Old Union

Motels & Highways

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.01.2008
Jahr: 2007

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Old Union Homepage



Redakteur(e):

Steve Braun


Motels & Highways, Eigenproduktion, 2007
Chuck Foster Vocals, Piano, B3-Organ, Wurlitzer
Steve "Spotty Dogg" Swertfeger Guitars, Steel Guitars, Vocals
John Zvolensky Guitars
Jason "J Dubb" Williams Bass
David Bryndal Drums, Percussions
Gäste:
Charlie Daniels Fiddle on # 6
Johnny Neel, Selina Robb, Chandra Boone, Randy Boen, Chris Bledsoe, Randy Russell Vocals
Chris West, Jonathan Jackson, Jon-Paul Frappier Horns on # 4
Produziert von: Old Union and Jack Burns Länge: 55 Min 03 Sek Medium: CD
01. Motels And Highways07. Time Of Your Life
02. 1000 New Ways To Fly08. Jericho
03. Justified09. Backbreaker
04. Ragged Blue10. Rusted
05. Deadline11. Sweet Freedom
06. One For The Family

Viel Licht und etwas Schatten - so lässt sich die zweite CD der Southern-Rocker von OLD UNION in fünf Worten zusammenfassen. Dieses Album ist ein weiterer Beweis, wenn es denn überhaupt noch einen benötigt hätte, dass der Southern-Rock quicklebendig ist. Vielleicht gerade weil die Grossen der Szene, wie LYNYRD SKYNYRD und die ABB, gerade massiv schwächeln, springt vermehrt die Jugend in die Bresche. Vor einigen Wochen konnten wir mit SNOWBLYND erneut hoffungsvollen Nachwuchs präsentieren - heute wollen wir OLD UNION der geneigten Leserschaft ans Herz legen.

OLD UNION ist in Nashville, TN beheimatet, einer Stadt, die längst nicht mehr nur das Synonym für Country-Music ist. Immer mehr Roots- und Blues-Rocker nutzen die musikalische Infrastruktur dieser Musikmetropole. Die Band gründete sich im Laufe des Jahres 2001 und erspielte sich in ihrer Heimatstadt sehr schnell eine enthusiastische Fan-Base. Ende 2003 erschien dann die Debut-Scheibe "Forgiveness Or Permission", mit einem Gastauftritt von Bonnie Bramlett, die sie auch anschließend auf deren 2004er US-Tour supporten durften. Ein Jahr später durften sie gar auf dem legendären Bonnaroo-Festival, was ja ganz in der Nähe zu Nashville jährlich ausgetragen wird, auftreten. Gut, es war für's Erste nur eine kleine Nebenbühne, aber immerhin .....
Nach unzähligen Auftritten in den US und Kanada wollen es OLD UNION 2007 offenbar wissen: die hier zu bemusternde "Motels & Highways" wurde aufgenommen und man plant nun auch den Sprung über den grossen Teich. Wen wundert's: es hat sich auch in den US herumgesprochen, dass es in Frankreich, der BRD und Italien eine treue, ständig wachsende Southern-Gemeinde gibt.

Die Jungs von OLD UNION wurzeln tief im Blues-Rock und interpretieren diesen mit straight nach vorne rockenden Gitarren. Flirrende Hammonds dürfen dabei genauso wenig fehlen, wie gelegentlich scharfe Einsätze der Horn-Section, ja im Satzgesang der Background-Vocals lassen sich gar gospel-inspirierte Einflüsse verorten. Der Freund und Förderer der Band, Charlie Daniels, hat nicht nur seine tiefen Spuren hinterlassen, nein: er lässt sich einen Gastauftritt nicht nehmen und läßt dabei die Fiddle flitzen! Auch unser alter Kumpel Johnny Neel ist in den Backing-Vocals vertreten und er hat den Keyboarder und Mastermind OLD UNIONs, Chuck Foster, instrumental durchaus positiv inspiriert, wie es mir scheinen mag.

