Oasis

Stop The Clocks

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.11.2006
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Oasis
Stop The Clocks, Sony BMG, 2006
Liam Gallagher Vocals
Noel Gallagher Guitar, Vocals
Paul 'Bonehead' Arthurs Guitar
Paul McGuigan Bass
Tony McCarroll Drums
Alan White Drums
u.a.
Länge: 86 Min 32 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. Rock'n'Roll Star6. Wonderwall
2. Some Might Say7. Slide Away
3. Talk Tonight8. Cigarettes & Alcohol
4. Lyla9. The Masterplan
5. The Importance Of Being Idle
CD 2:
1. Live Forever6. Songbird
2. Acquiesce7. Morning Glory
3. Supersonic8. Champagne Supernova
4. Half The World Away9. Don't Look Back In Anger
5. Go Let It Out

Oft und gerne ging ja die Mär, OASIS wären so eine Art BEATLES der 90er Jahre gewesen. Oder wären es immer noch. Die Gallagher-Brüder, vor allem Liam, waren da wohl zeitweise selbst davon überzeugt. Nun ja, in besagten 90ern lieferten sie sich mit den Kollegen von BLUR ja auch eine Hit-Single-Schlacht um die vorderen Plätze der UK-Charts wie weiland die BEATLES und die ROLLING STONES.
Tatsächlich hat man immer gerne Bands das BEATLES-Nachfolger-Etikett verliehen, sobald die sich eine pilzkopfmäßige Frisur und ein paar Sonnenbrillen im Stile von Lennon und Harrison zulegten. Eine freche Schnauze sorgt im Allgemeinen für ausreichend Publicity und wenn man recht ausgiebig auf den Pressefotos vor sich hingähnt, glauben es zumindest die Hardcore-Fans, dass man an Ruhm und Erfolg gar nicht interessiert wäre, sondern ja eigentlich nur seine Musik machen will. So etwas kommt immer gut.
Nun gut, anschauen müssen wir sie hier nicht, zumal meiner Promo-CD weder Booklet noch sonstige Infos beiliegen.

Plagiatsvorwürfe durchziehen das bisherige Werk von OASIS wie Falten das Gesicht von Keith Richards. Hier mal bei den NEW SEEKERS, dort bei der Band THE MILLTOWN BROTHERS, da bei Neil Innes und bei den BEATLES und den KINKS sowieso alle Nase lang, heißt es. Ja selbst die Zwistigkeiten scheinen sie bei den Davies-Brüdern abgeguckt zu haben.
Anhand dieser Best Of, namens "Stop The Clocks", kann man da ja mal einen Blick darauf werfen, auch wenn sie einem aus unerfindlichen Gründen nix aus ihrem dritten Album "Be Here Now" gönnen. Wenn eine Doppel-CD nur eine Spielzeit von zusammen (!) nicht einmal 90 Minuten aufweist, fragt man sich schon....
Sei's drum, Rock'n'Roll Star geht jedenfalls besser ab, als ich geglaubt hätte. Hat fast was von den BLACK CROWES zu Zeiten ihrer zweiten Platte, bzw. erinnert mich auch stark an die englische Band REEF und rockt recht ordentlich, auch wenn der letzte Kniff für den perfekten Party-Song fehlt.
Some Might Say führt uns gar für kurze Zeit einen Dan Baird vors innere Auge und Ohr. Gezügelter, aber das Ohr und Talent für geile Gitarrensounds von Noel Gallagher wird doch schon deutlich. Natürlich war der Song auf Platz 1 der UK-Charts und wäre nicht dieser immer etwas gelangweilt klingende Gesang von Liam, könnte man auch hier eine richtig heiße Nummer draus machen. Okay, für viele ist sie das ja auch - nicht wahr, Kollege Ruland?
Wenig Überraschungen gibt es auf diesem Album - obwohl ja Platz gewesen wäre - aber mit der atmosphärischen Akustikballade Talk Tonight findet sich immerhin eine B-Seite.
Von wegen BEATLES, die STONES standen viel öfter Pate bei den Kreationen von OASIS! Für Lyla hat man sich schamlos bei Street Fighting Man bedient. Naja, war ja schon ein paar Jahre her und wer erinnert sich da noch so genau. Schön, The Importance Of Being Idle hat natürlich ebenso BEATLES-Zitate, wie aber auch von etlichen anderen Bands aus den Golden Sixties. Mit geht so etwas eher auf die Nerven, weil es mich so sehr an Zitronenbäume erinnert.
Wonderwall. Wenn ein Song so unverrückbar in den Ohren von gleich mehreren Generationen hängen bleibt, ist er fern jeglicher Kritik und man muss auch mal achtungsvoll den Hut ziehen. Gut gemacht!
Slide Away weißt sicherlich einen guten und tanzbaren Groove auf, aber mir ist dieses Klanggebilde doch zu eintönig, wenngleich Liam mit seiner pubertär-angekratzten Stimme doch eine gewisse Anziehungskraft ausübt.
Der deutlichste Klau fand wohl bei Cigarettes & Alcohol statt, denn viel offensichtlicher kann man sich wohl nicht mehr bei T.REX' Get It On bedienen. Macht natürlich trotzdem, oder gerade deswegen, Stimmung.
Bei The Masterplan schwankt man dann zwischen All You Need Is Love und Penny Lane und schon sind neun Lieder und die erste CD um.

