Gazpacho

Neunkirchen, Stummsche Reithalle, 29.05.2018

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Konzertbericht

Reviewdatum: 01.06.2018
Stil: Art Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Gazpacho,
Neunkirchen, Stummsche Reithalle, 29.05.2018

Die Stummsche Reithalle in Neunkirchen ist eine denkmalgeschützte, achteckige Halle, die Mitte des 19. Jahrhunderts als kleine Reitbahn für die Unternehmerfamilie Stumm (ergo der Name) errichtet wurde. Nach ihrem Umbau Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich die Reithalle zu einer sehr stimmungsvollen Veranstaltungslokalität entwickelt, in der von Comedy über kleine Kammerkonzerte bis hin zu Metal-Shows nahezu alles sattfindet. An diesem Abend hatten sich die Art Rocker GAZPACHO für einen recht spontanen Abstecher hierher entschieden, denn in ihrem Tourplan war noch dieser Abend frei und statt den mit Nichtstun zu verbringen, entschloss man sich, dem kleinsten Flächenbundesland einen Besuch abzustatten und hier das neue Meister-Werk “Soyuz“ vorzustellen.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Um exakt 20 Uhr entern die sechs Norweger dann wenig zeremoniell die Bühne, vor der sich an diesem schwülwarmen Abend leider lediglich etwas mehr als 50 Personen eingefunden haben. Darunter auch ein junger Mann, der extra den weiten Weg aus dem US-Bundesstaat Colorado auf sich genommen hat, um die Konzerte der Band zu genießen. Durch die kurzfristige Planänderung der Norweger musste auch er seine Reiseroute abändern und kommt so zu einem Abstecher ins Saarland. Er ist nicht nur einer der jüngsten und mit seiner Metal-Kutte der optisch auffälligste sondern auch der lautstärkste Fan, der die gesamte Show zwischen Andacht und purem Abfeiern verbringt – und dadurch nicht nur die Band sondern auch die anderen Zuschauern zu mancher, positiver Reaktion hin- und mitreißt.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Sänger Jan-Henrik Ohme kündigt noch vor dem ersten Ton eine zweieinhalbstündige Show mit vielen neuen aber auch einer ganzen Menge an alten Songs der Band an. Natürlich erfolgt der Einstieg mit neuer Musik, nämlich Soyuz One und Hypomania, dem Auftakt-Doppel der aktuellen Scheibe. Von den ersten Tönen an werden die Hörer entführt in musikalische Traumwelten, die durch ihren Facettenreichtum und ihre Bildhaftigkeit begeistern, betören und gefangen nehmen. GAZPACHO sind auf der Bühne fast nach faszinierender als auf den Platten. Sie klingen zwar fast genau so perfekt, aber ein bisschen mehr Drive und Leidenschaft. Das liegt zu einem guten Stück auch an der Rückkehr von Schlagzeuger Robert Johansen, der den Songs eine zusätzliche Portion Feuer und Drive mitgibt. Dies wird insbesondere am Ende von Golem deutlich, dessen Finale geradezu furios ausfällt.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Ebenfalls fantastisch sind die Video-Projektionen, die die jeweiligen Lieder zum einen optisch gut untermalen aber eben auch die Atmosphäre des jeweiligen Stückes noch einmal ganz besonders herausarbeiten. Sei dies bei Golem mit den Monsterprojektionen oder wenn man bei Soyuz Out die Geschichte von Wladimir Michailowitsch Komarow illustriert, dem ersten Menschen, der bei einer Weltraummission ums Leben kam. Dadurch gewinnt die Musik eben noch weiter am Dramatik und sorgt für ein besseres Verständnis sowie zusätzliche Empathie beim Hörer und Zuschauer. Das würde der Band zwar auch alleine durch individuelles Können auch gelingen, aber der visuelle Aspekt verstärkt die Emotionen, die die Musik ohnehin schon transportiert, noch zusätzlich.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

GAZPACHO bieten zudem auf dieser Tournee einige Schmankerl, wie zum Beispiel Songs, die sie selten bis gar nicht im Programm haben, so zum Beispiel Alarm von “Molok“ und The Dumb aus dem Album “March Of Ghosts“. Gerade im zweiten Teil des Sets wächst auch die hörbare Euphorie der Zuschauer. Das mag auch daran liegen, dass Ohme vor dem Beginn der zweiten Hälfte angekündigt hat, dass sie an diesem Abend die Musik mitschneiden. Und trotz des ja recht überschaubaren Zuspruchs haben die Sechs offenbar so viel Freude an dem Auftritt, dass sie sogar nach dem regulären Ende (also dem laut der ausliegenden Setlist) noch spontan den Song Winter Is Never (aus dem Werk “Tick Tock“) performen, zu dem dann Kinder- und Jugendbilder über die Leinwand wandern. Und somit übererfüllen GAZPACHO sogar ihre Ankündigung von zweieinhalb Stunden und spielen knapp zehn Minuten mehr.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Die Band hat an diesem Abend wirklich restlos überzeugen können: sowohl musikalisch auf der Bühne, als auch mit ihrer sympathischen Art vor, während und nach dem Auftritt. Da hat sich auch der Flug für den jungen Prog-Fan aus Colorado mehr als gelohnt. Und die Musikfans hier im Südwesten sind gut beraten, sich solche Auftritte in Zukunft nicht mehr entgehen zu lassen.So schnell wird man eine solche Band wohl in einem solch intimen Setting nicht mehr zu sehen bekommen. Denn mal ehrlich: die Band hätte es verdient vor mehreren Hundert Fans jeden Abend zu spielen. Ihre Musik sollte baldmöglichst als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden.

Hier gibt es weitere Impressionen von GAZPACHO.

An dieser Stelle gilt noch mein großer Dank Iris Klabunde von CMM für die freundliche Akkreditierung.

Marc Langels, 29.05.2018

 

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