Paganini

Medicine Man

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 31.08.2008
Jahr: 2008

Links:

Paganini Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Medicine Man, PaZouZou Records, 2008
Marc PaganiniVocals, Backing Vocals
Dale PowersGuitars, Backing Vocals
Diego RapacchiettiDrums, Percussion
Kiki CretinBass
Produziert von: Gerhard Magin & PaZouZou Länge: 49 Min 44 Sek Medium: CD
01. Medicine Man07. Easy Come, Easy Go
02. The Secret08. Stomping Ground
03. End Of The Line09. I Don't Want Your Love
04. Teardrops10. Faith Healer [Radio Edit]
05. The Only One11. Faith Healer [Extended]
06. Keeping It Real

Keine Ahnung warum, aber es scheint mit PAGANINIs "Medicine Man" eine CD vorzuliegen, die geradezu prädestiniert ist, den geneigten Leser mal in die Karten und Geistesregungen eines Rezensenten blicken zu lassen.
Alles beginnt mit einem kleinen Päckchen: "Aah, Scheiben von Jörg..." ist der erste Gedanke, "...klasse, da is sicher Schmackes drin!"
Blitzschnell sind die fünf CDs sortiert.
Ach nee, Paganini!?
Marc Paganini? Der von VIVA und Berlin By Night?
Yep, genau der!
Ein Blick streift noch das fast in Pop-Art-Manier gehaltene Cover von "Medicine Man", dann wandert die Scheibe erstmal in den Player und der Rezensent an den Herd.
Diese Art von "Blindhören" hat sich für den ersten Hördurchgang schon immer als ideal erwiesen. Die Mucke läuft erstmal, die andere Beschäftigung (im Idealfall Kochen) lenkt nicht zu sehr ab und wenn's so richtig geil rockt, hüpft der Rezensent flugs in die gute Stub' und merkt sich, für's spätere Einhören, erstmal nur die betreffende Titelnummer vor.

Der Opener Medicine Man bricht aber schon mal dermaßen retro-like und mit einer Brillanz aus den Boxen, dass die Kinnlade unten, und die Kelle in der Pfanne bleibt.
Der Gedanke: "Was ist das denn?" fliegt vorüber.
Tja, was ist das denn?
Marc Paganini singt in einer anderen Stimmlage!
Der dritte Gedanke bringt dann THE WHO irgendwo zwischen "... Sell Out" und "Tommy" ins Spiel.
Der vierte Gedankenschnipsel geht an den frühen ALICE COOPER und der fünfte an einen Mann, der dem Rezensenten erstmal nicht einfallen möchte. Wie hieß der gleich? Lange tot isser.
Himmel, wo wär dat denn...?
Aber klopfen hilft nix, der Gesuchte bleibt erstmal verborgen.
Nachdem die Hähnchenbrüste in der Pfanne schmurgeln und feiner Rosmarinduft die Küche durchzieht, hadert der Rezensent weiter mit dem Manne aus den 1970ern. Der, der schon lange tot ist und dessen Name vom Kleinhirn weiterhin auf's heftigste verweigert wird.
Immerhin haben sowohl Take 2 als auch Take 5 den Schreiber ins Wohnzimmer eilen lassen. Ist letzteres nicht so'n bisschen punkig und CLASH lastig?! Fetzt ja...!
Auch bei Nummer 8 stehen Pfanne und Topf kurzfristig alleine auf dem Herd.
Himmel, dass is ja...
...ja Himmel, was is das denn...?!
-Und dann fetzt Nummer 9 gleich noch besser hinterher!
Egal jetzt!
Egal wer der gesuchte Typ war und egal auch, an was Nummer 8 erinnert: Paganini wildern dermaßen sympathisch in des Rezensenten goldenen 70ern, dass allein dafür schon ein ganz dicker "Ich-Hab-Dich-Lieb-Stern" fällig sein muss.

-Boaaah!-
Was da jetzt aus den Boxen wummert, lässt den Schreiber geradezu erschauern!
-!!!!!!!!-
Dass isser!
Der fast vierzig Minuten lang Gesuchte taucht unvermittelt und mit dem unverkennbarem Intro seines größten Klassikers auf exakt diesem Album auf!
Hier läuft tatsächlich Faith Healer!
Der olle ALEX HARVEY steckte die ganze Zeit zwischen Nebenhirnrinde und Kleinhirn und wollte ums Verrecken nicht heraus. Himmel, wie lang' hab ich den schon nicht mehr gehört...

Jetzt muss der Reis erstmal warten. Die Hähnchen-Hupen sind ohnehin im Ofenrohr; etwas Zeit, um ein wenig tiefer in die CD einzusteigen.
Erstmals fällt, während immer noch Faith Healer wummert, ein Blick auf die Titelliste.
Aha, gleich zweimal Faith Healer! Und auch noch hintereinander (wir sind schon beim Extended Mix), da hat wohl einer nicht genug gekriegt...
Bleiben wir also gleich beim ALEX HARVEY -Klassiker und zäumen das PAGANINI-Pferdchen von hinten auf: Beide Versionen schrammen ziemlich nah an HARVEYs Original, ohne aber zur Gänze dessen überlanges Intro zu bemühen. Dass ist jedenfalls schon mal besser, als die Nummer in irgendeiner Crossover-Schmonzette zu verfeuern! Die kleinen Psychedelic-Effekte, wie hier mal 'ne Snare und dort mal ein Percussion-Hüpfer sind exakt gesetzt, die Keyboards kann man nicht besser platzieren. Die Faith Healer [Extended Version] macht deswegen noch ein bisschen mehr Laune als die vorhergehende, an sich schon gut getroffene, Radio-Kompatible Kurzfassung!

