deliver
04. Bad Child Running
05. Fearless Heartless
06. Burn It Down
07. Thunder And Lightning
08. Eat The Rat
09. Front Stage Lover
10. Front Stage Lover (Live ‘83)
11. Livin‘ In Sin (Live ‘83)
12. Drivin‘ Drivin‘ (Live ‘83)
13. Bloody Ambition (Live ‘83)
14. On The Stage Tonite (Live ‘83)
Metal Meat
01. Remember
02. Drivin‘ Drivin‘
03. U Can‘t Stand It
04. Loser
05. Flesh In The Night
06. Freewind
07. Machine
08. Hypnotized
 
09. Silhouette In Red
10. Children Of Tomorrow
11. Right Or Wrong (Bonus Track)
12. Speed Of Light (Bonus Track)
13. Rock Shock (Live ‘86)
14. Fearless Heartless (Live ‘86)
15. In The City (Live ‘86)
For Adults Only
01. On The Stage Tonite
02. Edge Of The World
03. Run For Your Life
04. Ride The Hurricane
05. Gallow‘s Pole
06. If It Is Too Loud, You Are Too Old
07. Nature Strikes Back
08. Squeezin‘ Up
09. Burn It Down
10. We Want More!
11. In The City (Heavy Demo ‘87)
12. Thunder And Lightning (Heavy Demo ‘87)
13. U Can‘t Stand It (Heavy Demo ‘87)
14. Zero Talk (Heavy Demo ‘87)
15. Livin‘ In Sin (Heavy Demo ‘87)
16. Fearless Heartless (Heavy Demo ‘87)
Musiker Instrument
Harry Elbracht Gesang & Bass
Sydney Keller Gitarre
Rolli Borchert Gitarre
Rainer Gollan Schlagzeug

MAD BUTCHER – dabei denken die meisten Metal-Fans natürlich automatisch an die legendäre EP der Band DESTRUCTION aus dem Jahr 1987. Dabei stammte aus Essen eine Band, die sich schon 1981 gegründet hatte und auf den Namen MAD BUTCHER hörte. Das Quartett Harry Elbracht (Gesang & Bass), Sydney Keller und Rolli Borchert (beide Gitarre) sowie Rainer Gollan (Schlagzeug) brach leider schon 1988 auseinander, es hatte aber in dieser Zeit nicht nur die beiden Alben “Metal Lightning Attack“ (1985) und “Metal Meat“ (1987) herausgebracht, sondern auch schon eine raue Version für ihr drittes Werk mit dem Namen “For Adults Only“ fertiggestellt, das damals nicht mehr veröffentlicht wurde (und nur über mysteriöse Kanäle überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickte). Nun liegt es aber dank Stormspell Records vor und im Zuge dieser Neu-Auflage haben wir nicht nur diese CD erhalten, sondern im Paket auch noch das zweite Album “Metal Meat“ sowie die Demo-CD “Eat The Rat“ aus dem Jahr 1983.

Natürlich fangen wir unsere kleine kombinierte History und Rezension mit den ersten musikalischen „Gehversuchen“ an. Dafür müssen wir 40 Jahre in die Vergangenheit reisen (zumindest mal im Kopf) und uns eine ganz andere Zeit vergegenwärtigen, nämlich eine, in der Recording-Equipment nur in Studios stand (außer wenn man 4-Track oder 8-Track als echtes vollwertiges Aufnahme-Equipment betrachtet) und es selbst schwer genug war, einen passenden Proberaum zu finden, geschweige denn regelmäßige Konzerte zu geben. Die deutsche Metal-Szene war gerade noch im Entstehen begriffen, als vier junge Männer in Essen ihre erste Band gründeten. Anders als die etwas später in der Region gegründeten KREATOR, DESTRUCTION oder SODOM aber orientierten sich MAD BUTCHER eher an traditionellem Metal der New Wave of British Heavy Metal, US-Metal oder aber Speed Metal.

