Marillion

Recital Of The Script, Live From Loreley, The Thieving Magpie (La Gazza Ladra)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.11.2009
Jahr: 2009
Stil: Neo Prog

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Redakteur(e):

Michael Koenig


Marillion,
Recital Of The Script, Live From Loreley, The Thieving Magpie (La Gazza Ladra), EMI Music Germany, (1988, 2005) 2009
Recital Of The Script:
FishVocals
Steve RotheryGuitar
Pete TrewavasBass, Vocals
Mark KellyKeyboards
Mick PointerDrums
Live From Loreley:
FishVocals
Steve RotheryGuitar
Pete TrewavasBass, Vocals
Mark KellyKeyboards
Ian MosleyDrums
Guest:
Cori JosiasBacking Vocals
The Thieving Magpie (La Gazza Ladra):
FishVocals
Steve RotheryGuitar
Pete TrewavasBass, Vocals
Mark KellyKeyboards
Ian MosleyDrums, Percussion
Produziert von: Marillion & Privet Hedge Länge: 328 Min 32 Sek Medium: CD
Recital Of The Script (97 Min 34 Sek):
CD 1 (49 Min 57 Sek):
01. Script For A Jester's Tear04. The Web
02. Garden Party05. Charting The Single
03. Three Boats Down From The Candy06. Chelsea Monday
CD 2 (47 Min 37 Sek):
01. He Knows You Know03. Market Square Heroes
02. Forgotten Sons04. Grendel
Live From Loreley (118 Min 27 Sek):
CD 1 (53 Min 18 Sek):
01. Slàinte Mhath05. Incubus
02. Assassing06. Sugar Mice
03. Script For A Jester's Tear07. Fugazi
04. White Russian
CD 2 (65 Min 09 Sek):
01. Hotel Hobbies07. Heart Of Lothian
02. Warm Wet Circles08. The Last Straw
03. That Time Of The Night (The Short Straw)09. Incommunicado
04. Kayleigh10. Garden Party
05. Lavender11. Market Square Heroes
06. Bitter Suite
The Thieving Magpie (La Gazza Ladra) (112 Min 31 Sek):
CD 1 (69 Min 49 Sek):
01. Intro: La Gazza Ladra07. Punch And Judy
02. Slàinte Mhath08. Sugar Mice
03. He Knows You Know09. Fugazi
04. Chelsea Monday10. Script For A Jester's Tear
05. Freaks11. Incommunicado
06. Jigsaw12. White Russian
CD 2 Misplaced Childhood Parts 1 & 2 (42 Min 42 Sek):
01. Pseudo Silk Kimono06. Waterhole (Expresso Bongo)
02. Kayleigh07. Lords Of The Backstage
03. Lavender08. Blind Curve
04. Bitter Suite09. Childhood's End?
05. Heart Of Lothian10. White Feather

Im Sommer erschienen zeitgleich Aufnahmen von Konzerten des englisch-irisch-schottischen Neo-Prog-Flaggschiffs MARILLION auf drei Doppel-CDs. Sie fokussieren die erfolgreichen Jahre zwischen 1983 und 1987. Zu dieser Zeit stand der schottische Riese Derek William Dick, besser bekannt als FISH, hinter dem Mikrofon.

Recital Of The Script ist der komplette Mitschnitt eines Gigs, der am 19. April 1983, dem letzten Abend der UK-Tour zum Debüt ’Script For A Jester’s Tear’, im altehrwürdigen Hammersmith Odeon in London stattfand. Davon gab es bisher lediglich Videos auf VHS-Kassette und in DVD-Form. Das Quintett, damals noch mit Ur-Drummer Mick Pointer (heute ARENA, tourt daneben mit einer anderen Band und spielt MARILLION-Musik aus den FISH-Jahren nach), brachte hier den Erstling ’Script For A Jester’s Tear’, mit zum Teil veränderter Songreihenfolge, ganz auf die Bühne. Mein Lieblingsstück Garden Party (mit obligatorischem “I’m F***ing“-Zuschauerchor) und weitere unverwechselbare Titel selbstredend inklusive. Außerdem waren noch die Non-Album-Tracks Three Boats Down From The Candy, Charting The Single, Market Square Heroes und Grendel im Programm. Das anfänglich noch etwas zurückhaltende Publikum ging im Laufe der Show immer mehr aus sich heraus, was vor allen Dingen der fast greifbaren Bühnenpräsenz des Frontmannes FISH geschuldet war. Er interagierte mit den Leuten, erzählte Geschichten, erläuterte die poetischen, philosophischen, romantischen, unmissverständlichen, teils drastischen, zeit- und gesellschaftskritischen Texte und sagte die durchweg starken Tracks an. Die anderen vier Musiker fielen vor allem durch Konzentration auf ihre Arbeit und ihr allzeit präzises und virtuoses, dabei aber wenig spontanes, Spiel auf.
Der Sound beider Silberlinge ist, mit leichten Abstrichen, als gut zu bezeichnen.