Zeit einen Blick ins "Netz" zu werfen! Was sagt denn die Konkurrenz zu PAGANINI?
"metal.de" bleiben wie "powermetal" bei einem eher sehr durchschnittlichen Urteil, "metalglory" und "sleazemetal" vergeben beide ein "Gut bis Sehr gut", bei "rocktimes" zeigt der Daumen eindeutig nach oben und "home-of-rock" steckt die Scheibe mehr oder minder in die Tonne. Hier scheinen sich tatsächlich die Geister zu scheiden. Letztendlich hat halt doch jeder sein eigenes G'schmäckle...

Geht eh nix über eine eigene Meinung: Ein zweites Mal fegt also der Medicine Man durch die Wohnung. Was für 'ne Nummer! Enorm Retro-lastig mit fetzenden Gitarren, präzise einsetzenden Vocalparts und groovender Rhythmik. Der Song is geil! (Punkt)
Gleiches gilt für The Secret! Hier sorgt ein hart angeschlagenes Piano für Stimmung. Kommt fantastisch 'rüber. Geistig aalt sich der Rezensent in seiner Sturm und Drangzeit. Jessas was war das damals geil...
Mit The End Of The Line schalten PAGANINI dann erstmal einen Gang zurück. Der Song hat eine etwas gewöhnliche Hookline, kann aber mit klasse gespielten Gitarren und Keyboards einiges gut machen.
Teardrops hingegen hätte in dieser Form irgendwie auch auf ein Neue Deutsche Welle Album von IDEAL oder INGA HUMPE gepasst. Das ist aber, vorweg genommen, die wirklich einzige Nummer, die ich auf "Medicine Man" ernsthaft zu bekriteln hätte. Zumindest deren Vocalparts, denn zwischen drin brennt Gitarrist Dale Powers auch hier wieder ein kleines Riff-Feuerwerk inklusive Solo ab, das einem doch auch wieder ein wenig Respekt abnötigt und letztlich rein gar nix mit Neuer Deutscher Welle zu tun hat.
Bei Take 5 The Only One treffen wir auf den oben schon genannten Rotz-Rocker, der so ein kleines bisschen an die späte Punk-Ära erinnert. Simple Hook zwar, aber frech raus geballert und auf irgendeine Art richtig sympathisch!
Das folgende Keeping It Real ist eine astreine AOR-Up-Tempo-Nummer. Aber eine die Laune macht! Der Song würde prächtig zu einem gediegen-schnieken Cabrio passen. Aber auch im alten, viel zu großen und rundum geschlossenem Dieselross des Schreibers wird die Nummer fein 'rüber kommen. Immerhin funktionieren die Fensterheber noch...
Das etwas banale "Nananana-Intro" zu Easy Come, Easy Go lässt Schlimmes befürchten. Aber auch hier kommt's etwas anders. Klar, dass is astreiner AOR, mit sehr glatten Refrain, aber letztlich doch mit halbwegs Hand und Fuß und nicht uninteressanter Hookline. Gut durchwachsen halt.
Gehobeneres wird mit Stomping Ground geboten. Wieder ein erstklassiges Retro-Take! Jetzt kommt auch schlagartig die Erinnerung zurück. Die Keybord-Passagen wildern so ein kleines bisschen in LED ZEPPELINs Houses Of The Holy! Der PAGANINI Song kommt aber bei weitem nicht so düster daher. Eine tolle Nummer über die man wirklich nicht meckern kann.
Ein weiterer, echter Kracher folgt dann mit I Don't Want Your Love auf dem Fuße, Gitarrist und Rhythmusabteilung zeigen wahres Können, Paganini singt sich um Kopf und Kragen. Das Take rockt wie Sau!
Tja, und damit (der Küchenwecker rappelt auch gerade) schließt sich der Kreis. Wir sind wieder bei den beiden feinen Faith Healer Versionen, die mit einem herrlichen "Bums" durch die Boxen wummern!

Kommen wir also zum Ende. (Die Ableger klappern schon mit Messer und Gabel!)
Mir hat PAGANINIs "Medicine Man" ziemlich viel Spass gemacht. Gut, ein, zwei Titel sind ein wenig abgedroschen. Aber das sind, wenn wir mal reihum hören, eine ganze Menge anderer auch! Als einziger Wermutstropfen verbleibt also Teardrops, dass mir, sorry, einfach zu süßlich ist.
Kompensiert werden die zwei, drei eher lauen Nummern von den großartig aufgespielten Tracks Medicine Man, The Secret, Stomping Ground, I Don't Want Your Love und Faith Healer (Extended). Das wären deshalb auch meine Anspieltipps.
Unter dem Strich bleibt ein wirklich gutes "Hardrock bis AOR Album", das ich dem angesprochenem Hörerkreis gerne empfehle. (4 von 5 Sternen, also!)
Hat halt jeder sein eigenes G'schmäckle...
Mahlzeit, allerseits!

Christian "Grisu" Gerecht, 31.08.2008

 

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