Oh Susanna

Soon The Birds

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.05.2011
Jahr: 2011
Stil: Singer-Songwriter, Folk

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Oh Susanna Homepage



Redakteur(e):

Michael Stepien


Oh Susanna
Soon The Birds, Rounder, 2011
Suzie UngerleiderVocals, Acoustic Guitar
David BaxterAcoustic Guitar
Kevin BreitElectric Guitar, Mandolin, Banjo, Mandocello, Mandola
Chris BrownOrgan
Burke CarrollPedal Steel
Andrew CollinsMandolin
Chris ColeAcoustic Guitar, Banjo
Jim CuddyVocals
Bazil DonovanBass
Cam GirouxDrums, Harmony Vocals
Justin HaynesAcoustic Guitar, Ukulele
Michael JohnstonPiano
Branley MacEachernHarmony Vocals
Ruth MoodyHarmony Vocals
John ShowmanViolin
Gord ToughElectric Guitar
David Travers-SmithHorns, Organ
Produziert von: David Travers-Smith Länge: 44 Min 19 Sek Medium: CD
01. Drunk As A Sailor07. Millions Of Rivers
02. Your Town08. Long Black Train
03. See What Promises Can Bring09. Lucky Ones
04. By Rope10. What Old Friends Do
05. So Long11. Soon The Birds
06. Pretty Blue Eyes

Ganze vier Jahre ist Suzie Ungerleiders letzte CD "Short Stories" schon alt. Aber die Kanadierin, die seit 1995 unter dem Künstlername Oh Susanna arbeitet, hatte einen guten Grund für die lange Pause: In der Zwischenzeit heiratete sie den Schlagzeuger Cam Giroux und bekam einen Sohn. Doch jetzt ist sie zum Glück wieder da und ruft sich mit einer wunderbaren neuen Folkrock-Scheibe "Soon The Birds" bei allen Freunden rootsorientierter Musik in Erinnerung.

Ursprünglich aus Vancouver ist Oh Susanna seit Ende der 90er eine feste Größe in der Countryrock-/Folkrock-Szene von Toronto. 1997 erschien die "Oh Susanna"-EP und zwei Jahre später spielte die Singer/Songwriterin ihren ersten Longplayer ("Johnstown") ein. Es folgten "Sleepy Littler Sailor" (2001), "Oh Susanna" (2003) und "Short Stories" (2007).
Auf ihren CDs wird Suzie von vielen Größen der Toronto-Szene begleitet: Bob Egan, der Pedal Steeler von Kanadas premier Country-Rock-Band Blue Rodeo gehört dazu, wie auch sein Bandkollege Jim Cuddy. Blue Rodeo Bassist Bazil Donovan kennt Oh Susanna seit ihrem ersten Gig in Toronto in der Horshoe Tavern und hat sie seitdem live und im Studio begleitet und Songs mit ihr zusammen geschrieben. Auf "Soon The Birds" bildet er zusammen mit Suzies Ehemann Cam Giroux das Rhythmusgespann für die meisten Songs. Die Pedal Steel steuert diesmal Burke Carroll bei, der als Produzent und Instrumentalist in der kanadischen Roots-Szene eine ähnliche Rolle spielt wie T Bone Burnette in den USA. Kevin Breit, der z.B. schon mit Norah Jones, Cassandra Wilson und k.d.Lang gespielt hat, steuert diverse Saiteninstrumente bei und Ruth Moody von den Wailin’ Jennys singt bei fünf Songs die Harmonies. Brenley MacEachern ist hauptamtlich Teil des Country-Duos Madison Violet und singt ebenfalls Hamony Vocals auf "Soon The Birds".

