Paradise Lost

Original Album Classics

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 19.10.2012
Jahr: 2012
Stil: Gothic Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Paradise Lost
Original Album Classics, Sony Music, 2012
Nick HolmesGesang
Gregory MackintoshGitarre
Aaron AedyGitarre
Steven EdmondsonBass
Matthew ArcherSchlagzeug ("Shades Of God"/"Icon")
Lee MorrisSchlagzeug ("Draconian Times")
Produziert von: Simon Efemey Länge: 152 Min 37 Sek Medium: CD
Shades Of God
01. Mortals Watch The Day05. Pity The Sadness
02. Crying For Eternity06. No Forgiveness
03. Embraced07. Your Hand In Mine
04. Daylight Torn08. The Word Made Flesh
Icon
01. Embers Fire08. Weeping Words
02. Remembrance09. Poison
03. Forging Sympathy10. True Belief
04. Joys Of Emptiness11. Shallow Seasons
05. Dying Freedom12. Christendom
06. Widow13. Deus Misereatur
07. Colossal Rains
Draconian Times
01. Enchantment07. Elusive Cure
02. Hallowed Land08. Yearn For Change
03. The Last Time09. Shades Of God
04. Forever Failure10. Hands Of Reason
05. Once Solemn11. I See Your Face
06. Shadowkings12. Jaded

Die Serie “Original Album Classics“ ist für Musikfreunde eine Chance, bedeutende Alben von Künstlern zu einem fairen Preis zu erstehen. Einige davon sind einfach nur sehr gut, andere sogar wegweisend. PARADISE LOST gehören zu den wenigen Bands, die für sich in Anspruch nehmen können, einer ganzen Musikrichtung einen Stempel aufgedrückt und ihm sogar einen Namen gegeben zu haben. Insbesondere mit ihren frühen Werken, die hier in einer Box zusammengefasst sind, übten die Briten aus Halifax, West Yorkshire, stilprägenden Einfluss auf das aus, was später als Gothic Metal berühmt werden sollte (schließlich gaben sie ihm durch ihr 1991er Werk “Gothic“ den Namen). Dabei kamen PARADISE LOST eigentlich eher aus einer noch härteren Ecke. Ihre ersten Schritte unternahmen sie im Bereich Death Metal und wurden beeinflusst von Gruppen wie CELTIC FROST. Aber ebenfalls einen starken Einfluss übten die Doomer von CANDLEMASS auf Nick Holmes (Gesang), Gregory Mackintosh (Gitarre), Aaron Aedy (Gitarre) und Steven Edmondson (Bass) aus.

Dieses Spannungsverhältnis hört man insbesondere dem ersten Werk der Box, “Shades Of God“, noch überdeutlich an. Der Gesang ist stark beeinflusst vom Death Metal, während die Gitarren schon stärker in Richtung Doom tendieren. Das Album bedeutete auch den Wechsel zum damals recht populären Label Music For Nations (das unter anderem zeitweise die Heimat von Bands wie MANOWAR, MEGADETH, MERCYFUL FATE, METALLICA, OPETH, RATT, SAVATAGE oder VENOM war). Damit verbunden war auch die weiter im Vollzug befindliche konsequente Abkehr vom Death Metal. Am besten gelingt ihnen das bei Tracks wie Crying For Eternity, Embraced oder dem fast schon monströs-erhabenen Daylight Torn. Aber man merkt immer wieder die innere Zerrissenheit, als ob sich PARADISE LOST nicht ganz sicher wären, ob sie diesen Weg wirklich konsequent verfolgen und ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Zudem sind einige Stücke aus meiner Sicht etwas zu lang geraten. Aber man merkt schon diesem Werk an, dass hier etwas von beeindruckender Pracht und Größe entsteht, was nur noch perfektioniert werden muss.