Mit ihrer dritten Single, Live Forever erklommen Oasis 1994 die englischen Top Ten und sorgten für reichlich Wirbel in der Musikwelt. Ja, hat schon was anregendes und auch ein richtiges Gitarrensolo (!), man muss aber schon was für, na ja, eben Brit-Pop übrig haben.
Richtige harte Riffs treiben Acquisce an. Schon fast Garagen-mäßig rocken die Typen hier. Trashy und lärmig und frech hingerotzt.
Supersonic war die erste Single der Band und verschaffte ihnen 1994 schon reichlich Aufmerksamkeit. Nix absolut außergewöhnliches, aber in der Zeit von Grunge war man über so einen Song schon froh. Zwar ebenfalls einfach strukturiert, aber eben doch mit einem gewissen Pop-Charakter und einem feinen Melodieverständnis.
Auf diesem zweiten Silberling flattert mir als nächstes erst der Songbird auf die Handfläche und von dort in die Hörmuschel. Schöner akustischer Folk-Pop, der durch das Akkordeon einen leicht irischen Touch erfährt.
Also, ich weiß nicht, das kracht und schäumt und scheppert und..., aber irgendwie werd ich mit diesem Morning Glory nicht so recht warm. War vielleicht vor 10 Jahren mal ein ganz netter Titel, der einen eine Weile begleitete, aber mir fallen da echt bessere Nummern ein. Und andere Bands auch. Was ist den z.B. mit den STEREOPHONICS? Die waren doch eigentlich mal richtig gut. Oder bereits genannte REEF?

Okay, Don't Look Back In Anger raten uns die Gallaghers - hier sammeln sie allerdings auch wieder richtig Punkte - und vielleicht haben sie ja recht. Manche Songs auf "Stop The Clocks" sind schon richtig prima, aber wer vorher kein OASIS-Fan war, braucht sich auch nach dem Genuss dieser Doppel-CD nicht ihren gesamten Back-Katalog zuzulegen.
Ach, und noch was, die Herren Gallagher: Wennds as nächste moi im Boarischen Hof in München seits, führts eich anständig auf, Burschn. Habts g'hört?!
[Oder sagt wenigstens Bescheid, wir schicken gerne einen vorbei, der Musikdiebe gar nicht mag und 2 Köpfe größer ist als ihr lausigen Brüder...; Red.]

Epi Schmidt, 10.11.2006

Sie isses in der Tat! Some Might Say ist nicht nur eine richtig heiße Nummer, nein, der Song ist eine der besten Singles aller Zeiten!! Dazu trug/trägt sicherlich auch Acquiesce bei, gerne als "beste B-Seite aller Zeiten" bezeichnet. (Sag ich jetzt mal so. Ich glaub's wirklich, und wenn ich's noch oft genug wiederhole, andere vielleicht auch...)