Das erste Bild im Booklet, auf dem Suzie arg naiv erscheint, täuscht. Das macht schon die einleitende Textzeile der CD klar: "I’m drunk like a sailor again". Der Text hat schon was, aber musikalisch ist der Song ein wenig zu nett und leider auch etwas süßlich. Nicht unbedingt mein Lieblingssong von Oh Susannas Neuer.
Your Town begeistert mich dagegen vollständig.. Er klingt wie eine perfekte Mischung aus kanadischem Countryrock und englischem Folkrock. Das Countryfeeling wird vor allem durch das Banjo erzeugt. Die beiden Gitarren drücken den Song dann mehr Richtung (Folk-)Rock. Klasse, wie Suzie in ihrem Text mit knappen Strichen das Leben von Teenagern in einer kanadischen Kleinstadt beschreibt: "They shoot the puck against the wall in your town / Then they get fucked on alcohol in your town…" Ausgeprochen stark finde ich das kurze mit cleanem Sound gespielte Gitarrensolo, das ein wunderbares Beispiel für Ökonomie beim Solieren ist. Hier wird mit wenigen Tönen eine Atmosphäre gezaubert, die den Song zum Höhepunkt bringt. Banjo, Mandoline und Fiddle erzeugen bei By Rope ein oldtime Feeling. Verstärkt wird es durch den dreistimmigen Refrain (Suzie, Ruth und Brenley). Die Melodie hat einen leicht irischen Einschlag. Dieser Song hätte auch schon vor hundert Jahre in den Appalachen gesungen worden sein.
So Long ist ein klassischer Countryrocker mit Pedal Steel und allen anderen Ingredenzien dieses Genre. Die Lyrics sind sehr düster und absolut großartig. Der Text berührt mich wie kein anderer von "Soon The Bird": "Black is the color of your dark soul / And yours is as black as a deep dark hole" und an anderer Stelle noch auswegloser: "What scares me to death is the look in your eyes…“.
Leider spielt Burke Carroll nur bei einem Song seine Weissenborn Gitarre. Aber wie er das bei Millions Of Rivers macht, öffnet mir das Herz. Ich gebe zu, dass mich zur Zeit eine gut gespielte Weissenborn Gitarre berührt wie kein anderes Instrument, so wehmütig klingt sie in den richtigen Händen. Auch Long Black Train und Lucky Ones drehen sich textlich eher um die Schattenseiten des Lebens. "People can say / We’re the lucky ones / When they see us there / Walking down the street / Strolling arm in arm". Aber sie weiß, dass seine Liebe längst gestorben ist. Und wenn Oh Susanna in What Old Friends Do beschreibt, dass die Freundin, die ihr einst so nah wie eine Schwester war, sie heute in schwierigen Situationen in Stich lässt: "They left you in the dirt", ist der traurigste Punkt der Desillusionierung erreicht. Der letzte Song, der dem Album den Titel gegeben hat, bringt wieder etwas Hoffnung: Auch wenn die Vögel im Winter weggeflogen sind, kommen sie doch wieder zurück: "They’ll be back for me one day". Der Song ist ein wunderbarer Folkrocker, der durch die Bläser ein wenig nach The Band klingt. Ganz großartig ist hier das Zusammenspiel der E-Gitarre (Gord Tough) und der Pedal Steel (Burke Carroll).

Nach dem etwas zu netten Start der CD war ich von Oh Susannas 'Comeback' schon leicht enttäuscht, aber die folgenden 10 Songs haben mich vom Gegenteil überzeugt. Und einige ganz starke sind dabei wie der Titelsong oder Your Town. Und dann ist da natürlich noch diese glasklare Stimme, die aber auch rauh klingen kann, wenn der Song es erfordert. Vielleicht besteht ja mal die Change, die Singer/Songwriterin bei uns live zu sehen. Ich hatte 2001 schon mal das Glück. Allerdings haben es kanadische Musiker in der Regel etwas schwerer, das europäische Publikum zu erreichen. Fragt mich nicht, warum das so ist. An der musikalischen Qualität liegt es bestimmt nicht.

Michael Stepien, 19.05.2011

 

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