Mitch Kashmar 100 Miles To Go, Delta Groove Music, 2010 |
The Pontiax: | ||||
Mitch Kashmar | Vocals & Harmonica | |||
Bill Flores | Guitar & Tenor Sax | |||
Jon Lawton | Guitar (except Bonus Tracks) | |||
Jack Kennedy | Bass | |||
Tom Lackner | Drums | |||
Special Guests: | ||||
William Clarke | 1st Harmonica on Gonna Find Someone New | |||
Jim Calire | Tenor Sax, Piano, Organ | |||
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01. Night Creeper | 08. Walkin' Downtown | |||
02. My Kinda Woman | 09. Let It All Fall Dead | |||
03. 100 Miles To Go | 10. I'm Sorry About This | |||
04. Lip Service | Bonus Tracks: | |||
05. Gonna Find Someone New | 11. When You Do Me Like That (I Wanna Do You Like This) | |||
06. Horn Of Plenty | 12. The Petroleum Blues | |||
07. Long As I Have You | ||||
Die "Neue" von Mitch Kashmar ist eigentlich seine "Alte", aber gewisse Zweisamkeiten sollen ja mit der "Ehemaligen" gar nicht so schlecht sein. Hier geht’s natürlich nicht um die zwischenmenschlichen Beziehungen des kalifornischen Mundharmonikavirtuosen, sondern um die Wiederveröffentlichung des Albums "100 Miles To Go", welches er mit seiner damaligen Band THE PONTIAX 1988 aufgenommen hat. Delta Groove Music, wie immer sehr um seine Künstler bemüht, bringt die Scheibe nun neu heraus, ergänzt um zwei Songs, welche die Band bei einer Zusammenkunft extra hierfür eingespielt hat.
Ende der 80er sah es ja wieder etwas besser für Blues und erdigen Roots Rock und Rock'n'Roll aus - die Plastiksounds vom Beginn und Mitte des Jahrzehnts verblubberten langsam - und Bands wie JASON AND THE SCORCHERS und THE BEAT FARMERS traten dem Rock in den Arsch und pumpten ihm neues Leben ein. Auch dem Blues ging es besser und in der südkalifornischen Area machten THE PONTIAX von sich reden. Im Booklet erinnert sich Kim Wilson (THE FABULOUS THUNDERBIRDS) noch gut an jene Tage und ist voll des Lobes über die Band.
Mit dem, leicht gezügelten, Blues-Boogie Night Creeper versetzen sie einen auch umgehend in entspannte Mitschaukelbewegungen. Natürlich sollte man eine gewisse Affinität für Harp-Blues haben, aber wie toll Mitch sein Instrument beherrscht, dürfte jeden umgehend faszinieren. Vor allem wie er in den höchsten Tönen brilliert, jault, wimmert, die Töne schier endlos zieht und biegt, das ist schon erste Sahne.
Ähnlich locker-beschwingt folgt My Kinda Woman. Hier behauptet Bill Flores' Gitarre mehr Raum für sich, sowohl mit dem vibrierenden Rhythmus als auch mit dem Slide-Solo. Natürlich kontert Mitch zur rechten Zeit.
Der Titelsong groovt gleichsam entspannt, bringt aber doch deutlich mehr Rauheit mit sich. Das liegt erneut an den zwar recht cleanen aber doch kräftigen Gitarrenklängen von Bill Flores, der hier das Ruder ganz gut im Griff hat. Mitch Kashmar bläst zur Aufholjagd mit dem äußerst flotten Lip Service. Ja, in so einer Up-beat Nummer kommt das Gebläse gleich noch eine Ecke schärfer. Erinnert mich ein bisschen an die britischen NINE BELOW ZERO und deren Mark Feltham. Für Vocals ist hier kein Platz, fällt aber auch kaum auf.
Nach Big Band Swing, im Boogie-Rhythmus, klingt es in Gonna Find Someone New. Effektvoll reihen sich hier ein paar Saxophone in den Groove ein.
Wie das klingt, wenn sich Gitarre und Harmonika zum Duett - oder sollte man sagen Duell? - zusammenfinden, kann man in Horn Of Plenty bestens hören. Auch hier keine störenden Gesänge, sondern purer Blues'n'Boogie.
Ganz ohne Coverversion kommen auch diese Jungs nicht aus und so bringen sie Willie Dixons Long As I Have You als Soul-Blues-Ballade. Sicher gut gemacht und das Mundharmonikasolo ist erneut große Klasse, aber mir ist das etwas zu glatt.
Wenn das etwas flotter vorangeht, wie im folgenden Walkin' Downtown, ist das schon deutlich "erträglicher". Der gedoppelte Harmonie-Leadgesang hat einen besonderen Charme und Mitch Kashmar schafft es immer wieder, neue interessante Töne aus seiner Blues-Harp zu pressen. Schöne Nummer zum Mitgrooven.
Zum Schluss gibt’s mit I'm Sorry About That nochmal richtig Feuer. Genau die richtige Art von gehetztem Abgeh-Blues, um die Stimmung in der Bude nach oben zu treiben und sich damit zu verabschieden. Natürlich mit den entsprechenden Soli.
Wie gesagt, so ohne weiteres wollte man die Scheibe nicht neu veröffentlichen und spielten die Jungs flugs zwei neue Songs im Studio ein. Man habe sich gefühlt wie in den "alten Zeiten" und man glaubt es ihnen gerne, denn stilistisch unterscheidet sich so wenig wie (kaum) vom Klang. Man mag vielleicht etwas mehr "Reife" im Spiel von Kashmar erkennen, aber ansonsten reiht sich sowohl das erdig-bluesige When You Do Me Like That (I Wanna Do You Like This) als auch der eher locker-flockige The Petroleum Blues problemlos an die Stücke der Original-Scheibe an.
Wer es nicht zu "dirty", trotzdem bluesig, und vielleicht mit etwas Swing und Jazz angereichert mag und natürlich mit Blues-Harp satt, der braucht sicher keine "100 Meilen zu gehen", um an diesem Album seinen Spaß zu haben.
Da darf sich der Mitch ruhig öfter mit seiner Früheren treffen ...