New Monsoon

V

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.04.2008
Jahr: 2007

Links:

New Monsoon Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


V, New Monsoon Records, 2007
Bo CharperAcoustic Guitars, Banjo, Dobro, Vocals
Phil FerlinoPiano, Organ; Keyboards, Vocals
Ron JohnsonBass
Jeff MillerElectric Guitars, Vocals
Marty YlitaloDrums
Produziert von: New Monsoon and John Cutler Länge: 62 Min 06 Sek Medium: CD
01. Greenhouse06. The Other Side
02. Song For Marie07. Romp
03. Copper Mine08. Alaska
04. Neon Block09. Rattlesnake Ride
05. Water Vein10. White Sky Rain

Viel hat man von dieser Jam-Ethno-Band (ich bezeichne sie jetzt einfach mal so) aus San Francisco bei uns noch nicht gehört; wird sie doch allenfalls von US-Musik-Insidern wahrgenommen. In den Staaten aber gelten sie schon seit vier Alben als regelrechte Live-Bank, die den Status eines Geheimtipps längst hinter sich gelassen hat.
Mir ist die Band, wohl, weil ich mich musikalisch zu tief in Dixieland eingegraben habe, nun erstmals mit ihrem neuesten Album "V" über den Weg gelaufen und ich bin wirklich überrascht. -Überrascht, dass die Musik der fünf Vollblutmusiker bei uns offensichtlich geradezu ignoriert wird.
Das kann natürlich zum Einen daran liegen, dass NEW MONSOON in der, nach Vergleichen heischenden, Musikblätterwelt gerne mit GOV T MULE oder WIDESPREAD PANIC verbandelt werden, zum Anderen aber auch daran, dass sich der Begriff Jam-Rock bei uns nur eine eher kleine Nische erobert hat, die durch große Bandnamen (zwei habe ich ja schon genannt) brilliert und damit als weitgehend ausgereizt gilt. Aber NEW MONSOON passt der Schuh "Jam-Rock" alleine überhaupt nicht. Die Band orientiert sich zwar in ihren, teils ausschweifenden, geradezu orgiastischen Takes in bestem Jam-Rock alter Tradition, legt aber nebenbei noch ganz andere Grundsteine frei. Sie vermischt eindeutige Einflüsse von JIMI HENDRIX, klassischen Mississippi-Blues, früher britischer Psychedelic mit einer Latino-Rhythmik a la SANTANA und nimmt zusätzlich noch Ethno-Einflüsse bekannter Größen wie PETER GABRIEL oder TITO PUENTE mit ins Boot. Daraus entsteht eine musikalische Melange, die, zumindest in einzelnen Takes, geradezu süchtig machen kann.
"V" stellt sich als ein unglaublich ausgereiftes Album vor, das vor musikalischer Wonne geradezu vibriert, sich in die hinterletzten Gehörgänge spült und dort das sehr angenehme Gefühl hinterlässt, wieder einmal etwas ganz besonders gehört zu haben.
Was mir auch sehr gut gefällt, natürlich nur am Rande wichtig erscheint, ist das schmale, aber wertige Papp-Case in Fold-Out-Art ehemaliger LPs. Würden alle Bands auf solche Cases setzen, wär wieder massig Platz im CD-Regal!

