Nikki Lane All Or Nothin', New West Records, 2014 |
Nikki Lane | lead vocals, guitar | |||
Dan Auerbach | vocals | |||
Kenny Vaughan | guitar | |||
Patrick Keeler | drums | |||
Russ Paul | pedal steel | |||
Spencer Cullum Jr. | pedal steel | |||
Bobby Emmett | keyboards | |||
Aaron Oliva | drums | |||
Dave Roe | bass | |||
Joshua Hedley | fiddle | |||
McCrary Sisters | vocals | |||
Carey Kotsionis | vocals | |||
Ralph Carney | horns | |||
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01. Right Time | 07. All Or Nothin' | |||
02. Good Man | 08. Sleep With A Stranger | |||
03. I Don't Care | 09. Man Up | |||
04. You Can't Talk To Me Like That | 10. Out Of My Mind | |||
05. Seein' Double | 11. Wild One | |||
06. Love's On Fire | 12. Want My Heart Back | |||
"All Or Nothin'", das ist ein großer Anspruch. James Bond am Roulette-Tisch, "rien ne vas plus". Und wie eine Outlaw-Femme-Fatale tritt Nikki Lane auf dem Cover ihres zweiten Albums aus einer Art Mini-Zirkuskulisse, das weiße Kleid kurz, der Ausschnitt tief, die Stiefelschäfte hoch bis unter die Knie, und irgendwo lauert da vermutlich ein versteckter Revolver. Lana del Ray im tiefen Süden, alles oder nichts, der Showdown wartet.
Und dann?
Dann säuselt und croont sich die viel gepriesene angebliche Loretta-Lynn-Nachfolgerin durch 12 Titel, die zwar an Eindeutigkeit (hin und wieder) nichts zu wünschen lassen (Sleeping With A Stranger, You Can't Talk To Me Like That), aber einfach keine Funken schlagen. Das soll die ultimative Herausforderung sein?
Es dauert ein bisschen, bis klar wird, was an diesem Album schief gelaufen ist. Immerhin hat sich Nikki Lane die Dienste von BLACK-KEYS-Mastermind Dan Auerbach und auch dessen Studio sichern können mit all den old-school-Aufnahmegeräten dort und der warmen Atmosphäre. Aber irgendwie scheint den beiden beim Aufnehmen vor lauter Wärme das Ohr für die Schärfe der Songtexte abhanden gekommen zu sein.
Das wird insbesondere im Titelsong deutlich - und an den Drums auf diesem und fast allen anderen Tracks des Albums. "Hear my cry, mama, hear what I say", sing Lane flehentliche Zeilen, "Jesus Christ swore he'd wash away my pain. So I been spending all my time just bathing in the rain". Und dazu plätschern die Drums dahin, ohne jede Schärfe und Kontur, während die Gitarre wenigstens ein bisschen die Verzweiflung widerspiegelt.
Aber nicht nur hier nimmt Auerbach mit seiner auf "mellow" getrimmten Produktion dem ganzen Album von vorneherein jegliche Dringlichkeit. Und weil die in South Carolina geborene und nach einigen Wanderjahren in Nashville gelandete Lane auch nicht gerade über eine Stimme zum Steine erweichen verfügt, hört sich "All Or Nothin'" eben nicht wie der große Deal einer modernen Bonnie ohne Clyde an, sondern eher wie ein leicht verruchtes Country-Album, das niemanden erschrecken will.
Schade um die verpasste Chance. Aber so bejubelt, wie Lane inzwischen wird, bekommt sie sicher eine Chance auf ein neues Spiel. Und bis dahin tröstet das Cover, das auf der Rückseite des Booklets als Poster nochmal in groß genossen werden kann.