Live From Loreley dokumentiert eine vollständige Show, die letzte einer mehrwöchigen Tournee, welche am 18. Juli 1987 auf dem malerisch am Rhein gelegenen Festivalgelände über die Bühnenbretter ging. Auch von diesem Event existierten zunächst nur Filme auf VHS und auf DVD. Daneben warf man dann irgendwann noch ein CD/DVD-Set auf den Markt. All diese Ausgaben sind jedoch jeweils nur mit 13 Titeln bestückt, während die hier besprochene Doppel-CD immerhin satte 18 Nummern, darunter etliche längst zu Band- und Genreklassikern avancierte Tracks, wie meine absoluten Favoriten Fugazi und Garden Party (auch hier wieder mit F-Wort-Chor der Fans [s. ’Recital Of The Script’]), enthält. Der gegenüber dem 1983er Londongastspiel auf einer Position umbesetzte Fünfer, Ian Mosley war mittlerweile als Schlagzeuger dabei, berücksichtigte Songs aller vier bis dahin erschienenen Studioalben, besonders aber vom damals gerade aktuellen vierten ’Clutching At Straws’ (1987). Der von keinem offiziellen Album stammende Song Market Square Heroes (durch den Einbau von Chubby Checker’s Let’s Twist Again streckten die Jungs den Tune erheblich) stand auch noch auf der Setlist. Dieser Auftritt war Kraft und Dynamik pur. Die Menge vor der Bühne hatte FISH mit seiner Ausstrahlung und seinem Temperament in Windeseile fest im Griff. Dabei kamen ihm seine Deutschkenntnisse natürlich sehr gelegen. Die Musiker leisteten erneut phantastische, wenn auch nicht wirklich spontane, Arbeit (Gastsängerin Cori Josias fügte sich mit ihren gekonnten Einsätzen wunderbar in das Bühnenkonzept ein). Für die Stimmung war ohnehin der immens charismatische Fronthüne zuständig. Die wunderbar melodischen, aber auch anspruchsvollen Kompositionen und die beeindruckenden Texte trugen natürlich ganz unbestritten ebenso dazu bei, das Gesamtkunstwerk MARILLION ausgewogen und beinahe perfekt darzustellen.
Der Klang der zwei Tonträger ist mit hervorragend treffend beschrieben.

Bei The Thieving Magpie (La Gazza Ladra) handelt es sich im Gegensatz zu den beiden anderen Konzertkonserven um eine Wiederveröffentlichung. Diese Doppel-CD, quasi eine Best-Of-Zusammenstellung mit Aufnahmen aus den Jahren 1984 bis 1987, gibt es bereits seit 1988 (wurde 2005 schon einmal remastered herausgegeben). Besonders bemerkenswert war und ist dieses Album allerdings aus einem ganz anderen Grund. Es markiert(e) nämlich einen Wendepunkt in MARILLIONS Geschichte. Schließlich verließ FISH in dessen Erscheinungsjahr die Truppe.
CD 1 beinhaltet Tunes von den Studioalben 'Script For A Jester's Tear', 'Fugazi' und 'Clutching At Straws'. Die ebenfalls gespielte Nummer Freaks schaffte es dagegen auf keinen der Longplayer. Die Aufnahmen entstanden in Edinburgh, Sheffield, Leicester und Mannheim. Bedingt durch die vorhandenen Schnitte kann hier leider keine Rede von durchgängigem, sprich echtem, Live-Gefühl sein. Zumal kaum Ansagen und kein einziger längerer Vortrag von FISH angeboten werden. Das stellt die Tatsache, dass die Band in absoluter Bestform agierte jedoch keinesfalls in Frage. Als Beispiel sei hier nur die phantastische Version von Fugazi genannt.
CD 2 wartet mit der Bühnenpräsentation des vollständigen dritten Longplayers ’Misplaced Childhood’ (einem Konzeptwerk), mitgeschnitten im Londoner Hammersmith Odeon, auf. Auch bei dieser Veranstaltung zeigen sich die fünf Briten von ihrer besten Seite. Trotzdem das Publikum vollkommen zu Recht keinen Hehl aus seiner Begeisterung machte, vermittelt der Mitschnitt nicht wirklich Konzertatmospäre. Was wohl in erster Linie an den sehr reduzierten Wortbeiträgen des Sängers liegen dürfte.
Die beiden Discs klingen absolut phänomenal. Für ein Live-Album beinahe schon zu gut, d.h. eher studiogemäß.

Zu den ersten beiden der drei insgesamt recht einfach, aber dennoch ansprechend aufgemachten Doppeldecker verfasste FISH neue und ausführliche Liner Notes.

Mit ’Recital Of The Script’, ’Live From Loreley’ und ’The Thieving Magpie (La Gazza Ladra)’ kann jeder Fan, dem die FISH-Ära der Band besonders am Herzen lag bzw. liegt, auf Zeitreise gehen und sich mit großer Freude und sicher auch ein wenig Wehmut in diese Jahre zurückversetzen lassen. Natürlich seien die CDs auch denjenigen zwecks Information und Faszination empfohlen, die MARILLION erst mit Steve Hogarth kennen und schätzen lernten. Auch für völlige Neueinsteiger sind sie geeignet, sowohl hinsichtlich des repräsentativen Überblicks über den Teil der Gruppenhistorie mit Mr. Dick, als auch im Bezug auf die Entwicklung des Neo-Prog. Die vorhandenen Überschneidungen stören nicht die Bohne, da ohnehin nur starker Stoff von absoluten Ausnahmekönnern dargeboten wird, die Interpretationen zumindest teilweise variieren und man die Songs eh nicht oft genug hören kann.
Schade ist nur, dass es mit FISH dann nicht mehr weitergehen konnte. Wer weiß, was da noch herausgekommen wäre.

Insgesamt gilt, trotz kleinerer Schönheitsfehler, beide Daumen hoch für diese musikhistorisch wichtigen und hochinteressanten Zeitdokumente.

Michael Koenig, 25.10.2009

 

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