ISBN:	978-3-462-04863-6
Umfang:	336 Seiten
Preis:	19,99 € zzgl. Versandkosten

Hierzulande nimmt man Patti Smith wohl nach wie vor in erster Linie als Sängerin war. Die beeindruckende Frau, die Bruce Springsteens Because The Night zum Leben erweckte. Die Punk-Ikone, die dem Rockpalast-Publikum 1979 eine energiegeladene Show lieferte, welche sogar den Klassikern Gloria und My Generation zu neuem Flair verhalf. Und natürlich Ehefrau des MC 5-Gitarristen Fred “Sonic“ Smith, der leider 1994 verstarb.
Damit hätten gewöhnliche Sterbliche schon genug zu tun, aber die Frau, die Ende des Jahres ihren 70. Geburtstag feiert, ist noch weit mehr.

Für Menschen wie Patti Smith wurde der Begriff “Künstlerin“ geschaffen. Sie ist Malerin, Fotografin, natürlich auch Musikerin, Beobachterin, Dichterin, Träumerin…
Sie trinkt leidenschaftlich gern Kaffee, von dem sie bis zu zwei Dutzend Tassen am Tag trinken kann, ohne dass es ihr den Schlaf raubt (vielleicht sind ihrer Träume deshalb oft intensiv?). Sie fotografiert Friedhöfe und Gräber, Tische aus Holz und Stein, die abbruchreife Hütte, in die sie sich am Rockaway Beach (ja, den Strand gibt’s nicht nur in einem RAMONES-Song!) verliebt und die sie erwirbt, Virginia Wolfs Gehstock und vieles mehr.
Sie war, bis zu dessen Auflösung, Mitglied des CDC (Continental Drift Club), eine, wie sie selbst sagt, “undurchsichtige Gesellschaft, die als unabhängiger Ableger der Geowissenschaftsgemeinde fungiert“. Sie ist viel gereist, auch mit ihrem Ehemann Fred Smith. Sie ist eine glühende Anhängerin von Krimi-Serien, wofür sie sich schon mal ein Hotelzimmer in England mietet, um sich ihrer Leidenschaft ungestört hingeben zu können. Bei der Gelegenheit erinnert sie mich wieder an die grandiose Serie “Für alle Fälle Fitz“, mit dem wundervollen Robbie Coltrane in der Titelrolle.

“M Train“ ist keine Biografie im eigentlichen Sinne und folgt auch keiner Chronologie, aber hier erfährt man vielleicht mehr über diese Künstlerin, als in manch anderer Publikation. Ihre “Erinnerungen“, mit der die deutsche Ausgabe untertitelt ist, sind teils so privat, teils so offen und direkt, dass man sich fast vorkommt, als würde man ihr gegenübersitzen. Was eigentlich nicht so sehr verwundert, denn auch bei ihrer Musik hat sie nie große Umwege genommen.
Manchmal, wenn sie von ihren Träumen erzählt, kann man auch mal Schwierigkeiten haben, ihr zu folgen, aber tiefer hat wohl selten jemand in seine Seele blicken lassen. Es ist eine ebenso spannende wie berührende Reise, die man mit Smith‘ “M Train“ unternimmt. Man kann problemlos zwischendurch ein- oder aussteigen, sich ein neues Kapitel aussuchen und wird immer belohnt mit tollen Eindrücken, Erlebnissen, Erfahrungen und erfährt auch als langjähriger Fan noch Einiges über diese tolle Frau.
Auch Anhängern von wunderbar ausdrucksvoller Lyrik zu empfehlen.