North Mississippi Allstars Electric Blue Watermelon, Cooking Vinyl, 2006 |
Auszug: | ||||
Luther Dickinson | Vocals, Guitars | |||
Cody Dickinson | Drums | |||
Chris Chew | Bass, Vocals | |||
Lucinda Williams | Vocals | |||
Robert Randolph | Slide Guitar | |||
Othar Turner | Fife | |||
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1. Mississippi Boll Weevil | 8. Deep Blue Sea | |||
2. No Mo | 9. Mean Ol' Wind Died Down | |||
3. Teasin' Brown | 10. Horseshoe | |||
4. Moonshine | 11. Bounce Ball | |||
5. Hurry Up Sunrise | 12. Poor Boy | |||
6. Stompin' My Foot | 13. A Few Little Lines | |||
7. Bang Bang Lulu | 14. Dragonslayer | |||
Kollege Epi deutete es ja in der Rezension des letzten Studioalbums Polaris bereits an: 'Also, die Jungs muss man sich wirklich antun, an denen wird man noch viel Freude haben.' Da hat er zweifellos Recht, der gute Kollege.
Nachdem die NORTH MISSISSIPPI ALLSTARS in der Zwischenzeit ein feines Live-Album vorlegten, knüpfen sie mit ihrem aktuellen Longplayer (der in den U.S.A. schon im letzten Herbst erschien) ungefähr dort an, wo sie 2004 stehenblieben. Quantitativ und letztlich auch qualitativ haben wir Europäer sogar noch den Vorteil, uns bei dieser Edition an drei weiteren sogenannten Bonustracks erfreuen zu dürfen.
Sprach ich oben von einem ungefähren Anknüpfen an bekannte Muster, stimmt dies nur bedingt. Denn "Electric Blue Watermelon" hat diesen verstärkten Rock/Pop-Appeal, der auf "Polaris" manchen Kritiker (in ihrer Heimat) die Nase rümpfen liess, zugunsten eines wieder etwas urwüchsigeren, wurzelnäheren Sounds in den Hintergrund gedrängt. Doch NMA wären nicht NMA, vermengten sie nicht nach wie vor Tradition mit Moderne. Das war stets ihr Ansinnen und dieser Prämisse folgen sie auch dieses Mal in ihrer ureigenen, sowohl frechen als auch liebenswerten Art und Weise. Sie greifen mal ein Traditional wie Bang Bang Lulu auf und stecken es kurzerhand in ein donnerndes Rock'n'Roll Gewand oder entdecken Klassiker wie Charley Pattons feuriges Mississippi Boll Weevil und Odetta Gordons gospeliges Deep blue sea.
Die Gebrüder Cody und Luther Dickinson und ihr Partner am Bass, der gewichtige Chris Chew, luden sich für "Electric Blue Watermelon" wieder einen Haufen namhafter Gäste aus allen Generationen ein. Da hört man beim eher Pop-inspirierten Hurry up sunrise z.B. Lucinda Williams gemeinsam mit Luther im Duett singen und grinst am Ende des Songs über den singenden Dickey Betts-Gedächtnis-Sound.
Der in der Zwischenzeit leider verstorbene Othar Turner, seines Zeichens altehrwürdiger und legendärer Fife-Spieler, leiht den NMA neben einigen Texten auch seine wunderbare RISING STAR FIFE AND DRUM BAND, die uns in Bounce Ball in eine grillenzirpende Vergangenheit geleiten.
Die NMA-typischen Modernismen werden mit dem Einsatz des New Orleans Rappers Al Kapone bei einem Song wie No mo auf elegant groovende und völlig unprätenziöse Weise fortgesetzt. Eine derart stimmige Verschmelzung zweier Welten hat man sonst höchstens auf Chuck Prophets "Hurting Business" und "No Other Love"-Alben wahrgenommen.
Und dies alles wird umsäumt von Luther Dickinsons einmalig geiler Slide-Guitar, die jedem Saitenschwinger die Tränen in die Augen treiben muß, und wird zudem getragen von einem vorzüglich bodenständigen Sound, den Luther und Codys Papa, Jim Dickinson, in den Ardent Studios zu Memphis inszenierte. Ein wahrhaftes Freudenfest aus funky Blues und Boogie und eine große Empfehlung für Freunde lebendiger und kraftstrotzender Roots-Musik.