Neal Morse Morsefest 2015, Radiant Records, 2017 |
Neal Morse | Gesang, Gitarre & Keyboard | |||
Mike Portnoy | Schlagzeug & Gesang | |||
Randy George | Bass | |||
Bill Hubauer | Keyboard & Gesang | |||
Eric Gillette | Gitarre & Gesang | |||
Special Guest Musicians | ||||
Phil Keaggy | Gitarre | |||
Nick D'Virgilio | Schlagzeug & Gesang | |||
Additional Musicians | ||||
Nathan Brenton | Cello | |||
Eric Brenton | Geige | |||
Wil Morse | Keyboard & Gesang | |||
Gabe Klein | Percussion | |||
Debbie Breese | Gesang | |||
April Zachary | Gesang | |||
Julie Harrison | Gesang | |||
Stacie Funk | Gesang | |||
Amy Pippin | Gesang | |||
Emmanuel Kalechi | Trompete | |||
Joe Douglas | Saxophon | |||
Ben Clark | Trompete | |||
Nate Heffron | Saxophon | |||
Oscar Utterstrom | Posaune | |||
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DVD 1 (2:26:20) | ||||
01. Intro | 11. The Outsider | |||
02. The Call | 12. Sweet Elation | |||
03. The Grand Experiment | 13. In The Fire | |||
04. Go The Way You Go | 14. Solid As The Sun | |||
05. MacArthur Park | 15. The Glory Of The Lord | |||
06. A Whole ‘Nother Trip | 16. Outside Looking In | |||
07. New Jerusalem | 17. 12 | |||
08. Question Mark Intro | 18. Entrance | |||
09. Temple Of The Living God | 19. Inside His Presence | |||
10. Another World | 20. The Temple Of the Living God Reprise | |||
DVD 2 (2:21:50) | ||||
01. Intro | 06. Waterfall | |||
02. The Door | 07. At The End Of The Day | |||
03. The Conflict | 08. Wind At My Back | |||
04. Heaven In My Heart | 09. Whirlwind Medley | |||
05. The Conclusion | 10. Thank You’s | |||
Bonus Material | ||||
Making-of Documentary (63:25) | ||||
Es ist gerade mal fünf Monaten her, da offerierte Neal Morse uns sein jüngstes Studio-Album, “The Similitude Of A Dream“, eine Doppel-CD mit 107 Minuten abwechslungsreicher Prog Rock-Musik. Fünf Monate später toppt er das mit seiner neuesten Live-Veröffentlichung, “Morsefest 2015“, ganz locker. Denn auf den DVDs oder BluRays sowie auf vier CDs finden sich die beiden Auftritte der Band bei eben diesem Festival, das gerade mal zehn Monate nach der ersten Aufführung des Morsefest stattfand. Insgesamt waren das knapp fünf Stunden Musik. Das erfordert natürlich eine wahnsinnige Vorbereitung.
Weil ja bekanntlich beim zweiten Mal alles etwas größer und eindrucksvoller ausfallen muss, haben sich Neal Morse und Co für diese Ausgabe auch einige Besonderheiten einfallen lassen. Zum einen konnte Morse auch personell aus dem Vollen schöpfen und seine Wunschinstrumentierung auf die Bühne bringen: dazu gehören Streicher, ein fünfstimmiger Bläsersatz und - zusätzlich zur den Vocals der Band - Backgroundsängerinnen sowie ein 14-stimmiger Chor. Und so kann Morse seine Freude nur so in Worte fassen: "Morsefest 2015 war für mich einfach unglaublich. Wir haben “Question Mark“ und “Sola Sciptura” sowie eine Menge andere coole Sachen gespielt, mit einem kompletten Chor, Bläsern, orchestraler Percussion, Streichern, Harfenklavier, Cuika und Tänzern. Das Bildmaterial der Videowände war absolut 'mind blowing'. Alles zusammen, die Atmosphäre der Fans und das Gemeinschaftsgefühl ... das Event war definitiv ein Gipfel meiner Karriere - und ich denke, die DVD und Blu-ray gehören zum Feinsten, das wir jemals produziert haben".
Trotz der ganzen Gäste – zu denen unter anderem Neal’s alter SPOCK’S BEARD-Kollege Nick D’Virgilio gehört - im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen natürlich Sänger/Keyboarder/Gitarrist Neal Morse, Drummer Mike Portnoy, Bassist Randy George, Keyboarder Bill Hubauer und Gitarrist Eric Gillette. Auf ihnen liegt eine besondere Belastung, denn sie mussten für die beiden Auftritte an aufeinanderfolgenden Tagen zwei komplette Sets mit jeweils mehr als zwei Stunden Spielzeit mit wirklich anspruchsvoller Musik einstudieren, wobei sie manche der Songs ja schon längere Zeit nicht mehr (oder in Einzelfällen noch nie) gespielt hatten.