Einen Schritt in diese Richtung und ein erstes dickes Ausrufezeichen setzten PARADISE LOST mit dem folgenden und sehr treffend bezeichneten Album “Icon“. Hier wird die Entwicklung und Wandlung weitergetrieben. Das Tempo wird noch einmal etwas gedrosselt, die Riffs werden doomiger und erinnern kaum mehr an die Todesblei-Wurzeln. Auch der Gesang hat sich so weit entwickelt, dass man die Vergangenheit von Nick Holmes als Death Metal-Grunzer kaum mehr wahrnimmt. Das kulminiert dann in solchen richtungsweisenden Kompositionen wie Embers Fire, Remembrance oder Dying Freedom. Aber es ist die eigentliche Stärke des Albums, dass alle Stücke als gelungen bezeichnet werden müssen. Die Lieder profitieren in ihrer Wirkung auf den Hörer auch von der deutlich besseren Produktion des Albums. Hier klingt die Musik endlich groß und erhaben, wie es sich für diese Stilrichtung des Metal gehört. Aber es ist auch die Konsequenz, mit der die Band hier ihren neuen Weg verfolgt, der “Icon“ deutlich über das gute Niveau von “Shades Of God“ hebt. Hier hört man eine Band, die an das glaubt, was sie da macht. Zudem wurden die Songs gestrafft und bleiben allesamt unter fünf Minuten. Dadurch bleiben sie leichter im Ohr hängen und wirken nicht so zerstückelt, wie es zuvor teilweise der Fall war.

Im Jahr 1995 erreichten die Briten mit “Draconian Times“ ihren Zenit. Hier wurde die Mischung aus hartem Metal mit massenkompatiblen Melodien perfektioniert und zu einer Erhabenheit geführt, die selbst PARADISE LOST später nur noch in Ansätzen wieder erreichen sollten. Das Album hielt dem Zahn der Zeit so gut stand, dass die Band es 15 Jahre später komplett aufführte und eine Special Edition des Albums aufnahm. Schon alleine der Opener Enchantment verbindet Melancholie, Finsternis und Härte so perfekt, dass eine Hymne entsteht, die noch Jahrzehnte später als strahlendes Beispiel für Perfektion herhalten kann. Dabei ist es schon fast undenkbar aber wahr, dass ausgerechnet dieser Track nicht als Single herausgebracht wurde. Eine weitere merkwürdige Karriere-Entscheidung der Band. Stattdessen wählten PARADISE LOST The Last Time und Forever Failure aus, beileibe keine schlechte Wahl, aber eben zum einen nicht so zwingend wie Enchantment und zum zweiten durch zahlreiche Charles Manson-Samples in Forever Failure in der Öffentlichkeitswirkung und -Aufnahme nicht ganz problemlos. Aber wenn man ein Album aus der durchaus beeindruckenden Diskographie von PARADISE LOST auswählen sollte, um einem Bekannten, Freund oder Partner die Band nahe zu bringen, dann muss die Wahl zwangsläufig auf “Draconian Times“ fallen. Dieses Album ist eines der Werke, das wirklich in keiner CD-Sammlung fehlen darf, wenn man auf harte Klänge steht.

In den Folgejahren veränderten PARADISE LOST ihre musikalische Richtung noch diverse Male (dies ging sogar so weit, dass man die Alben “One Second“ oder “Host“ um die Jahrtausendwende eher als Elektro denn als Metal bezeichnen kann), bevor sie sich mit ihren Veröffentlichungen seit 2005 wieder mehr in die Metal-Richtung bewegten. Aber man muss ihnen zugute halten, dass sie dabei eigentlich nie ein schlechtes Album hingelegt haben, nur war es manchmal etwas schwer für die Fans, weil sie nie wussten, worauf sie sich einstellen sollten. Aber als Einstieg in die Welt von PARADISE LOST ist dieses Paket geradezu ideal, kann man doch die Entwicklung zu einer der einflussreichsten Bands in ihrem Genre nachvollziehen und bekommt mit “Icon“ und “Draconian Times“ zwei ihrer besten Alben geboten. Als kleine Warnung möchte ich nur hinzufügen: Genuss auf eigene Gefahr, hier besteht erhöhtes Suchtpotenzial!

Marc Langels, 16.10.2012

 

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