Martin Sexton Mixtape Of The Open Road, Kitchen Table Records, 2015 |
Martin Sexton | vocals, guitars, bass, percussion | |||
Duke Levine | lap steel, mandolin, guitars | |||
PJ Loughran | acoustic guitar, vocals | |||
Chris Ryan | drums, percussion | |||
Joe Bonadio | percussion, drums | |||
Beau Sasser | organ | |||
Ned Claffin | vocals | |||
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01. Do It Daily | 07. Shut Up And Sing | |||
02. You (My Mind Is Woo) | 08. I Believe In You | |||
03. Pine Away | 09. Doin' Something Right | |||
04. Set In Stone | 10. Dandelion Days | |||
05. Remeber That Ride | 11. Virginia | |||
06. Give It Up | 12. Supper Time | |||
War ja klar, dass nach den Schallplatten auch die gute alte Mix-Kassette wieder auferstehen darf. Es hängen einfach zu viele schöne Erinnerungen daran, zumindest für all jene, die in den Siebzigern und Achtzigern mit Musik groß geworden sind. Das erste Mixtape für die erste Freundin, die Kassette für die Klassen(bus)fahrt und später die wilden Mischungen für die ersten Urlaubsfahrten im eigenen Auto. Und immer die Sorge, das Band könnte an der besten Stelle des Lieblingssongs reißen…
Martin Sexton, Singer/Songwriter von der Ostküste, ist ein Kind dieser Zeit. Und er hat als Straßenmusiker überraschend große erste Erfolge mit dem Verkauf seiner eigenen Kassetten gefeiert. Jetzt wollte er eigentlich ein Konzeptalbum machen. Stattdessen seien ihm diese Songs zugeflossen, sagt er; Songs, die mal Ost-, mal Westküstenfeeling verströmen, die aus dem Folk stammen, Country-Flair haben oder auch mal Doo-wop-Harmoniegesänge einsetzen. Ein bunter Reigen also – wie auf einem guten Mixtape für die Fahrt durch Amerika.
Also setzen wir uns ans Steuer, legen die Kassette ein und begeben uns auf die Reise. Erst mal kräftig aufs Gas gedrückt, akustisch allerdings, mit einer swingenden Lap Steel und Motown-harmony-vocals auf Do It Daily. Guter Start. Aber die Reise soll ja nicht hektisch werden, Sexton nimmt sich immer wieder Zeit, für den Barden am Straßenrand, der herzergreifend You (My Mind is Woo) singt oder für den verlassenen fehlgeleiteten Herumtreiber (Give It Up)
Die im Albumtitel beschworene „open road“ dürfen wir dann bei Song Nummer 7 ansteuern – auf einem echten Mixtape hätten wir die Kassette dafür drehen und "side B" einlegen müssen. Shut Up And Sing klingt wie eine Fahrt, die aus der Wüste hinaus an die kalifornische Küste führt, mit den GRATEFUL DEAD und Dicky Betts im Player. Auf dem „inner sleeve“ der CD ist eine Amerikakarte abgebildet mit Nadeln, die für jeden Song einen Ort anzeigen. Manches ergibt sich von selbst, etwa dass der fröhliche Country-Swing von I Believe In You direkt nach Nashville führt. Anderes bleibt ein Rätsel für den Mitreisenden, etwa dass die Soul-getränkten Dandelion Days hinter der Grenze in Kanada ertönen oder dass Virginia zwar nach Südstaaten-Road-Movie klingt, auf der Karte aber irgendwo zwischen Maine und Vermont verortet ist.
Aber egal, nicht jeder Song auf einem Mixtape muss gleichermaßen Sinn machen oder begeistern. Am Ende macht’s die Mischung und die ist dem bald 50-Jährigen Songwriter auf seinem achten Album bestens gelungen. Ende der Reise ist dann übrigens rechtzeitig zum fingerschnippenden Supper Time irgendwo im Grenzgebiet von Louisiana und Texas, ungefähr auf Höhe Shreveport. Und nicht nur auf diesem Song ist es die Saitenarbeit von Duke Levine, die dem Album die besondere Würze gibt. „Honey I’m home, and now that I’m home, I want my jerk chicken on the grill“. Wer würde Martin Sexton diesen Wunsch nach einer so langen Reise abschlagen wollen…