Natural Breakdown Inside The One, Eigenproduktion, 2009 |
Eric Waldman | Keyboards, Vocals | |||
Dan Farella | Guitars, Vocals | |||
Gene Lantigua | Bass, Vocals | |||
Vinnie Smith | Drums, Vocals | |||
Guests: | ||||
Jen Augustine | Vocals - Take 1 | |||
Dan O'Dea | Fiddle - Take 3 | |||
Aaron Craelius | Cello - Take 8 | |||
Mike Lukshis | Tabla - Take 11 | |||
Dan Aadahl | Whistle - Take 2 | |||
Lora Botwinick | Whistles - Take 5, Buzz | |||
Christie Iurato, Lisa Conrad, Aaron Pinkus, Gili Chupak, Tommy Z | Buzz | |||
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01. Hallelujah | 07. Grace | |||
02. Dropout Boogie | 08. The Wave | |||
03. O' Delia | 09. Inside The One | |||
04. Rise Above | 10. 3 A.M. | |||
05. Appalachian Melody | 11. OM-I-GOD | |||
06. Blaming Game | ||||
Wie's der Teufel will! Landen doch tatsächlich drei Jam Rock CDs auf einmal an meiner Couch-Westwand. Eine extrem hochkarätig, die Andere eher durchwachsen und zuletzt dieses feine Scheibchen:
NATURAL BREAKDOWNs "Inside The One"! Jam Rock, wie man ihn in keine Schublade stecken kann; der von (anfangs) gleichgültigem Schulterzucken (...wieder mal 'n GOVT MULE Klon...) bis hin zu schierer Begeisterung alle Gefühlslagen und Jam Rock Facetten bedient.
Über die Band selber weiß man hierzulande nicht viel. Auch Website und MySpace-Auftritt geben nicht allzu viel her. Ihren leicht religiösen Einschlag lassen wir jedenfalls mal außen vor; dass is mir dann doch etwas suspekt. Immerhin sind die vier "hippieähnlichen" Gestalten auch so von überaus sympathischer Erscheinung; fast schon eine Reinkarnation der GRATEFUL DEAD-Urbesetzung. Wenn auch Mangels Masse (an Mitgliedern) ein wenig an den (langen) Haaren herbei gezogen.
Mit Appalachian Melody steht uns die erste, längere Jam Nummer ins Haus. Eine folkig-eingängige Rootsrocknummer, die NATURAL BREAKDOWN durch brillant eingebaute B3-Einlagen, sphärischen Psychedelic-Elementen und Text-Samples auf stolze achteinhalb Minuten strecken. Ob's in der Form nötig war überlasse ich den potentiellen Hörern dieses Albums... mir hätten fünf Minuten gereicht...!
Bluesiger, aber mit ebensolchem Psychedelictouch, wird’s mit dem Amphetamin angereicherten Blaming Game. Die Nummer schlägt so einen kleinen Bogen zwischen den DOORS, CREAM und der JAMES GANG, ist herrlich direkt und geht auch irgendwie direkt in die Beine.
Grace hingegen verbreitet wieder das herrliche Flair früher LITTLE FEAT Werke! Die Bezüge zur Leib- und Magenband des Rezensenten sind fast schon unanständig. Dennoch gelingt es NATURAL BREAKDOWN ihren Songs durch überaus kreative Soundgimmicks und Verwebung zahlreicher Stil-Elemente (gilt übrigens durch die ganze CD hindurch) einen ureigenen Stempel aufzudrücken. So gesehen mögen die Vergleiche, die ich hier bemühe, nichts anderes als Brücken sein, die den Sound der Band verständlicher werden lassen.
Ein trauriges Cello leitet Wave ein. Nicht lange, denn dann schlagen ska-ähnliche Gitarrenakkorde und Rezitativgesang eine ganz andere Richtung ein. In dieser 11-Minuten-Nummer ziehen NATURAL BREAKDOWN ihr ganzes Register. Wieder und wieder taucht das Cello auf, wird mit orientalischen Ethnoklängen, Samples und spacigen Glucks- und Blubber-Effekten verwoben. Hier findet sich experimentelles Psychedelic-Gewaber in treibenden Jam und Fusion Rock Elementen wieder; jammt die Band bis die Schwarte kracht! Und: Hier beginnen NATURAL BREAKDOWN tatsächlich zu fliegen. Nicht allzu hoch und allzu weit, aber diesem Songmonster (im positiven Sinne) liegt schon ein gerüttelt Maß an 68er Feeling zu Grunde; sie will aber in jedem Fall erhört werden und ist ganz sicher nicht für 08/15-Hörer gemacht.
