Nick Saunders Resonance, Digital Wings, 2006 |
Nick Saunders | Vocals, Acoustic & Electric Guitars | |||
Pete Watson | Piano | |||
Chris Pye, Mark Byrne | Drums | |||
Vincent Needham | Strings | |||
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1. Resonance | 5. Fly | |||
2. Descending | 6. Lost | |||
3. Toffee Apples | 7. Blue | |||
4. Book Thieving | 8. Green | |||
Neulich versuchte uns die Promotionmaschinerie eines gewissen Cat Stevens doch tatsächlich vorzugaukeln, man habe es bei "An Other Cup" mit dem Singer-Songwriter Comeback-Album des Jahres zu tun. Alles Quatsch.
Wer sich mal ein tief berührendes und atmosphärisch ungemein dichtes Singer-Songwriter-Album gönnen möchte, sollte den bis dato unbekannten Engländer Nick Saunders in seine Arme schliessen.
Sein Debutalbum "Resonance", das durch fabelhafte Songs und wohltuend ehrlichen Sound besticht, berauscht den Hörer mit dem latent umherspukenden Geist des viel zu früh verstorbenen Melancholikers Nick Drake. Vieles auf "Resonance" erinnert unweigerlich an die großen alten Songbarden wie Drake oder auch Leonard Cohen, wobei die honigfarbene Stimme unseres Nick Saunders mehr in die freundlich gesonnene Kumpelecke eines Sympathen wie James Taylor driftet. Schon mal keine schlechten Koordinaten für einen Singer-Songwriter, was?
Da unserem ehrenwerten Nick Saunders auch noch die eine oder andere leicht ungewöhnliche Gitarrenstimmung aus den Fingern fliesst, die dann Reminiszenzen an Joni Mitchells oder David Crosbys bzw. Stephen Stills' Open Tunings erwecken, verspüren wir geradezu eine unbändige Lust, diesen neuen Songkünstler über den grünen Klee zu loben.
Leider verwöhnt uns Saunders nur mit knauserigen 8 Songs, was schade ist, aber dieses Oktett hat es in sich. Eine bravouröse Meisterleistung, die einen für knapp 30 Minuten gefangenhält. Jeder Song wartet, neben den wie selbstverständlich dahingleitenden Zauberharmonien, mit einer kleinen liebenswerten Überraschung auf. Sei es nun das herbstbraune Cello, der verstaubte Flügel aus Bill Evans' Keller, der holzgetäfelte Hall auf Saunders' Stimme, das coole Wurlitzer-Piano, die ganz sparsam gesetzten Harmony-Vocals, eine splitterkleine Wah-Wah-Gitarre, die schon beschriebenen Open-Tunings oder die besenreinen Drums.
Beim Hören wird einem wechselweise heiß und kalt, man wird nachdenklich, wird melancholisch, träumt vor sich hin und wünscht sich Richtung Horizont. Alles wirkt so lässig hingetupft, so sparsam wie effektvoll, so zärtlich und gemütlich. Ein Fest für Träumer. Balsam für die Seele.
Ich habe schon lange nicht mehr so eine warmherzige Platte gehört. "Resonance" atmet die Qualität eines Klassikers. Sie klingt gleichzeitig alt und neu, so vertraut wie abenteuerlich. Ein ganz großartiges Singer-Songwriter-Album. Ich wünsche Nick Saunders den größtmöglichen Erfolg. Unbedingt empfehlenswert!