Neil Zaza Staring At The Sun, Red Room Records/Mascot Records, 2004 |
Neil Zaza | Guitars, Vocals | |
Steve Smith | Drums | |
Ross Valory | Bass | |
Timothy M. Bradford | Keyboards | |
Gäste: | ||
Stu Hamm | Bass | |
Robin DiMaggio | Drums | |
Michael Lee Firkins | Guitar |
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1. I spy | 8. Every thought | |
2. Lift | 9. Baking @ 350 degrees | |
3. Lost in your dream | 10. Fargo | |
4. Zen, Karma and other good things | 11. Angel | |
5. The wonder of you | 12. Definition | |
6. New, new math | 13. Purple rain | |
7. Rain | ||
Jeder Mann sollte im Laufe seines Lebens ein Bäumchen pflanzen besagt eine fernöstliche Lebensweisheit. Jeder Gitarrist muss wohl im Laufe seiner Karriere wenigstens ein Soloalbum, möglichst vollkommen instrumental veröffentlichen.
Jetzt also auch Neil Zaza, Amerikaner, nicht verwandt oder verschwägert mit dem NDW-"Zauberstab"-Zaza. Ansonsten weiß der normalsterbliche Musikhörer, der nicht gerade Saitenhexer zu seinem Spezial- und Sammelgebiet erkoren hat relativ wenig über den Menschen.
Um so bekannter sind Neils Mitstreiter. Mit Steve Smith und Ross Valory hat er die JOURNEY-Rhythm-Section mit an Bord, dazu den Keyboarder Timothy M. Bradford und einige illustre Gäste wie Satriani-Bassist Stuart Hamm oder den ebenfalls nicht ganz unbegabten und -bekannten Gitarristen Michael Lee Firkins. Entweder hat der Mann eine Unmenge Kohle, eine wunderhübsche nymphomane Freundin, oder einfach einen guten Ruf und gute Connections in der Szene.
Wer nun ein typisches Guitar-Hero-Soloalbum voller mehr oder minder unmotiviertem Gefudel erwartet, erlebt eine faustdicke Überraschung.
Natürlich hält Neil Zaza auf "Staring at the sun" mit seinem Können nicht hinterm Berg, aber er stellt es nicht gar so unverschämt und penetrant zur Schau, wie viele andere. Ja, kaum zu glauben, aber wahr: "Staring at the sun" ist tatsächlich ein songorientiertes, regelrecht stressfreies Instrumentalalbum.
Es drängt sich geradezu der Verdacht auf, als sei es Neils Ziel gewesen mit dieser Scheibe lediglich zu demonstrieren, wie vielseitig er ist. Stilistisch lässt er kaum eine Nische aus und pendelt eifrig zwischen Rock, Blues, Metal und ganz wenig Jazz und Funk.
Natürlich darf auch die klassische Komponente in Form einiger Takte Freude schöner Götter Funken nicht fehlen und wer sich zwischendurch auch mal so ungeniert bei Beast of burden von Jagger/Richards bedient, der ist zumindest im hintersten Winkel seiner Seele auch ein bodenständiger Rock'n'Roller.
"Staring at the sun" ist ein angenehmes Album, was neben dem leicht zugänglichen Songmaterial nicht zuletzt am Stil von Neil Zaza liegt. Dieser erinnert durch seine warme, emotionale Färbung und den Haupteinflüssen Blues und Klassik vor allem an Kollegen wie Ritchie Blackmore oder Gary Moore, aber natürlich haben auch ein Eddie Van Halen, Michael Schenker oder Joe Satriani unüberhörbar mächtigen Eindruck auf Neil Zaza gemacht.
Hier hat ein Gitarrist es verstanden ein Album abzuliefern, das gleichermaßen aktive Musiker mit seiner technischen Klasse faszinieren und ordinäre Konsumenten durch griffige Songs überzeugen sollte.
Gar nicht auszudenken, wie großartig eine Nummer wie Lift mit einem kompetenten Sänger klingen könnte. Dass es aber auch ohne geht, belegt exemplarisch die gelungene Coverversion von Purple rain (Prince).
Wenn "Staring at the sun" eine Art Bewerbung darstellen sollte, dann dürfte es nur eine Frage kurzer Zeit sein, bis sich eine ambitionierte Rockband die Dienste von Neil Zaza als Gitarrist und Songwriter sichert.