Mary McBride The Way Home, Bogan Records, 2010 |
Mary McBride | Vocals | |||
D. Clinton Thompson | Guitars | |||
Lou Whitney | Bass | |||
Joe Terry | Keyboards, Vocals | |||
Bobby Lloyd Hicks | Drums, Vocals | |||
Charlie Chalmers | Saxophones | |||
Carla Brownlee | Saxophones | |||
Lee Smith | Trumpet | |||
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01. That Thing You Do To Me | 07. All I Can Do | |||
02. You Got Me Wrong | 08. In Passing | |||
03. Good To Me | 09. If I Could | |||
04. Tricky Tricky World | 10. My Most Recent Ex | |||
05. Home | 11. Sticking Around | |||
06. When Will We Know | 12. Say Goodnight | |||
Die amerikanische Roots- und Country-Rocksängerin Mary McBride ist hierzulande - sträflicherweise, möchte ich einfügen - immer noch relativ wenig bekannt. Und das, obwohl sie schon mit einigen Größen zusammengearbeitet hat. In meinem Review zu "By Any Other Name" hab ich da schon auf ein paar hingewiesen, wie auch an ihrer Beteiligung zum "Brokeback Mountain" Soundtrack. Mittlerweile wurde sie z.B. von Elton John eingeladen beim Konzert zum 35. Jubiläum des "Goodbye Yellow Brick Road" Albums aufzutreten.
Ende letzten Jahres veröffentlichte sie mit "Everyday Is A Holiday" ein Album mit Weihnachts- und Festtagssongs, welches ich - zusammen mit Bob Dylans "Christmas In The Heart" - zu den entsprechenden Gelegenheiten wärmstens empfehlen würde. Goodbye langweilige Weihnachten.
Mit "The Way Home" veröffentlicht sie nun ihr viertes Album und liefert gleichzeitig so etwas wie den Soundtrack für die zugehörige Tour. Die soll Mary und Band zu Orten und Menschen bringen, die sonst mit Livemusik wenig am Hut haben, weil sie sie sich gar nicht leisten können. Entsprechend wird Station bei Minderbemittelten, in Kranken- und Langzeitkliniken, bei Obdachlosen, in Frauenhäusern usw. gemacht. Könnte sich manch "größerer" Künstler eine Scheibe abschneiden.
Sehr modern, pulsiert und blubbert es zu Beginn von That Thing You Do To Me, aber ruck-zuck kommt der Song in Gang und man springt mittenrein in einen R&B- und Soul-Groove, also wollte sich Mary für "Blues Brothers 2020" bewerben. Flächige, rhythmische Orgelakkorde, Bläsersätze, funkige Gitarren - da kommt schnell Schwung in die Bude.
Nur gering dahinter bleibt das Tempo vom folgenden You Got Me Wrong, gleichfalls mit Bläsern durchsetzt und ein richtiger good-time-song. Da verstehen wir die Mary sicher verkehrt. Erinnert mich stark an By Any Other Name, mit weniger Country und mehr Stax und Motown.
Die Stimme hat natürlich einen äußerst hohen Wiedererkennungswert und ich liebe einfach dieses wundervolle Timbre, diesen angerauten Ton und auch diese manchmal etwas meckernde Phrasierung.
Unterstützung im Background gibt’s in Good To Me. Das nimmt sich noch etwas mehr zurück - ohne den Elan zu verlieren! - und steigt noch tiefer in den Soul-Kessel ein. Nicht die ureigenste Musik von Frau McBride und doch macht sie auch hier einen richtig guten Job.
Die Kernmannschaft ihrer Band ist in etwa gleich und schiebt sie ordentlich voran, in dem country-rockigen Tricky Tricky World hier ist sie am besten, da pusht ihre Stimme die Musik und man kann nicht anders, als beschwingt mitzuwippen. Man sieht förmlich die Bar an der Ecke vor sich, in der die Band rockt. Lediglich einen etwas raueren Sound hätte ich mich vorstellen können.
Home ist praktisch der "Titelsong" für die Tour und das übergeordnete Motto der Platte. Entsprechend geht es etwas nachdenklicher zu, aber wem höre ich lieber zu als Mary McBride in dieser Country-Ballade. Wirklich toll.
When Will We Know ist eine herrlich stimmungsvolle Soul-Ballade, mit schöner Dynamik, Saxophonsolo, stilgerechter Hammond und darüber diese Stimme, die einen unwiderstehlich in ihren Bann zieht.
Da gelingt natürlich auch mit dem eher locker dahinschlendernden All I Can Do. Okay, so langsam könnte ich mir wieder etwas mehr up-beat-mäßiges vorstellen, aber trotzdem wackel ich munter auf meinem Stuhl zu dieser Nummer, die mich sehr an meine Freundin Candye Kane erinnert.
Tja, nix war's: Mit In Passing folgt eine Ballade, nur vom Piano instrumentiert und sehr besinnlich und anrührend. Mag man vielleicht nicht jeden Tag hören, aber wenn die "Wee Wee Hours" kommen, Ladies und Gentlemen, dann hat man hier eine gute Unterstützung.
Langsam wird es wieder flotter. If I Could hoppelt munter vor sich hin im Country-Pop Gewand, während My Most Recent Ex in allerbester STONES-Manier rockt. Das ist die Art von Song, die jede Bar, jeden Club zum gnadenlosen Mitrocken bringt. Viele könne so spielen, aber es braucht so eine Stimme, damit da ein Killer draus wird. Mehr davon!
Nein, wir sind auf "The Way Home" mit R&B infiziert und so bewegt sich Sticking Around wieder mehr Richtung Motown. Macht aber in diesem Kontext kaum was aus, denn es hat immer noch ordentlich Schwung und hält die Feier am kochen.
Aber alles hat ein Ende und mit Say Goodnight sagt Mary, ja, gute Nacht. Wiederum nur von Klavierklängen untermalt, diesmal mit mehrschichtigen Stimmen, verabschiedet sich Mary McBride sehr gefühlvoll. Nach wie vor, hoffe ich, dass diese Frau den Weg auf unsere Bühnen findet, denn dann steh ich in vorderster Reihe! Wer auf Roots- und Country Rock steht, sollte dabei neben mir stehen.