Melissa Carper

Ramblin‘ Soul

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.11.2022
Jahr: 2022
Stil: Country
Spiellänge: 41:25
Produzent: Andrija Tokic / Dennis Crouch

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Plattenfirma: Thirty Tigers

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Loretta Lynn

June Carter Cash

Dickey Betts

Titel
01. Ramblin‘ Soul
02. Zen Budddha
03. Ain’t A Day Goes By
04. 1980 Dodge Van
05. Texas, Texas, Texas
06. That’s My Only Regret
07. Boxers On Backwards
 
08. I Do What I WANNA
09. Hit Or Miss
10. I Don’t Need To Cry
11. Holding All Cards
12. From What I Recall
13. Hanging On To You
Musiker Instrument
Melissa Carper Vocals, Bass
Matty Meyer Drums
Chris Scruggs Guitars
Lloyd Green Pedal Steel
Billy Contreras Fiddle
Jeff Taylor Piano, Accordion
Dennis Crouch Guitars
Brennen Leigh Harmony Vocals

Es gibt zwei Sorten von Songs, die das Publikum mit auf das amerikanische Leben „on the road“ nehmen…Die einen sind adrenalingetrieben, rastlos, das Gaspedal öfters bis zum Anschlag durchgedrückt. Dickey Betts schuf mit seinem Ramblin‘ Man eines der großen Vorbilder für diese ewig Getriebenen, viele andere namhafte US-Sänger von Bruce Springsteen (Born To Run) über Jackson Browne (Running On Empty) bis Bob Seger (Roll Me Away) haben ihre eigenen Hymnen an ein Leben ohne festen Halt geschrieben.

Die anderen „Ramblin‘ Songs“ sind gemütlicher, lassen sich eher treiben wie ein Blatt im Wind, ebenso halt- und rastlos wie ihre muskulösen Cousins, aber mit wärmeren Untertönen. Mal sehn, was das Leben so bringt, wenn man weiterzieht. Und es sind häufig Country-Sängerinnen, die sich in dieser Welt wohlfühlen, ob sie nun Emmylou Harris (Wheels), Lucinda Williams (Ramblin On My Mind) oder eben Melissa Carper heißen. „Oh Lord, I’m a ramblin soul, where do I call my home? It’s here on the open road, just wherever that wind does blow…“ tönt es gleich zu Beginn ihres zweiten Albums aus den Boxen, in einem Sound, der an die verstaubten Platten der 5oer-Jahre erinnert. Die Pedal-Steel weint, ein locker geschlagener Drum-Beat dahinter und Carpers breiten Südstaaten-Akzent hätten Loretta Lynn oder June Carter auch nicht besser intoniert.

Die Sängerin aus Arkansas ist ganz offensichtlich an Traditionspflege interessiert. Ob es nun Dreiviertel-Takt-Schunkler wie Ain’t A Day Goes By sind, die Hommage an den alten, geliebten 1980 Dodge Van mit seinen „300.000 hard miles“ auf dem Tacho (dessen monotoner Beat wohl nicht ohne Grund an Billy Joels It’s Still Rock’n Roll To Me erinnert, nur eben gemütlicher…) oder die Tränenballade It’s My Only Regret: Hier darf Classic Country wieder aufleben, wie es früher am Sonntag Nachmittag aus dem Fernsehen ertönte und sich die ganze Familie davor versammelte. Song und Sängerin verschmelzen zu einer wohlklingenden Einheit, und es riecht nach Heu, Apple Crumble und Whisky gleichermaßen.

Zum Glück findet Melissa Carper immer dann, wenn es zu rührselig zu werden droht, einen kleinen Kniff, um die Gemeinde aufzuschrecken. Wer seine Unterhosen verkehrt herum anzieht, kann am Abend bei der großen Party natürlich kein (Liebes-)Glück haben (Boxers On Backwards), aber diesen Song hätten die „good ol‘ ladies“ der Fünfziger ohnehin nicht gesungen, mag er auch noch so sehr nach Line Dancing klingen. Und Holding All The Cards biegt dann eben mal von der Landstraße ab in eine Jazz-Kneipe der 30er-Jahre, durch die ein fröhliches Piano klimpert und eine Klarinette gute Stimmung verbreitet.

Vor allem aber geht es Melissa Carper darum, der (Country)Welt zu sagen: Ich bin, wie ich bin – ein „Ramblin‘ Soul“ eben. Sie fährt – dann doch mal etwas schwungvoller, aber immer noch entspannt-akustisch - nach Texas, Texas, Texas, um ein Loch in ihre Schuhe zu brennen, sie nimmt das Risiko auf sich, zu scheitern (Hit Or Miss), um sagen zu können „I gotta be me“. Und das gospelige I Do What I WANNA hat die Ansage dann gleich in Versalien im Titel: „Komm mir nicht als Besserwisser, ich mache, was ich will…“

Und deshalb zeigt sie auch allen diesen Besserwissern fröhlich eine lange Nase, die beim Schlusstitel Hanging On To You, einer wundervoll entspannten Country-Pop-Nummer, denken, dass die Streunerin Melissa Carper am Ende doch den Mann der Träume braucht. Nichts da, das Objekt ihrer Begierde ist kein Automechaniker oder Rodeo-Reiter, sondern schlicht ihre alte Blue Jeans, von der sie weiß: „They don’t make em like they used to, that’s why I’m hangin on to you.“ Garantiert „stone washed and faded“…   

 

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