Fortune Teller, Fuzzy Muskrat Records, 2008 | ||||
Nathalie Nahai | Vocals, Violin, Banjo, Guitar, Mellotron, Wurlitzer | |||
Andy Bauer | Percussion, Organ | |||
JT Hall | Bass | |||
Ryan Pitchford | Pedal Steel | |||
Warren Ullom | Piano, Electric Guitar | |||
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1. Polly Ride On | 6. Winter | |||
2. Blood & Cyanide | 7. Where Children Play | |||
3. Overboard | 8. Only There | |||
4. Queen & Country | 9. Sly Girl | |||
5. La Boheme | 10. Softly Now | |||
Eine glockenklare Stimme, punktgenaue, mal sparsam, mal komplex eingesetzte Akustik-Instrumentierung, eingehüllt in warme Songstrukturen, deren Sockel getrost als Folk bezeichnet werden kann - das ist Nathalie Nahai. Schön ist's schon, was sie da auf ihrem zweiten Album zaubert mit hörbar klassischer Schule, tragend und gewiss nicht barock.
Kopfschwer wird dem ein oder anderen dann aber dennoch zu Mute, wenn er sich etwas genauer mit dem zarten, elfengleich klingenden Geschöpf auseinandersetzen will. Da sind Dinge in Erfahrung zu bringen, die besser unter dem Mantel der Verschwiegenheit geblieben wären (zumindest wenn man mich nach meiner werten Meinung fragt):
Das Tarot-Karten lesen und Zukunft voraussagen zum Beispiel, die einzigartige Gitarren-Finger-Picking Technik (du meine Güte, das kann doch nun wirklich jeder Autodidakt von sich behaupten, egal ob das Ergebnis nachher gut klingt - was bei Nahai durchaus der Fall ist - oder eben eher nicht). Ach, und geboren wurde die kleine Nathalie in London, ihre Mutter halb Iranerin und halb Französin, der Vater aus Gibraltar mit schottischen Vorfahren. Du liebe Zeit! Da wagt man kaum weiter zu lesen und tut es doch, wie durch eine höhere Macht befehligt. "Nathalie has been developing her musical talent all her life". Wahnsinn, die Menge tobt und ist nicht mehr zu halten. Oder irgendwie so was in der Art. Nein? Nicht?
Dennoch rudern wir an dieser Stelle zurück zum Anfang, vergessen den ganzen angelesenen Spökes, und tun so, als hätten wir das alles nie gehört.
Dann klingt "Fortune Teller" tatsächlich wieder so wie zu Anfang. Nach Folk und einer Prise Bluegrass hört es sich an, ohne die klassischen Elemente zu vernachlässigen - ganz langsam und warm arrangiert, aufgenommen in Georgia, USA mit einer Reihe veritabler Blues Musiker. Wirklich hübsch eigentlich, wäre da nicht dieser Hang zu Bildungsbürgertum, Künstlerattitüde und zweitem Gesicht.
Was? Nein, ich habe keine Angst vor schlechtem Karma. Ich wohne in Berlin und werde an manchen Tagen mehrmals hintereinander von bettelnden Zigeunerfrauen verflucht. Meine Theorie besagt, dass sich die Flüche gegenseitig neutralisieren. Alles gut also.
Und Nathalie? Die sollte den Esotherik-Baukasten zu Hause lassen und sich jemanden suchen, der ihre Biographie etwas wohlwollender umschreibt. Und dann? Musik machen. Einfach nur weiter Musik machen. Vielleicht vergessen wir irgendwann den ganzen anderen - ja genau: Spökes.