New Model Army

Carnival (Redux)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.11.2020
Jahr: 2020
Stil: Indie Rock
Spiellänge: 63:23
Produzent: New Model Army & Chris Tsangarides – überarbeitet von Lee Smith

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Plattenfirma: earMUSIC

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Marc Langels

Titel
01. Water
02. BD 3
03. Rumour And Rapture (1650)
04. Red Earth
05. LS 43
06. Island
07. Carlisle Road
08. One Bullet
 
09. Bluebeat
10. Too Close To The Sun
11. Another Imperial Day
12. Prayer Flages
13. Stoned, Fired And Full Of Grace
14. Caslen (Christmas)
15. Fireworks Night
Musiker Instrument
Justin Sullivan Gesang & Gitarre
Michael Dean Schlagzeug, Percussion, Marimba & Gesang
Nelson Bass, Gitarre & Gesang
Dave Blomberg Gitarre & Gesang
Dean White Gitarre & Gesang

In der Karriere vieler großer Band gibt es Schaffens-Phasen, die von Fans und Medien nicht mehr mit so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung bedacht wurden. Das ging großen Rock-Bands so aber auch Pop-Künstlern. Und auch NEW MODEL ARMY durchliefen eine solche Zeit. Das sieht auch Bandleader Justin Sullivan so: „„In der langen Geschichte von NMA sind es die Alben zwischen 2000 und 2009, über die heute am wenigsten gesprochen wird. Es war eine seltsame Zeit für uns. Zum Teil, weil wir uns nach dem Ausstieg (und späteren Tod) von Robert (Heaton) und der “Strange Brotherhood“-Ära in den 90ern selbst neu finden mussten.“ Dies führte unter anderem zur Veröffentlichung von “Carnival“ im Jahr 2005. Nun hat ihnen ihr Label angeboten, dieses Werk nun in einer speziellen “Redux“-Version wieder aufzulegen. Eine Gelegenheit, die die Band sofort ergriffen hat.

Denn die Band war nie wirklich zufrieden mit dem Original-Album, wie Sullivan erklärt: „Vielleicht wählten wir damals mit Chris Tsangarides den falschen Produzenten. Er war nicht dafür gemacht unser Chaos zu steuern und in Bahnen zu lenken; und die Dinge wurden durch das häufige Fehlen von Nelson und Dave (der aus familiären Gründen dabei war die Band zu verlassen) nur noch komplizierter. Wir hatten immer das Gefühl, dass “Carnival“ das Album war, bei dem die Aufnahmesessions, das Mixing und das Mastering den Songs nie gerecht geworden sind.“ Zudem entdeckten NEW MODEL ARMY vier dazugehörige Tracks aus der damaligen Zeit. Dabei handelte es sich um B-Seiten und unveröffentlichte Aufnahmen. Alle Originalaufnahmen gingen an Lee Smith, den Co-Produzenten und Mixer ihrer jüngsten Werke. So wurde “Carnival“ neu geboren. Mit einem Sound, der deutlich schärfer, definierter, kraftvoller und zusammenhängender ist, als auf der Original-Veröffentlichung von 2005.

Dabei war “Carnival“ damals schon ganz anders als sein Vorgänger “Eight“. Während der eher spontan und ohne großes Nachdenken entstand und weitestgehend aus einer Sammlung  von Demos bestand, war “Carnival“ von Anfang an ein ambitioniertes Projekt, laut Sullivan geplant „als eine Art eklektisch-wirbelndes Soundkarussell“. Passenderweise beginnt das Album mit einer Geburt (auf Water ist der Ultraschall von Michaels erstem Sohn zu hören) und endet mit einem Tod in Fireworks Night – gewidmet dem 2004 während der Albumaufnahmen verstorbenen Ex-Mitglieds Robert Heaton.

Ansonsten wurde die Reihenfolge der Songs – auch durch die Hinzunahme der vier zusätzlichen Titel - und dadurch auch die Dynamik des Materials verändert. Rumour and Rapture (1650) wurde von Sullivan für die Theatertour zu dem Album “Freeborn John“ des britischen Singer/Songwriter Rev Hammer geschrieben. Es erzählt die Geschichte eines desillusionierten Soldaten der Parlamentsarmee (englisch: New Model Army) im englischen Bürgerkrieg. Caslen (Christmas) war zunächst ein Instrumental, das nur von Nelson auf der Akustikgitarre eingespielt wurde. Nun hat Sullivan es um einen passenden und stimmungsvollen Text erweitert. One Bullet und Stoned, Fired and Full of Grace sind Fans der Band als Live-Akustik-Songs bekannt, doch sie kommen auf “Carnival“ als bisher unveröffentlichte Versionen, eingespielt von der gesamten Band, zum Einsatz.

Thematisch zeigen sich NEW MODEL ARMY in den Texten auf “Carnival“ erneut sehr vielseitig interessiert und inspiriert: Das perkussive Red Earth ist beeinflusst von ihrer Afrika-Reise im Jahr 2004, während das von Hip Hop beeinflusste Another Imperial Day eine frühe Abhandlung über die schon damals sich abzeichnende Flüchtlingskrise darstellt. Und die so genannten Bradford Riots aus dem Jahr 2001 werden im Song Carlisle Road aus der ungewöhnlichen Perspektive eines amtsmüden Polizisten thematisiert. Auch musikalisch haben NEW MODEL ARMY teilweise neue Wege beschritten: neben der traditionellen Mischung aus Punk, Folk und dem so genannten Northern Soul besticht hier etwa Bluebeat durch den originellen Einsatz von Orchesterklängen und eben Red Earth durch die perkussiven Elemente von Drummer Michael Dean, der bei Too Close To The Sun, BD3 sowie Island auch weitere hämmernde Rhythmen beiträgt.

“Carnival“ wirkt durch die neuen Stücke sowie die klangliche Überarbeitung tatsächlich wie ein „neues“ NEW MODEL ARMY-Album. Die Stücke erstrahlen in einem neuen Glanz. Und auch Sullivan ist sehr zufrieden: „Manche Songs haben sich ein wenig verändert, andere sehr viel. Unserer Meinung nach hat es funktioniert. Die grundlegenden Qualitäten des Albums wurden verstärkt und erweitert und so sind die damaligen musikalischen Ideen zu guter Letzt in einem für uns klanglich befriedigenden Rahmen arrangiert." Ganz im Sinne der Neuerfindung hat Joolz Denby, Künstlerin und langjährige Weggefährtin der Band, das 2005er Album-Cover sowie weitere Illustrationen für diese Neuauflage überarbeitet. Das Werk erscheint sowohl als limitierte CD in einem Hardcover Media Book und - zum ersten Mal überhaupt – auf Vinyl, in einer streng limitierten 180g Gramm Doppel-LP Gatefold Edition, gepresst auf weißem Vinyl. Und so zeigt die Scheibe, dass sie damals – sehr zu Unrecht – oft übersehen wurde. NMA sind eine Band, die immer aktuell ist und deren Songs zugleich zeitlos gut sind – so auch die auf “Carnival (Redux)“.

 

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