A New Kind Of Loneliness, Floating World Records, 2007 | ||||
Michael Weston King | Vocals, Electric & Acoustic Guitars, 12-String Guitars | |||
Mike Cosgrave | Piano, Hammond Organ, Trumpet, Cornet, French Horn, Accordion, Pump Organ, Harmonium | |||
Alan Cook | Mandolin, Pedal Steel, Dobro | |||
Lou Dalgleish | Vocals | |||
Kevin Foster | Bass | |||
Steve Jackson | Drums, Percussion | |||
Matt Howden | Violin | |||
Jackie Leven, Ron Sexsmith, Don Kerr | Vocals | |||
David Wrench | Hammond Organ | |||
Chris Hillman | Mandolin, Vocals | |||
Herb Pederson | Banjo, Acoustic Guitar, Vocals | |||
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1. Here's The Plan | 7. Only Seven Days | |||
2. The Last Hurrah | 8. Rosenkrantz And Kristians Gate | |||
3. Saturday's Child | 9. Let The Waves Break | |||
4. My Heart Stopped Today | 10. From Out Of The Blue | |||
5. This Man Can Break So Easily | 11. Alone Again Naturally | |||
6. Lost | 12. It Will End In Tears | |||
Ja, so kann das gehen, wenn man mal einen Moment lang nicht am Puls der Zeit klebt und aufgrund unglücklicher Umstände einen formidablen Songwriter wie Michael Weston King vergisst. Kannte ich doch diesen 1961 in der Nähe Liverpools geborenen Engländer noch aus seinen Alt.-Country-Tagen als Kopf der längst ad acta gelegten THE GOOD SONS. Doch das ist lange her...
Mittlerweile veröffentlichte Michael einige Soloalben, die von der Kritikerschaft stets gut bis euphorisch bewertet wurden und trotz allem agiert dieser traditionsbewußte Brite leider mehr im Schattenreich der kaum beachteten Songschmiede. Die Plattenverkäufe könnten besser sein, beklagt er sich zurecht und musste auf seiner kürzlich zu Ende gegangenen, kleinen BRD-Tour nicht selten vor weniger als zehn Leuten auftreten (wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr).
Und, Leute, dieser Mann liefert echte Qualität ab. Schaut man auf die Liste seiner Einflüsse, die vor erlesenen Namen wie Elvis Costello, Tim Hardin, Hank Williams, Townes Van Zandt, Bob Dylan, Phil Ochs, Nick Cave, Scott Walker, Tom Waits, Nick Lowe, Roddy Frame, Bruce Springsteen, Gram Parsons, Burt Bacharach nur so wimmelt, ahnt man schon wohin die Reise geht.
Auf seinem aktuellen Album "A New Kind Of Loneliness" werden all diese Inspirationen auf recht subtile Art und Weise gewinnbringend genutzt. Am Ende staunt man über ein angenehm fliessendes Songwriter-Album der alten Schule ohne jegliche Ausfälle. Die Herangehensweise auf dem neuen Longplayer mag eine etwas andere als zuletzt sein, doch das zeugt letztlich nur von Michael Weston Kings unbedingtem Willen, sich nicht im Brackwasser des ewig gleichen zu verirren.
Wie man liest, lebten seine vergangenen Alben eher von zurückgenommenen Arrangements und einem leichten Hang zu langerprobten Americana-Mechanismen. "A New Kind Of Loneliness" beschreitet nun einen anderen Weg. Man trifft auf opulente Instrumentierung, ausgefeilte Arrangements mit Streichern, Bläsern (Cornet, French Horn, Trompete), Pedal-Steel, Akkordeon, Pump Organ, die es schaffen unterschiedlichste Stimmungen zu erzeugen. Die vorherrschende Atmosphäre dürfte wohl mit melancholisch-nachdenklich klar umrissen sein.
Michaels Cinemascope-Pop erzählt von Abschied, endgültigen und vorrübergehenden Trennungen, allerdings ohne bedenkliches Abdriften in fatalistische Depressivität. Weston King setzt sich offenherzig mit seinen Gefühlen auseinander, sinniert, reflektiert, bläst aber keinen Trübsal.
In entsprechender Stimmung schafft es dieses Album, dich zu Tränen zu rühren. Das letzte Viertel dieser Scheibe, mit Songs wie Rosenkrantz and Kristian's Gate, From out of the blue, Alone again, naturally und It will end in tears stellt hier das eindringlichste Kapitel dar. Erinnert sich eigentlich noch jemand an Gilbert O'Sullivans Alone again, naturally aus den Siebzigern? Weston King transzendiert dieses Kleinod in seine eigene Realität und widmet dieses Lied, wie auch das komplette Album, seiner verstorbenen Mutter.
Schön auch, dass eins seiner Vorbilder, Ron Sexsmith, sich nicht zu schade ist, Michael auf dem getragenen From out of the blue gesanglich zu begleiten. Auf dem einzig country-fizierten Track, My heart stopped today, geben sich zudem freundlicherweise zwei alte Helden namens Chris Hillman und Herb Pederson die Ehre.
Sicher, hin und wieder trägt der Brite ein wenig dick auf, verschreckt möglicherweise die Verfechter der gradlinig und möglichst simpel strukturierten Songkunst, doch dieses Album verdient es einfach gehört zu werden. Die Schönheit und Eleganz von "A New Kind Of Loneliness" muss man nicht krampfhaft zwischen den üppigen Arrangements suchen - sie breitet sich ganz selbstverständlich und dezent vor einem aus. Dann darf man sie ganz entspannt geniessen.