Wer hat's gemacht? Ja, die Schweizer haben beileibe nicht alles gemacht und schon gleich gar nicht erfunden, aber in Sachen kernigen Riff'n'Roll haben sie doch dann und wann mal eine äußerst stimmige Band an den Start gebracht. KROKUS muss hier natürlich an erster Stelle genannt werden, aber auch GOTTHARD zählten und zählen zum Gipfel des europäischen Hard Rocks. Seit 2006 sind dieser Herren hier dabei und die MODERN DAY HEROES haben zwar noch einen Weg – bzw eine Felswand – vor sich, bis sie sich mit den vorher genannten Bands messen können, aber die Attitüde scheint schon zu stimmen.

Zwischendurch auch mal durch Corona ausgebremst, bündeln sie mit ihrem neuen Album zwei vorangegangene EPs. Und der Titelsong kommt gleich mit deutlichem AC/DC-Flair daher. Ordentlicher Kick-Ass-Rock, der stellenweise auch an THE CULT erinnert. Dazu einen ziemlichen Ohrwurmfaktor – das lässt sich nicht übel an. Im Booklet sind die Texte in leserlicher Größe abgedruckt, gibt einen weiteren Pluspunkt. Walk On Fire folgt nicht ganz so barrierefrei, aber rockt die ebenso druckvoll und könnte ich mir irgendwie auch im Repertoire von Billy Idol vorstellen. Live, wenn die Rhythmusgitarre im Solo fehlt, wird das etwas schwieriger werden, aber auf CD kommt das schon sehr gut.

An der Reihenfolge hat sich anscheinend kurzfristig was geändert, denn laut Booklet käme jetzt One By One. Erst ist aber Avec Toi Je Suis Moi an der Reihe. Mit meinen mangelhaften Französischkenntnissen offenbar ein Liebeslied. In einen riffigen Blues Rock verpackt immer noch ansprechend, aber etwas orientierungslos. Dann folgt aber One By One und bringt einen ganze Schwung Punk-Attitüde ebenso mit, wie die Power von, na, sagen wir HAVANA BLACK. Dust & Flames groovt dann wieder richtig gut, mit einem Hypno-Beat, der einmal mehr zwischen THE CULT, TITO & TARANTULA und POTHEAD pendelt. Nix außergewöhnliches, aber durchaus anmachend. Kein großer Firlefanz, wie sich das als Power-Trio gehört, sonder drauf auf die Zwölf.

Auch Someone Like You hat wieder einen gewissen Billy Idol-Charme, mit leichtemr Desert Rock-Verwandtschaft, wobei man Sänger/Christen Serge Christen schon eine gewisse Eigenständigkeit gutschreiben kann. Solche Frontmänner gibt’s auch nicht an jeder Ecke. Mit Schlaflied hat Another Lullaby nix zu tun, auch wenn das Tempo etwas gemäßigter ist. Umso schwerer groovt das, bei entsprechender Lautstärke. Irgendwie muss ich die ganze Zeit auch immer mal an meine Lieblings-Dänen von D-A-D denken, und Please rückt die MDH zumindest stellenweise in deren Nähe, gleichzeitig aber auch ein bisschen in Richtung DANZIG. Kommt jedenfalls mit Druck und dürfte vor allem Live richtig Spaß machen. Knapp über eine halbe Stunde macht dieses Album jedenfalls auch Spaß und wenn es jetzt auch nicht der perfekte Geniestreich ist, hat das auf jeden Fall Qualität – wie von Schweizern gewohnt – und versorgt einem mit jeder Menge Power für den Tag. Und die Nacht dazu.