Henrik Freischlader

Oberhausen, Zentrum Altenberg, 19.04.2017

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Konzertbericht

Reviewdatum: 23.04.2017
Stil: Blues Rock

Links:

Henrik Freischlader Homepage



Redakteur(e):

Frank Ipach


Henrik Freischlader,
Oberhausen, Zentrum Altenberg, 19.04.2017

Back to the roots of the roots. Oder "Blues For Gary 2.0". Henrik Freischlader präsentiert sich am Mittwochabend im ordentlich gefüllten Zentrum Altenberg in Oberhausen zwar in gewohnter Rolle, nämlich als einer der besten Bluesrock-Gitarristen Europas, andererseits sorgt er aber auch für Erstaunen, weil er von seinem kürzlich erschienenen Album "Blues For Gary" nur eine einzige Nummer zum Besten gibt. Bemerkenswert bleibt in diesem Zusammenhang schließlich die Tatsache, dass im Zuge eines sogenannten Tribute-Happenings zu Ehren des erklärten Freischlader Vorbilds Gary Moore ein Song des längst verstorbenen Roy Buchanan über die Rampe geschickt wird.

Buchanans The Messiah Will Come again sorgt als Schlusspunkt eines größtenteils recht prickelnden Gigs für reichlich Gänsehaut. Hier fasst Freischlader noch einmal all das zusammen, was ihn in seinem Werdegang als Gitarrist offenbar maßgeblich beeinflusst und inspiriert hat: Seele, Ton, Harmonie, Emotion und technische Brillanz. Auszeichnungen, die seit einigen Jahren schon in seinem Zeugnis stehen.

Begutachtet man so einen einfühlsamen Musterschüler dann zum wiederholten Male, hauen einen besagte Attribute natürlich nicht ganz so schnell aus den Schuhen. Die Erwartungshaltung wird größer mit den Jahren und erhält dann einen kleinen Dämpfer, wenn ein Künstler vom Schlage eines Freischlader sich auf die guten alten - mit Verlaub ein wenig ausgelatschten - Pfade der Blues-Pioniere begibt und hochbetagte Klassiker wie Stormy Monday; Oh Pretty Woman und The Sky Is Crying vom Stapel lässt. Das gerät dann zwischenzeitlich auch schon mal ein wenig langatmig. Wie gesagt: back to the roots of the roots.

Der junge Henrik wurde in den frühen Neunzigern jedoch als Bub mit der Musik des hochgelobten Gary Moore groß und lernte über diese Schiene die alten Meister wie Albert King und Elmore James kennen. Das weist natürlich Parallelen zum bluesmusikalischen Werdegang der Generation davor auf, die ihrerseits die alten Meister via Beatles, Stones, Fleetwood Mac, Yardbirds und Pretty Things ins Visier nahmen und schätzen lernten. Ein Generationenthema.

Photocredit: Gernot Mangold via Sounds Of South

Insofern bleibt das aktuelle Freischlader-Motto "Blues For Gary" natürlich relativ dehnbar. So verwundert es im Rückblick kaum, dass Freischlader und seine drei Mitstreiter Moritz Meinschäfer (Drums), Pete Rees (Bass) und Vic Martin (Hammond B-3, Keyboard), die Nummern präsentieren, die einst Gary Moore als gelehriger Blues-Schüler ebenfalls in die Öffentlichkeit trug, als er 1990 mit seinem Bestseller "Still Got The Blues" zum Platin-Plattenstar aufstieg. Eine heiße Tribute-Scheibe, deren Grundgedanke wohl auch Henrik als Impulsgeber gedient haben dürfte.

Ja, warum gerate ich bloß so ins Philosophieren? Weil es über das Konzert in Oberhausen nicht allzu viel Spektakuläres zu berichten gibt. Fabelhaftes Handwerk, gediegene Songauswahl und einige Gänsehautmomente. Wenn es nicht so unverschämt undankbar klänge, könnte man unterm Strich aber auch von business as usual sprechen. Einige belebende Shuffles, reichlich emotionsgeladener Slow-Blues (u.a. eine Donny Hathaway Covernummer). Freude im Publikum. Szenenapplaus. Zufriedenheit auf der Bühne. Ja, so kann es gehen, wenn man Wurzelstudium und Wurzelpflege betreibt.
Die reizvollen und packenden Ideen des neuen Freischlader-Studioalbums "Blues For Gary", die Moore Songs mit jeweils wechselnden Lead-Sängern zu interpretieren, konnten naturgemäß aus logistischen Gründen in Oberhausen nicht umgesetzt werden. Doch mit "Blues For Gary 2.0" konnte man schließlich auch gut leben. Denn Freischlader veranstaltet seine Konzerte nicht, um meine persönliche Erwartungshaltung zu berfriedigen.

Frank Ipach, 19.04.2017

 

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