"Motels & Highways" startet ausgerechnet mit einem Song, dem Titeltrack Motels & Highways, den ich persönlich nicht unbedingt zu den Allerstärksten des Albums rechne. Ein durchaus gefälliges Thema, keine Frage, aber solche Songs hat man in der Vergangenheit auch schon von TISHAMINGO & Co. gehört. Die Stärke OLD UNIONs ist es aber, da sofort etwas nachzulegen, was für reichlich Zunder unterm Gebälk sorgt. 1000 New Ways To Fly gibt mir da die perfekten Flugstunden - eine bärenstarke Riff-Attacke. Gleich noch ein Pfund hinterher geschoben - Justified macht auch dem letzten Zweifler klar, wo wir uns hier befinden: im allertiefsten Süden, in SKYNYRDs Heartland! Ist's nur eine Fata Morgana?? Mir ist es, als würde ich deren "Honkettes", allen voran meinen Jugendschwarm Leslie Hawkins, im Background hören, zu schön um wahr zu sein.
Ein Rhythm & Blues-Feuerwerk wird auf Ragged Blue abgefackelt. Virtuos arrangiert, mit furiosen Tempoverschärfungen, messerscharfen Horns und gospelartigen Vocals: OLD UNION ziehen hier alle Register! Der simple R'n'Roller Deadline fällt dagegen doch deutlich ab, sowas hat man schon viel zu oft gehört. Zu dem fröhlichen Country-Rocker One For The Family darf Charlie Daniels seine Fiddle schrubben bis die Saiten reissen - eine schöne Nummer, wenn auch nicht sonderlich originell. Auch Time Of Your Life vermag mich nicht vom Hocker zu hauen, da kommt mir widerum zuvieles bekannt vor. Ein um's andere Mal kommt mir hier TISHAMINGOs "Wear'n'Tear" in den Sinn. Wahrlich keine schlechte Referenz, nur vielleicht etwas dick abgekupfert!?

Damit hat sich's jetzt aber mit den kleinen Sticheleien meinerseits. Es folgt eine Übernummer, ein echter Hammer: Jericho ist einer der besten Southern-Rocker, die ich in den letzten Jahren zu hören bekam [und das waren nicht wenige!]. Druckvolle Twin-Läufe der Leads, nein: hier sind es "Triple"-Attacken, denn eine bis zum Anschlag angezerrte Hammond mischt da auch noch mit. Vollgas - getragene Bridge - und sofort wieder Gummi: das ist hier angesagt, natürlich mit einer Harley Davidson. Backbreaker zieht genau durch die gleiche Furche. Typischer und swampiger kann eine Nummer südlich des Mason-Dixon-Äquators nicht ausfallen.
Dann werden wieder die Country-Roots bedient, die Jungs sind halt allesamt aus Nashville. Rusted ist etwas schwungvoller als One For The Family ausgefallen, eine sehr eingängige Nummer - mir gefällt's, auch wenn ihn Andere vielleicht als "zu glatt" bezeichnen mögen. Es folgt, ganz in der Southern-Tradition verwurzelt, der Longtrack Sweet Freedom und damit der unbestreitbare Höhepunkt von "Motels & Highways". Dieser Track ist sehr episch angelegt mit den typischen Double-Leads, ausufernden Soli und auch textlich werden alle Südstaaten-Klischees bedienend - kein neues Free Bird, aber so einen Song schreibt man auch nur einmal in einem Jahrhundert.

OLD UNIONs "Motels & Highways" ist eine "Old School"-Southern-Scheibe, die es dem Fan dieser Stilrichtung ordentlich besorgt. Wer auf "Innovationen" setzt, kommt hier ganz sicher zu kurz - wer dagegen auf swampigen Blues-Rock steht, bekommt eine satte Breitseite. Wenn auch auf "M & H" kein wirklich schwacher Song zu hören ist, so gibt es doch den einen oderen anderen Moment, in dem der Hörer ein Déjà Vú zu erleben glaubt. Trotzdem gibt's eine ganz dicke Kaufempfehlung von mir für einen eingeschränkten Käuferkreis.

Steve Braun, 16.01.2008

 

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