Diese Ausrichtung machte sich schon in den frühen Songs der Band – und damit natürlich auch auf “Eat The Rat“ bemerkbar. Aufgenommen zum einen im Proberaum und bei einer lokalen Show in Essen darf man natürlich hier klanglich keine Wunderdinge erwarten (wie gesagt richtig gutes Aufnahme-Equipment gab es damals nur in einem sündhaft teuren Studio). Aber die 14 Songs verschaffen dem Hörer einen echt guten ersten Eindruck von der Band. Der Opener Right Or Wrong zeigt zwar noch eher in eine MOTÖRHEAD-beeinflusste Richtung, beweist aber von vorneherein, dass die Band schon damals wusste, wie man einen ordentlichen Song komponiert. Die Nummer geht nämlich ordentlich ab und macht ordentlich Spaß. Anschließend wird diese Richtung aber nicht wirklich weiter verfolgt, denn Livin‘ In Sin ist eher eine hart gespielte Hard Rock-Nummer, die ihren Höhepunkt in dem feinen Gitarren-Solo hat, ansonsten aber nicht wirklich überzeugen kann. Aber ab Die Or Deliver bekommt man dann einen besseren Eindruck davon, was die Band damals auszeichnete: sehr kraftvoller Metal, der auch schon mal – wie etwa in Thunder And Lightning - mit feinen Twin-Lead-Gitarren-Passagen à la IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST aufwartet. Und bei einem Kracher Burn It Down dürfte wohl damals schon kein Kopf ungeschüttelt geblieben sein.

Was für eine starke Live-Band MAD BUTCHER damals waren beweisen die fünf Live-Songs, die auf der CD enthalten sind. Front Stage Lover, Drivin‘, Drivin‘  oder Bloody Ambition präsentieren genau diese Mischung aus straightem Metal und etwas Speed, für die die verrückten Metzger damals im Ruhrgebiet bekannt oder berühmt-berüchtigt waren. Und wenn man bedenkt, wie alt das Material schon ist und welche Aufnahmeumstände wohl damals herrschten, dann ist das hier schon eine beeindruckende – und man möchte fast sagen historische – Aufnahme, die die “Eat The Rat“-CD prima abrundet und die frühe Phase der Band-Karriere abbildet.

Das folgende Debüt-Album liegt uns für diese Rezension zwar nicht vor, aber Sänger Harry Elbracht bezeichnete das Ergebnis in einem Interview mit dem Thrash Attack Zine im Jahr 2012 als suboptimal. Dazu habe sowohl der Produzent beigetragen, der wenig von der Art Musik verstand, die MAD BUTCHER vorschwebte. Und auch das Presswerk lieferte wohl damals nicht das von der Band gewünschte Resultat. Daher wenden wir uns direkt der zweiten Scheibe zu, die 1987 erschien. Das neu aufgelegte Album besteht nun aus den zehn Stücken des Originals plus zwei Bonus-Songs und drei weiteren Live-Tracks, die auf dem SCREAM Live Festival 1986 in Gelsenkirchen aufgenommen wurden.

Eines der Lieder ist uns schon von “Eat The Rat“ bekannt, nämlich Drivin‘ Drivin‘ (da allerdings noch als Live-Aufnahme enthalten). Und die Nummer gewinnt natürlich durch die Neu-Aufnahme und den professionellen Studio-Sound noch einmal gehörig an Wirkung. In gewisser Weise erinnert mich der Song von seinem Vibe her an die Hamburger Formation RUNNING WILD, die ja damals zeitgleich wie MAD BUTCHER zu der First Wave of German Heavy Metal gehörten. Bei Loser hingegen würde ich eher Parallelen zu frühen HELLOWEEN in den “Walls Of Jericho“-Zeiten sehen. Aber insgesamt sind MAD BUTCHER stilistisch etwas breiter aufgestellt als es die anderen beiden Bands damals waren und bieten einen gelungenen Querschnitt durch die damalige Szene.

Aus meiner Sicht stechen dabei Nummern wie Freewind oder Hypnotized aber auch Silhouette In Red und das abschließende Children Of Tomorrow heraus. Sie transportieren den prototypischen Spirit des ursprünglichen Heavy Metal. Die Produktion der Scheibe unterstreicht diese Attitüde zusätzlich noch, denn es wurden hier nicht alle technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit ausgenutzt und so klingt “Metal Meat“ eher so als wäre die Scheibe Anfang der 80er Jahre produziert worden: roh aber druckvoll, eher so wie die Band live klingt und nicht zu sehr poliert. Eben einfach nur zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Wieso es aber so bockstarke Songs wie Right Or Wrong und Speed Of Light nicht auch damals auf das Album geschafft haben, kann ich aus heutiger Sicht überhaupt nicht verstehen. Dafür hätte ich wohl eher auf eine Nummer wie Loser verzichtet. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, insofern können wir froh sein, dass sie nun endlich mit auf der CD drauf sind.

