Neal Morse

Sola Scriptura

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.02.2007
Jahr: 2007

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Redakteur(e):

Jürgen Gallitz-Duckar


Sola Scriptura, InsideOut Music, 2007
Neal Morse Vocals, Guitars, Keyboards
Randy George Bass
Mike Portnoy Drums
Paul Gilbert Guitars
Produziert von: Neal Morse Länge: 75 Min 59 Sek Medium: CD
1. The Door3. Heaven In My Heart
2. The Conflict4. The Conclusion

The Preacher Man has come again. Ein neues Jahr, ein neuer Morse. Ich muß ja gleich einmal gestehen, ich mag des Morsemannes Musik. Mal ausgenommen seine Cover- und sonstigen Alben. Aber wenn er Prog ankündigt, höre ich hin. Und so musste ich im Vorfeld vernehmen, dass ein gewisser Paul Gilbert als Gitarrist uns verkündet wurde. Das ist doch nicht etwa der... doch er ist's. Der Klampfenheinz von MR. BIG, einer dieser unsäglichen "Rock"-Bands, die Anfang der 90er das Radio zukleisterten. Sind die in derselben Bibelgruppe oder wo hat Neal Morse den jetzt aufgetrieben?

Okay - CD rein und mit einiger Skepsis, aber auch großer Neugier die Ohren aufgestellt. Holla! Dramatisch, spannend, sich rockig-aggressiv steigernd, Portnoy trommelt sich sofort 'nen Wolf, Morse legt gleich mal Herzblut in die Finger und lässt 'ne Tonfolge auf dem Piano ertönen, die noch eine Portion Dramatik drauflegt bevor er wieder zum Moog wechselt. Was für ein 2-minütiger Einstieg ins Album. Kurze schleppende Pause und schon toben die Herren wieder mit derselben wilden Melodie wie zu Anfang los. Gilbert rockt, aber nervt kein bisschen. Das ist bester, bewährter Morseprog bis hin zum perfekten beatlesken Gesangseinstieg nach rund 5 Minuten.
Enorm kurzweilig geht es durch diese halbe Stunde. Großes Prog-Kino, ganz wie man es vom ehemaligen Bartträger auch erwartet. Mal balladig-ruhig, mal rockend-wild, mit hymnischen Parts für die Ergriffenheit, eigentlich mit allem was ihn eben schon bei SPOCK'S BEARD oder TRANSATLANTIC auszeichnete. An letztere erinnert die Musik diesmal übrigens auch deutlich, wie ich finde.

So positiv gestimmt freute ich mich auf The Conflict und plumpse ordentlich ins eisige Wasser. Da ist er - Paul Gilbert der phantasielose Heavy-Brutzler. Das Stück beginnt so, dass es auch einfach der Mittelteil eines anderen langen Stücks sein könnte. Sowas kann ich ja gar nicht ab, wenn ich nicht in den Song geführt werde, sondern ihn quasi um die Ohren gedroschen bekomme. Und dazu diese Dudel-dudel-dudel-dudel-ich-bin-ja-so-schnell Gitarrensoli. Dann noch der ganz böse und aggressive Gesang, hey, das Stück heißt doch schließlich The Conflict. Das ist allerödester, blödester Simpelhardrock. Da zieht sich jede Minute und wenn ich nicht 'ne Rezi verfassen würde, hätte ich längst die Vorlauftaste kräftig gedrückt.
Nach sieben Minuten kommt dann das schöne rasante Moogthema aus dem ersten Stück zurück und ich atme auf. Wunderbar unterbrochen von sakral anmutenden Chören. Gott sei Dank - in der Tat, oder ? ;-) ) - nimmt das Stück nun wesentlich phantasievoller und kreativer seinen Lauf. Ein schöner lateinamerikanisch anmutender Teil, mit ebensolchen akustischen Gitarrenklängen eingeleitet, gefällt mir z.B. wieder außerordentlich gut.

Alles in allem geht das Album seinen Gang wie es nun so des Morses Art ist. Ob es die 5-Minuten-Ballade Heaven in my heart nun wirklich noch gebraucht hat? NM meint, er hatte am Ende des Werkes das Gefühl, das Album brauche noch etwas Leichteres als Gegengewicht zu den drei wuchtigen Longtracks und da schrieb er das Stück. Ich denke mir ja eher, ihm hat jemand gesagt, dass der Bible Belt noch 'ne Singleauskoppelung vertragen könnte, irgendwas mit 'ner ausdrücklichen Lobpreisung für den Herrn dort droben. Nicht den in Washington, noch 'ne kleine Stufe höher, meine ich. Schließlich ist doch immer noch Unterstützung für "unsere US-Jungs dort drüben im wilden Kurdistan" notwendig, oder?. Würde ich mir so denken, aber ich bin ja auch manchmal 'ne böse Zunge und das gehört nicht hierher.

Longtrack Drei, der kurze Viertelstündige, ist dann im Prinzip wie eins und zwei. Üppig, für die breite Leinwand im Ohr arrangiert, treibt die Bande ihn von wild-dramatisch beginnend auch hier durch allerlei emotionale Stufen.
Ich liebe "Testimony", wo Morse mehr mit Streichern als harten Gitarren arbeitete. Ich liebe "One", weils einfach großartige Stücke hat, regelrechte Ohrwürmer. Ich mag "?" gern, obwohl ich mich etwas an die teils arg nervenden, harten Stellen gewöhnen musste und es darum nicht ganz so viele Hördurchgänge bekommt.
Auch "Sola Scriptura" mag ich jetzt schon. Ob es Liebe werden wird? Die Zeit wird es zeigen. Es ist halt ein Neal Morse Album geworden, 'nen kleinen Tick härter, aber im Prinzip wie erwartet. Mit allem was daran gut oder langweilig ist.
Nun ist ein Neal Morse Durchschnitts-Album zwar immer noch besser, als manch anderes was heute so als Prog auf den Tisch flattert. Trotzdem wird es aber langsam wirklich dringend Zeit für ihn, sich mal mit neuen musikalischen Ideen zu befassen.
"Sola Scriptura" (meint "nur nach der Schrift" - wie die Plattenfirma den Latein-unkundigen Rezensenten aus der Patsche hilft) beschäftigt sich textlich übrigens mit Martin Luther. Für Neal Morse ein Musterbeispiel für einen Menschen, der für seine eigene Wahrheit bereit war, sich mit den mächtigsten Kräften der Kirche anzulegen. Durchaus übertragbar auf andere Situationen und eine sympathische Sicht auf den Herrn Reformator. Leute mit 'ner echten eigenen Meinung, die diese auch noch gegen Widerstände äußern, könnten wir in unserer schön bunten, medienkonformen Welt der endlosen Anpasserei dringend brauchen.

So eine Art musikalischer Reformator ist Neal Morse nun leider nicht, aber eine feste verlässliche Größe für eine bestimmte Art des satt opulenten Progrocks, der uns diesen wohl auch die nächsten Jahre pünktlich wie der Pfarrer bei der Sonntagspredigt servieren wird. Muß man ja nicht hingehen, mich findet ihr allerdings in der dritten Reihe links.
Beim Morse-Konzert.

Jürgen Gallitz-Duckar, 15.02.2007

 

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