OASIS und die BEATLES sind eine Story wie Tom Petty & THE HEARTBREAKERS und Roger McGuinn & THE BYRDS. Der Vergleich taucht in mindestens jeder zweiten Besprechung auf und ödet in etwa wie eine Gegenüberstellung der Werke Freddy Quinns mit jenen eines gewissen Herrn Heino. Liam Gallaghers Gesang klingt zuweilen ein "bisserl" wie der vom guten alten John Lennon, aber spielt Bruderherz Noel deshalb gleich Gitarre wie George Harrison?
Na gut, wahrscheinlich sind die Jungs (oder ihr Management? - oder beide?) nicht völlig schuldlos an der ganzen Sache. Vermutlich lässt sich in Verbindung mit den Fab Four das eine oder andere Pfund Sterling mehr verdienen, obwohl man längst nicht nur bis, sondern auch noch für die Rente ausgesorgt haben dürfte. Zuletzt erreichten die Umsätze zwar nicht mehr die Dimensionen von "(What's The Story) Morning Glory?" (1995), doch zumindest im heimischen United Kingdom gehören OASIS nach wie vor zu den erfolgreichsten Bands. Wenn wie bei der vorliegenden Doppel-CD die erste Scheibe einen roten Rand und die zweite einen blauen besitzt, tauchen wohl nicht nur vor meinem geistigen Auge die Jahreszahlen 1962-66 und 1967-70 auf. Müsste es doch hier, wenn schon, 1994-2005 heißen.
Der Aufkleber "The Best Of Oasis" ist auch so eine kleine Mogelei. Wer hier alle Singles plus die angeblich besten Album-Tracks erwartet, wird enttäuscht. Im Falle "Stop The Clocks" handelt es sich keineswegs um ein profanes Best-of-Album, vielmehr haben sich die Brüder Gallagher am Ende auf 18 Stücke geeinigt, die ihrer Meinung nach die besten in ihrer bisherigen Karriere darstellen. Gut, die Spieldauer der beiden Silberlinge hätte länger ausfallen können. Nur, machen meinetwegen beispielsweise 26 Greatest Hits wirklich mehr Spaß? Und ist es nicht doch ehrlicher, die Fans mit den nach Noels & Liams Meinung tatsächlich besten Songs zu verwöhnen, statt ihnen mit ein paar bis dato unveröffentlichten oder angeblich neuen Tracks die letzte Kohle aus der Tasche zu ziehen?
Es gab durchaus Pläne, eine EP mit neuen Songs herauszubringen. Die fand Bruder Noel anfangs richtig klasse, doch letztlich überstanden sie nach seiner Meinung nicht den Test der Zeit. Nach seinem Befinden hätten die Tracks besser ausfallen können. Ohne den Gallaghers jetzt Honig ums Maul zu schmieren, aber gibt es nicht genügend andere Musiker, die so etwas auf einer Compilation verwurstet hätten?
"Stop The Clocks" ist ein Album für Fans. Neue Käufer wird man damit kaum anziehen, und die wahren OASIS-Fans werden die Scheibe lieben. Haben muss die zwar keiner, doch wenn man ohnehin alle Scheiben besitzt, gehört "Stop The Clocks" einfach mit dazu. Eben weil es nicht bloß eine weitere "Best Of" ist, sondern ein Liebhaberstück.

So, jetzt aber genug mit dem lieb haben. "Be Here Now" (1997) ist nicht vertreten. Warum? Weil die Scheibe bei aller Liebe sch... ist. Das die Band danach überhaupt noch einmal die Kurve gekriegt hat, dürfte mit Sicherheit auch ein Verdienst der beiden "Neuen" Andy Bell und Gem sein, die so pi mal Daumen um die Jahrtausendwende ins Lager der (ehemaligen?) Rauf- und Saufbrüder eingestiegen sind.
Und so richtig lieb ist zumindest der Liam immer noch nicht. Hat er sich doch vor einiger Zeit mit dem englischen Fußball-Idol Paul Gascoigne gemeinsam die Kante gegeben ... und sich plötzlich mit dem selben in die Haare gekriegt, sprich den Balltreter mittels eines Feuerlöschers eingeschäumt. That's Rock'n'Roll!
Bekanntlich sind die beiden G's Fans von Manchester City. Sollte besagter Verein dem großen Rivalen United doch eines Tages den Rang ablaufen, die Premier League gewinnen und in die gewisse Stadt, welche gelegen ist südlich des Weißwurst-Äquators bzw. nördlich von (Inter und AC) Mailand, mit dem Stadion benannt nach einem großen Arbeitsplatz-Vernichter, kommen, ja dann ... sprecht sie doch mal "auf lausige Brüder" und "Musikdiebe" an. Aber bitte, nehmt Rücksicht auf den Kollegen im Preußenland, der will nicht wieder so viele Jahre auf ein Konzert einer der besten britischen Bands (... meinetwegen nach den BEATLES...) warten.
[An dieser Stelle sei an Axel Schulz erinnert, der auch unbedingt Haue haben wollte. You can always get what you want! Red.]

Jürgen Ruland, 01.12.2006

 

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