Kommen wir zur Musik: Das Album beginnt mit dem karibisch angehauchten, überaus Radiokompatiblen Greenhouse, dass ich wegen seines etwas zu aufgesetzten Mainstreams nur in der zweiten Klasse der NEW MONSOON Takes unterbringe. Aber schon mit dem zweiten Titel Song For Marie geht die Sonne auf. Eine tolles, dahinschmelzendes Instrumental, das sich in seinem Verlauf immens zu steigern weiß; mit herrlichen Gitarren (akustischen wie elektrischen), treibenden Drums und deutlich vernehmbarem Piano. Am Ende der Nummer sitzt man mit offenem Mund da. -Und bringt die Klappe auch beim nächsten Take nicht zu, denn Copper Mine spielt sich mit seinem herrlich Groove und dem schleppenden Rhythmus bis in die äußersten Hirnwindungen. Diese 7:45 Minuten sind ein erstes, echtes Highlight des Albums und verdeutlichen das Können der fünf Musiker mehr als nur deutlich.
Ob GOV T MULES erster Ausflug in Reaggae-Gefilde (Mule on Easy Street) inspirierend auf NEW MONSOON wirkte, darf beim nächsten Track vermutet werden. Neon Block ist ein herrlich verspielter, gekonnt instrumentierter Reggae, der sich eher hintenherum einschmeichelt. Anfangs fand ich die Nummer, gerade im Hinblick auf das "Maultier", etwas banal, aber ab dem fünften Hördurchgang gewinnt die Nummer durch ihre Ehrlichkeit geradezu an Sympathie.
Das folgende Water Vine ist ein Westcoast-Rocker par Exellance. Eine eher ruhige Nummer mit wunderschönem Hook, die fast ein wenig an die Heldentaten des großen LITTLE FEAT Admirals LOWELL GEORGE erinnert. Auch musikalisch, man achte nur mal auf das Piano, sind NEW MONSOON hier nicht weit von den frühen und legendären FEATS entfernt.
Mit dem folgenden The Other Side wird es ungemein funky. Wobei der Rhythmus durch den fast schon rezitativ wirkenden Gesang besonders hervorgehoben wird. Die Nummer hat Charme, reist aber doch eher wieder in der zweiten Klasse ...
Richtig urig wird es mit der fett hingerotzten Heavy-Bluegrass-Nummer Romp. Ein weiteres Instrumental, das die Band hier so was von locker aus dem Handgelenk spielt, dass einem geradewegs der Atem stockt. Vor allem weil die klassische Bluegrass-Rhythmik mit jammenden Gitarrenelementen und klimperndem Honkytonk-Piano untermalt wird. Tolle Mischung!
Mit Alaska bahnt sich dann eine weitere große Nummer an. Ein insgesamt eher ruhig gehaltenes Up-Tempo-Take, das sich langsam aufbaut und dabei vor allem den Stimmen von Bo Charper, Phil Ferlino und Jeff Miller viel Raum zur Entfaltung lässt. Das ist Harmoniegesang vom Feinsten!
Wesentlich düsterer beginnt der Rattlesnake Ride, eine Psychedelic-Nummer, die sich bis ins Gebein zu bohren vermag. Gerade in den irren Keyboard-Passagen denke ich unwillkürlich an die frühen PINK FLOYD. Deren Psycho-Momente verwoben mit typisch amerikanischem Jam-Rock nach Art von GRATEFUL DEAD und Harmoniegesang nach JEFFERSON AIRPLANE ergeben eine nie vorher gehörte Melange. Der Titel ist, mit Verlaub, nur sensationell!
Die Jam-Sonne, bisher heiß vom Morgenhimmel strahlend, steht beim nächsten und letzten Take White Sky Rain mitten im Zenit. Diese Nummer hat wiederum all das, was ich unter klassischem Jam-Rock schätze. Ein Take, das sich nach typischer Westcoast-Manier aufbaut, mit unglaublich intensiv gespielter Gitarre aufwartet, an Fahrt gewinnt, an den richtigen Stellen Breaks und mit herrlich röhrender Orgel Akzente setzt. Ein Titel der Art, wie man sie zuletzt Ende der 1960er gehört und nie wieder vergessen hat. Eine Nummer, von der man sich wünscht, sie möge immer weiter und weiter treiben und niemals enden. -Ganz, ganz große Klasse!!

Mit "V" haben NEW MONSOON ein ganz ausgefuchstes und ausgereiftes Album vorgelegt. Besser kann man Jam- und Ethno-Elemente, Psychedelic und Westcoast, Roots- und Country-Attitüden nicht miteinander verflechten. Auch wenn meine absoluten Favoriten die beiden letzten Nummern sind, ist das Album in sich geschlossen und von insgesamt hohem musikalischem Wert.
Wer sich darauf einlässt, wird wie auf einer sanften, warmen Woge davongetragen und will erst mal keinen festen Boden mehr unter den Füßen haben (... nein, ich habe nicht gekifft :-))! Eine Scheibe, die ich jedem, der sich für klasse instrumentierten US-Rock, Jam-Orgien, Psychedelic- und Ethno-Einflüsse zu begeistern vermag, wärmstens ans Herz lege!

Christian Gerecht, 15.04.2008

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music