Mit dem Titeltrack Inside The One wird’s wieder karibisch und schwer Percussion-lastig. Ein einfach gestrickter Songtupfer, der nach den 11-Minüter zwar mehr als nötig ist, durch seine Eintönigkeit aber schnell ermüdend wirkt. Eine Nullnummer...?! Ich weiß es nicht...
...denn ohne Pause wechselt die Eintönigkeit von Inside The One in einen Rootsrocker von bester Qualität. 3 A.M. ist ein Slide-Feuerwerk, zu dem mir nicht mehr als LITTLE FEAT und evtl. noch RY COODER einfallen. Der mehrstimmige Gesang, der unterschwellige Blues, die leichte Verquastheit; vor dreißig Jahren noch hätte ich so eine Nummer dem Genie eines LOWELL GEORGEs zugeschrieben!
Endspurt! Anschnallen! Denn jetzt geht’s wirklich auf die Reise! OM-I-GOD heißt der geniale, schwer drogengeschwängerte Final Track. Irgendwie, obwohl der Vergleich, wie gerade festgestellt, etwas hinkt, habe ich dieses Opus sofort mit AMON DÜÜLs Green Bubble Raincoated Man, Jailhouse Frog oder Wie der Wind am Ende einer Straße in Verbindung gebracht. Allerdings sind die DÜÜL Takes (alle von "Wolf City") wesentlich spaciger. Dennoch: OM-I-GOD ist eine Nummer mit der man, innerhalb ihrer gut neun Minuten einmal um den Erdenball fliegt. Hier gibt es alles, was das Jam Rock und Psychedelic Herz begehrt; wechseln Ethnoklänge mit wirr verwobenen Orgelriffs, treffen sich mal dezente, mal sägende Psycho-Gitarrenlicks mit nach vorne preschenden Percussionsoli, schwebt über allem ein buddhistischer Chorus und bleibt der Hörer erstmal nur mit offener Klappe vor den Boxen zurück. Nochmal...?! Aber sicher! Diese Nummer ist ein absolutes Highlight und allein den Erwerb der Scheibe wert.
Und seid versichert: Diese Gedanken fanden sich zusammen ohne auch nur ein Gramm "Stoff" konsumiert zu haben. Wie die Nummer wirkt, nachdem ich mir meinen Teppich zusammen gerollt habe, schreib' ich später mal im Forum...!
"Inside The One" ist keine einfache Scheibe! Auch nach fünf-, sechsmaligem Hören bleibt so ein Rest an Zwiespältigkeit. Das muss jetzt aber noch gar nix heißen, denn NATURAL BREAKDOWN ist eine CD gelungen, mit der sich der geneigte Hörer richtig auseinander setzen muss. Das funktioniert mit zwei, drei Durchläufen erfahrungsgemäß nicht. Hier muss man sich wirklich Zeit nehmen und Zeit lassen! "Inside The One" verbindet großartige Jam- und Psychedelic-Elemente mit einer solide, bluesig-rootsig-groovenden Grundlage; stellt einigen überragenden Songs aber zumindest ein eher nichts sagendes und ein, auf zu große Länge gestrecktes Take gegenüber. Da die Appalachian Melody aber trotz der eingebauten Samples über wirkliches Format verfügt, kann man eigentlich über dieses Kritikpünktchen hinweg sehen.
Unter dem Strich bleibt eine wirklich bemerkenswerte Jam-, Fusion-, Blues- und Roots-Rock-Kombi, die ohne Wenn und Aber empfohlen werden kann. Eins jedenfalls ist sicher: NATURAL BREAKDOWN ist eine Band, die man (auch als eiserner Maultierschädel) im Auge behalten sollte!