Mick Pointer & Guests

Stuttgart, LKA, 27.01.2009

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Konzertbericht

Reviewdatum: 27.01.2009

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Stuttgart, LKA, 27.01.2009
Fotostrecke (25 Fotos)

Strahlende, zufriedene Gesichter, wohin man auch blickt. Lauscht man den ersten Kommentaren nach Konzertende, so fängt man erstaunlich oft Satzfetzen, wie 'überraschend gut' oder 'viel besser als erwartet' auf.

Was war geschehen? Etwa zwei Stunden vorher hatte Mick Pointer, seines Zeichens ursprünglich Schlagzeuger und Gründungsmitglied von MARILLION gemeinsam mit einem illustren Haufen die Bühne des LKAs geentert um unter dem Motto "Script for a jester's Tour" einem der herausragenden Progrock-Alben zu seinem 25. Geburtstag ein livehaftiges Denkmal zu setzen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen man Tribute-Projekte wie THE MUSICAL BOX oder THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW nur milde belächelte. Es existiert inzwischen ein Publikum, das sich nur all zu gerne für einen Abend in die glorreiche Vergangenheit zurück versetzen lässt und sich nur wenig daran stört, dass dabei andere Musiker in die Rollen der alten Helden schlüpfen. Die Nachfrage hat sich gewandelt und es ist nur all zu legitim, dass die Angebotsseite sich entsprechend darauf einstellt.

Der gravierende Unterschied bei MICK POINTER AND GUESTS ist allerdings, dass nahezu alle Beteiligten mit eigenen Bands und Kompositionen in den vergangenen Jahrzehnten ihre unverkennbare Duftmarke in der Progressivrock-Szene hinterlassen haben. Wenn ein Mick Pointer und ein Ian Salmon mit einem Nick Barett zusammen MARILLION-Songs spielen, dann hat das durch ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei Bands wie PENDRAGON und ARENA einfach eine ganz andere Qualität, als würden lediglich Musiker agieren, die außerhalb ihres Tribute-Projektes vollkommen unbekannt sind.

Musikalisch bietet die erste Hälfte des Abends wenig Überraschendes. MICK POINTER AND GUESTS zelebrieren "Script for a jester's tear" von der ersten bis zur letzten Note, von der gänsehauterzeugenden Eröffnungssequenz 'So here I am once more in the playground of the broken hearts.' des Titeltracks hin zu einem energisch rockenden, anklagenden Forgotten sons.
Mick Pointer und Ian Salmon bilden eine eingespielte Rhythmussection, die sich durch die Zusammenarbeit bei ARENA nahezu blind versteht. Nick Barett gelingt es optisch eher unspektakulär und zurückhaltend aber musikalisch umso effektiver Steve Rotherys Gitarrenarbeit nachzuempfinden und Keyboarder Mike Varty von CREDO füllt ohne Schwierigkeiten den Mark Kelly-Part aus. Daran bestand aber von vorne herein kaum Zweifel.

MARILLION waren in ihren Anfangstagen geprägt von der extravagant-theatralischen Bühnenperformance von Fish und seinem großartigen facettenreichen Gesang. So blöd das jetzt klingen mag, aber der Erfolg des Konzeptes steht und fällt mit der Besetzung dieser zentralen Rolle.

Ich hatte das Vergnügen Brian Cummings schon beim Soundcheck erleben zu dürfen und mir war schon nach wenigen Sekunden klar: Das passt einfach!
Im Laufe des Abends wird mehr als deutlich, dass Mick Pointer mit dem Mann, der sonst bei dem GENESIS-Tribute-Projekt CARPET CRAWLERS den Peter Gabriel spielt ein echter Glücksgriff gelungen ist.
Brian Cummings ähnelt optisch dem jungen Fish, ist stimmlich und emotional in der Lage dessen Songs in bemerkenswerter Weise zu interpretieren und er beherrscht die Mimik und Gestik des Schotten bis ins kleinste Detail. Ja, selbst seinen schottischen Akzent und den typischen Humor hat sich Brian Cumings zu Eigen gemacht.