Wäre das Album (am besten mit den beiden Bonus-Songs) ein paar Jahre früher erschienen, dann hätte “Metal Meat“ wohl einen sehr nachhaltigen Einfluss nicht nur auf die deutsche Metal-Szene gehabt, sondern weltweit für Aufsehen gesorgt. Aber 1987 war eben das Jahr von WHITESNAKE und deren “1987“.  Zudem fand eine weitere Diversifizierung in stärker polarisierende Sub-Genres wie Hair Metal (MÖTLEY CRÜE brachten ihr “Girls, Girls, Girls“-Album raus, WHITE LION “Pride“), Pop Metal (wie bei DEF LEPPARD und “Hysteria“) oder Death Metal (DEATH veröffentlichten in dem Jahr “Scream Bloody Gore“) statt, so dass eine Band wie MAD BUTCHER mit ihrer Mischung aus klassischem Metal und Speed-Einflüssen naturgemäß etwas zwischen den Stühlen landete.

Das hätte sich wohl auch nicht mit dem dritten Album geändert, das uns hier vorliegt: “For Adults Only“. Zunächst einmal: natürlich ist das Cover nicht besonders geschmackvoll, aber das waren damals viele andere Plattenhüllen auch (man denke nur an diverse MANOWAR-Cover). Das sollte uns also nicht von dem ablenken, was wirklich wichtig ist – und das ist schließlich die Musik. Allerdings ist “For Adults Only“ kein fertig produziertes Studiowerk, sondern im Prinzip ein Demo, mit dem sich die Band um einen neuen Platten-Deal bemühen wollte. Bevor es jedoch dazu kam, verließ Gitarrist Sydney Keller die Band und beendete damit die Geschichte von MAD BUTCHER.

Aber glücklicherweise ist ja zumindest diese raue Version dessen erhalten geblieben. Zehn knallende Banger, die sicherlich mit das beste Material darstellen, was die Band in ihrer kurzen Karriere erschaffen hat. Der Opener On The Stage Tonite war zwar schon als Live-Version (und -Kracher) seit 1983 bekannt, aber bislang eben noch nicht offiziell auf Platte erschienen. Hier wäre die Band also ziemlich spektakulär in die Scheibe gestartet – und hätte einfach genauso weitergemacht. Denn auch Edge Of The World und Run For Your Life sind echte Speed Metal-Knaller, die man nur zu gerne mal in einer richtigen Studio-Qualität zu hören bekommen würde. Aber besser so als diese Kleinode des deutschen Metal gar nicht zu hören zu bekommen.

Denn ganz ohne Zweifel wäre “For Adults Only“ das beste Werk der MAD BUTCHER-Karriere geworden. Das Quartett knüpft quasi nahtlos an die musikalische Ausrichtung der B-Seite von “Metal Meat“ an, sprich: das Songwriting tendierte von der Ausrichtung her ein bisschen mehr in Richtung Speed Metal. Und auch traditionellere Nummern wie etwa Gallow‘s Pole waren kompositorisch noch einmal deutlich stärker als das Material auf dem Vorgänger ausgefallen. Aber am besten waren MAD BUTCHER immer dann, wenn sie ein bisschen mehr Gas gaben, siehe etwa Squeezin‘ Up oder Burnt It Down.

Als Bonus spendiert uns die Band hier gleich sechs zusätzliche Stücke, nämlich das so genannte “HEAVY Demo ‘87“. Hier sind noch einmal Stücke enthalten, die bereits auf “Eat The Rat“ und “Metal Meat“ enthalten waren, wie etwa Thunder And Lightning, U Can‘t Stand It, Livin‘ In Sin und Fearless Heartless. Das sehr starke Zero Talk ist hingegen ein Track vom Debüt-Album “Metal Lightning Attack“. Und das sehr colle aber eher schon etwas in die Glam Metal-Ecke schielende In The City (man denke hier mal an Shout At The Devil von MÖTLEY CRÜE) war bisher unveröffentlicht. Alles in allem also eine sehr gelungene Veröffentlichung.

Diese drei CDs sind dann auch eher etwas für die Old School Metalheads als für all diejenigen, die auf heutigen Hochglanz-Metal stehen. Der Sound ist sehr rau, aber so war das eben in den frühen Tagen des Metal. Gute Aufnahmemöglichgkeiten waren teuer und Plattenverträge für die Bands manchmal das Papier nicht wirklich wert, auf dem sie geschrieben waren. Aber für all jene, die damals dabei waren und die „Trüffelschweine“, die nach vergessenen Schätzen suchen. Und dazu zählen MAD BUTCHER sicherlich. Die drei CDs erscheinen wirklich liebevoll aufgemacht und mit einem Interview mit Frontmann Harry Elbracht, der darin viel zu den damaligen Hintergründen erzählt. Wirklich schön, dass solche Schätze immer mal wieder ausgegraben und der Öffentlichkeit so zugänglich gemacht werden.

 

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