Schwer genug, aber nahezu unmöglich wenn der Schlagzeuger wegen anderweitiger Verpflichtungen (in diesem Fall die Abschiedstournee mit den TWISTED SISTER) erst zwei Tage vor dem Auftritt zur Band stößt. Nur gut, dass die Neal Morse Band eine eingespielte und verschworene Gemeinschaft ist, die ausnahmslos aus exzellenten Musikern besteht. Also schafften diese Musiker auch dieses Programm wenn auch nach der Aussage von Portnoy für seine Parts nur so gerade eben just in time. Und so lieferten die Musiker an beiden Tagen trotz aller Widrigkeiten genau das ab, was die Fans von ihnen gewohnt sind: musikalische Perfektion.
Dabei stand der erste Abend im Zeichen von “Question Mark“, das in seiner Gesamtheit gespielt den zweiten Teil des Auftritts ausmacht. Hinzu kommen mit The Call, The Grand Experiment, Go the Way You Go sowie New Jerusalem und dem wiederentdeckten A Whole ‘Nother Trip noch einige Perlen aus dem gesamten Backkatalog von Morse. Außerdem gibt es noch die Cover-Version von MacArthur Park (im Original von Jimmy Webb, gesungen von Schauspieler Richard Harris und später gecovert unter anderem von Donna Summer), das Keyboarder Bill Hubauer zu einem neuen Prog-Meisterwerk umarrangiert hat. Kein Wunder ist da die Begeisterung der anwesenden Fans, die aus der gesamten Welt zu diesem Hochamt der progressiven Rockmusik geströmt sind auf ihrem vorläufigen Höhepunkt.
Aus meiner subjektiven Sicht aber ist der zweite Abend das eigentliche Highlight dieser Box. Denn “Sola Scriptura“ ist mein persönliches Lieblings-Solo-Album von Neal Morse. Und die Performance der Gruppe ist – wie eigentlich immer – einfach herausragend. Und dann noch mit einer Bläser-Sektion, Streichern, einer dritten – akustischen - Gitarre sowie einem zusätzlichen fünfköpfigen Chor auf der Bühne wird das Material noch einmal auf ein ganzes neues akustisches Niveau gehoben. Da kann man nur sagen: wow!
Und wenn man die Performance der beteiligten Musiker sieht, dann verwundert es nicht, dass Neal Morse diese vier Mitstreiter zur NEAL MORSE BAND gemacht hat. Sicher, Portnoy und George waren ja eigentlich schon immer dabei, aber erst mit Gillette und Hubauer ist daraus eine komplette Einheit geworden. Es ist wahrlich ein Erlebnis, diese Gruppe hier performen zu sehen. Insbesondere, wenn sie sich dann nach dem kompletten “Sola Scriptua”-Album noch durch solche Schätze wie At The End Of The Day, Wind At My Back sowie ein Medley aus dem TRANSATLANTIC-Album “The Whirlwind” spielen – dann ist das der Progressive-Rock-Himmel.
Aber nicht nur bei der Besetzung auf der Bühne wurde hier geklotzt, sondern auch bei der technischen Umsetzung. Das Bild und der Sound der beiden Auftritte sind einfach eine Wucht. Man bekommt als Zuschauer wirklich einen guten Eindruck davon, was beim Morsefest 2015 abging. Das sind fast fünf Stunden musikalische Perfektion. Dabei ist es eine Freude, diese zumeist doch sehr vertrauten Kompositionen in einem neuen Klang-Gewand zu erleben. Das Ganze wurde dann eben auch noch exzellent eingefangen in Ton und Bild. Dazu dann in der Nachbearbeitung noch mit den zusätzlichen Effekten unterlegt, die auf den Video-Leinwänden eingesetzt wurden, ist dieses das definitive aufwändigste und auch das beeindruckendste Werk der bisherigen Karriere von Neal Morse. Nun gut, die Tänzerinnen hätte es aus meiner sicht vielleicht nicht gebraucht, aber wer’s mag.
“Morsefest 2015” ist ein Muss für jede Prog-Rock-Fann im allgemeinen und natürlich umso mehr für jeden Fan von Neal Morse. Nicht so einfach haben es die Verantwortlichen dem Kauf-Interessenten jedoch bei den Paketen gemacht. Da gibt es einmal die Doppel-BluRay und die Doppel-DVD, wobei die Letztere den unbestreitbaren Vorteil hat, dass die Musik dann auch auf vier CDs beigefügt ist. Warum dies bei der BluRay-Version nicht der Fall ist wird wohl auf Ewigkeit ein Geheimnis bleiben. Denn so müsste sich derjenige Fan, der sowohl das hochauflösende Bild als auch die Musik für seinen CD-Player haben will, beide Ausgaben zulegen, oder aber mit einem kostenpflichtigen Download vorlieb nehmen. Das ist aber dann auch der einzige Makel, den ich beim besten Willen hier finden kann. Ansonsten ist dieses Produkt rundum perfekt.