Ghost On The Motorway, Glitterhouse Records, 2007 | ||||
Michael J. Sheehy | Voices, Guitars, Percussion, Organ, Bass, Melodica | |||
Jonathan Daniels | Double Bass | |||
Alex Vald | Mandolin | |||
Patrick McCarthy | Banjo, Mini Accordian, Slide Guitar, Guitars, Grunts, Percussion | |||
Fiona Brice | Violin | |||
Andrew Park | Bass | |||
Paul Martin | Drums | |||
Ed Harcourt | Saw, Music Box, Organ, Percussion, Grunts | |||
Sandy Mill, Charlie Beddoes, Lian Warmington, Victoria Benjamin | Backing Vocals | |||
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1. Break In The Clouds | 7. Torriano Avenue | |||
2. Curse The Day | 8. Song For Davy | |||
3. Crawling Back To The Church | 9. Company Man | |||
4. Retread The Dry Bony Ground | 10. Ghost On The Motorway | |||
5. Bloody Nose | 11. So Long Sorrow Town | |||
6. New Orleans | 12. Son Of Blue Moon | |||
Der besessene Glaube an vertane Chancen kann lähmend sein. Und rückwärtsgewandt versauert man dann und lässt den Moment unbesehen verstreichen. Unlogisch, unnötig, manchmal fatal. Besser doch die Augen und Ohren auf, auch wenn man gerade leise eine Träne oder ein Lächeln wegdrücken muss. Auf hundert Kopfschütteln folgt ein "Ach!" Und das lohnt sich.
Wie das "Ach!", welches einem über die Lippen kommt, wenn Michael J. Sheehy mit seinem bereits vierten Solo-Album den kleinen Zirkus betritt, dem man Platz einräumt im Alltagsgeschehen.
Was ist einem hier bisher entgangen, könnte man grübeln und schier verzweifeln. Oder einfach Stille einkehren lassen, sich noch ein Bier, ein Glas Wein oder doch gleich einen guten irischen Whiskey einschenken (und ganz nebenbei und unbemerkt wieder mit dem Rauchen anfangen).
"There's something awful rollin' in from the sea..." ist die erste Textzeile, wir reiten auf einem alten Gaul, halten unter einem verwitterten Baum, das Meer rauscht bedeutungsvoll und Rettung ist sowieso und niemals in Sicht, wie schön. Und weiter geht's, der irisch-stämmige Londoner, der so amerikanisch klingt, dass er dabei schon wieder an europäische Wurzeln gemahnt, verflucht den Tag an dem er das erste Mal ihren Namen hörte; er kriecht zurück in die Kirche, reumütig, geläutert, abgefuckt.
Es kocht, es brodelt, es legt sich wieder, es ätzt, es zehrt, es gärt, es legt sich wieder. In einer wilden Höllenfahrt durch Folk und Gospel, Country und Folk, Roots und Blues und wieder Folk, ein fiebriger und dennoch abgeklärter Traum in schwarz-weiß, dunkelrot und sepia. Und dann doch wieder ganz entspannt, ganz gelassen, beinah unbeschwert wie Nick Drake, wenn allein das nicht schon eine sich selbst ausschließende Beweisführung wäre.
Es fallen Namen wie reife Früchte bei zu hohen Temperaturen vom Baum: 16 HORSEPOWER, Townes Van Zandt und pssst - niemand hat's gehört, niemand hat's gesehen, aber "I realised I'd been flogging a dead horse" ist eine Zeile, die hätte auch der Meister höchstpersönlich schreiben können, knarzig, geerdet und erleuchtet. So wie dieses Album, das nachhallt für hundert verschwendete. Kein Moment verstreicht unnütz, wenn er Vorbereitung für solche Musik ist.