So kommt das Publikum in jeder Hinsicht in den Genuss einer Show, die den Geist der frühen MARILLION wieder auferstehen lässt. Natürlich hat man auch die visuellen Showeffekte, die der Fan von Konzertmitschnitten wie "Recital of the script" kennt und liebt ausgegraben.
Zu He knows you know visualisiert Brian Cummings Drogenexzesse ähnlich beeindruckend wie Dave Hill bei DEMONs Life on the wire. The web beschert uns Aggressions- und Frustrationsbewältigung mit Hilfe einer 'rubber plant' - not Robert Plant, wie Cummings verschmitzt lächelnd ausdrücklich betont - und natürlich darf auch der Auftritt im Army-Outfit bei Forgotten sons nicht fehlen.
Cummings lebt und leidet die Songs, als wären es seine eigenen und wer wie ich das Glück hatte MARILLION vor dem kommerziellen Durchbruch mit "Misplaced childhood" einmal live erleben zu dürfen, fühlt zumindest einen Hauch der Magie, die diese Band damals ausmachte.
Wären nicht permanent die etwas pathetischen Huldigungen für Mick Pointer (Ohne ihn gäbe es weder MARILLION noch das beste Prog-Album aller Zeiten) und die Verweise auf das aktuelle PENDRAGON-Album von Nick Barett, könnte man tatsächlich glauben wir würden das Jahr 1983 schreiben.

Musikalisch ist die Show ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Jeder der sechs Songs von "Script." ist auf seine Weise ein Klassiker und ein Hit. Es fällt aber auch auf, dass die Dramaturgie des Albums nicht unbedingt auf eine durchgehende Bühnenperformance ausgerichtet ist. So dauert es bis zum lebhaften Garden party, damit das Publikum zum ersten Mal wirklich aus sich heraus geht und den Zustand staunenden Genießens ablegt.

Im zweiten Teil der Show widmen sich MICK POINTER AND GUESTS den Prä-"Script."-Kompositionen, die auf frühen Singles und EPs erschienen sind. Vom starren Album-Konzept befreit wirkt die Band nun wesentlich entspannter und gelöster, ja auch spontaner und lebendiger.
Vielleicht sollte man das Konzert ja besser mit dem knackigen Charting the single anstatt mit dem emotional tiefgründigen Script for a jester's tear eröffnen.
Durch eine ausführliche Erläuterung wird dem Besucher die hintergründige Bedeutung von Three boats down from the Candy näher gebracht und für viele dürfte das zwanzigminütige Grendel, das wie eine Synopse von MARILLIONS frühem Schaffen wirkt, der Höhepunkt des Abends darstellen.

Das Finale bilden eine furiose, spielfreudige Version von Market square heroes, die allerdings nicht an die 85er-Version mit integriertem She loves you/Let's twist again-Medley heranreicht und Margaret, MARILLIONS ruppige Loch Lomond-Interpretation. Das Publikum im LKA geht endgültig steil und lebhafte Highland dancing von Tourbegleiterin und Merchandiserin Nathalie im Publikum würde sich auch auf der Bühne gut machen. ;=)

Viel zu schnell findet ein kurzweiliger und unterhaltsamer Konzertabend sein Ende, aber alle MARILLION-Songs, die unter Mitwirkung von Mick Pointer entstanden sind, wurden gespielt. Auch wenn man jetzt noch durchaus Lust auf den einen oder anderen "Fugazi"-Knüller verspürt, überwiegt der Respekt vor Mick Pointers Konsequenz ausschließlich eigenes Material aufzuführen.
Mit der richtigen Erwartungshaltung, das hochklassige Musiker aus der aktuellen britischen Neoprog-Szene den Konzertbesucher auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit entführen, kommt man als Besucher voll und ganz auf seine Kosten. All zu inflationär sollten MICK POINTER AND GUESTS aber mit dieser Aufführung nicht touren um den Reiz der Exklusivität zu wahren.

Fotostrecke (25 Fotos)

Martin Schneider, 27.01.2009

 

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