Motörhead Clean Your Clock, UDR Music, 2016 |
Lemmy Kimister | Gesang, Bass & Mundharmonika | |||
Phil Campbell | Gitarre | |||
Mikkey Dee | Schlagzeug & Gitarre | |||
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CD & DVD | ||||
01. Bomber | 09. Rock It | |||
02. Stay Clean | 10. Orgasmatron | |||
03. Metropolis | 11. Dotor Rock (inkl. Drum Solo) | |||
04. When The Sky Comes Looking For You | 12. Just 'Cos You Got The Power | |||
05. Over The Top | 13. No Class | |||
06. Guitar Solo | 14. Ace Of Spades | |||
07. The Chase Is Better Than The Catch | 15. Whorehouse Blues | |||
08. Lost Woman Blues | 16. Overkill | |||
DVD Bonus | ||||
Lemmy Feature | ||||
Eine gewisse Wehmut ergreift den Hörer, wenn er die DVD “Clean Your Clock“ einlegt und auf „Play“ drückt. Sofort spürt man wieder diesen Verlust, den man am 28. Dezember 2015 gespürt hat: an dem Tag, als Lemmy starb. Und so erscheint “Clean Your Clock“ als posthumes Vermächtnis des Mannes, der wie kein anderer den harten Rock und Heavy Metal personifizierte, auch wenn er mit der letztgenannten Spielart persönlich nicht assoziiert werden wollte – aber er hat sie geprägt, ob er nun wollte oder nicht. Und mit dieser – vermutlich letzten – offiziellen Live-Veröffentlichung verabschiedet sich das Idol von Millionen Metal-Fans auf aller Welt sehr würdig.
Mitgeschnitten wurde der Auftritt im Münchner Zenith am 20. November 2015 – also gut einen Monat vor seinem Tod. Natürlich sieht man Lemmy seine Krankheit an. Er verzichtet auf – oder vielleicht vergisst er sie auch –die übliche Begrüßungsfloskel: „We are MOTÖRHEAD and we play Rock’n’Roll!“ Aber wenn zum Opener Bomber das alte Stahlgerippe (nein, nicht Lemmy, der Bomber) über die Bühne schwebt, dann werden all diesen trüben Gedanken mit einem Schlag weggewischt. Zumal die Band sehr druckvoll klingt: Kilmister, Campbell und Dee knüppeln ihren Rock gewohnt brachial und ungehobelt raus. Einzig die Stimme lässt Lemmy ein wenig hängen. Er klingt etwas außer Atem und keucht manche Zeile mehr als dass er singt. Aber das stört nicht groß.
Die Setlist ist wie immer ein Fest an Rock-Klassikern wie dem bereits erwähnten Bomber. Aber auch Stay Clean, Metropolis, The Chase Is Better Than The Catch, Orgasmatron, Doctor Rock, Just ‘Cos You Got The Power, No Class, Ace Of Spades und Overkill lassen die Herzen der Fans wie bei jedem Konzert höher schlagen. Mit When The Sky Comes Looking For You hat es zwar nur ein Song vom 22. Album der Band, “Bad Magic“, in die Setlist geschafft, aber das liegt eher daran, dass die Band nun mal viele Standards hat, die gespielt werden müssen, und nicht an der mangelnden Qualität des jüngsten Outputs.
Natürlich sind die gerade mal etwas mehr als 74 Minuten nach dem Geschmack wohl jedes Fans eindeutig zu wenig – insbesondere wenn man betrachtet, welche Klasse-Songs die Band auf dieser Tournee nicht gespielt hat – aber sie zeigen, dass insbesondere Lemmy bis zum Schluss immer Alles gegeben hat. Denn mit Auftritten wie etwa beim Wacken Open Air 2013, wo er nach einer halben Stunde abbrechen musste, wollte er sich nicht von seinen Fans verabschieden. Und wo andere Musiker sich vielleicht unter Hinweis auf die Gesundheit von der Bühne verabschiedet hätten, da sammelte Mr. Kilmister noch einmal all seine Energie und rockte die Bühne, bis er fast nicht mehr stehen konnte.
Die Qualität der Film- und Sound-Aufnahmen ist so, wie man sie sich als Fan wünscht. Der Klang ist klar und druckvoll aber unverkennbar live. Zudem ist die Musik auch auf einer CD beigefügt. Die Kameras fangen möglichst viel von dem, was auf der Bühne passiert ein und schneiden die Impressionen aus der Halle nur dazwischen, um einen Eindruck von der Konzert-Situation zu geben. Die Pause zwischen Ace Of Spades und dem Zugabenteil aus Whorehouse Blues und Overkill wird ungeschnitten gelassen und trägt nur noch mehr zu dem Gefühl des „Live-Dabeigewesenseins“ bei.
Und gerade wenn ich diesen Mitschnitt mit meinem letzten (und leider nicht besonders guten) MOTÖRHEAD-Konzert in Luxemburg ein paar Monate zuvor vergleiche, so komme ich zu dem Schluss, dass die Band – aber eben insbesondere der Frontmann – es hier noch einmal der ganzen Welt - im speziellen all den Kritikern – aber zuallererst mal ihren Fans noch einmal zeugen wollten, dass sie eben doch die lauteste und verdammt noch mal beste Band des Planeten waren. Und der Umstand, dass man diese Formulierung in die Vergangenheit setzen muss, erfüllt einen dann doch wieder mit dieser besonderen Wehmut, dass etwas ganz Großes verloren gegangen ist. Auch wenn “Clean Your Clock“ ein mehr als würdiger musikalischer Nachruf auf die Band und auf einen großartigen Musiker und Menschen ist.