Paul Thorn Pimps And Preachers, Blue Rose Records, 2011 |
Paul Thorn | Acoustic & Electric Guitar, Shakers, Mandolin | |||
Jeffrey Perkins | Drums | |||
Doug Kahan | Bass | |||
Bill Hinds | Electric & Acoustic & Slide Guitar | |||
Michael Graham | All Pianos, B3, Mandolin, Tambourine, Baritone Guitar | |||
Kelvin Holly | Acoustic Guitar, Baritone Guitar | |||
Donnie Carpenter | Fiddle | |||
Billy Maddox | Acoustic Guitar | |||
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01. You're Not The Only One | 08. You Might Be Wrong | |||
02. Pimps & Preachers | 09. Buckskin Jones | |||
03. Tequila Is Good For The Heart | 10. I Hope I'm Doing This Right | |||
04. Love Scar | 11. I Don't Like Half The Folks I Love | |||
05. Weeds In My Roses | 12. Nona Lisa | |||
06. Better Days Ahead | 13. That's Life | |||
07. Ray Ann's Shoes | ||||
Nun habe ich im Vorfeld schon so viel Positives über Paul Thorn und sein Album "Pimps And Preachers" gehört und nun ist es dran für die Besprechung. Großartig. Das Papp-Klapp-Cover gefällt mir, die Bilder sind farbenfroh und gut und Paul Thorn macht einen sympatischen Eindruck auf mich. Das beiliegende Booklet setzt diesen Eindruck fort. Okay, mein Bester, dann lass mal hören! - - - Upps? - - - Ich wiederhole das Ganze insgesamt dreimal, jeweils mit einer Pause dazwischen.
Und jetzt? Da muss ich mich aber mal ganz kräftig zurücknehmen, um hier nicht unterzugehen. Also, keine Frage, Rock, Americana, satt - oder doch - alles schon gehört, pomadig, aufgeblasen. Ich denke, hier scheiden sich die Geister in Tag und Nacht. Ein treffliches Album, um mit guten Freunden darüber zu streiten, ob das nun echt gut ist oder ein richtiger Flop. Leider bin ich hier alleine. Ein Album das seit Ewigkeiten nicht mehr solch kontroverse Emotionen bei mir ausgelöst hat!
[Mitnichten bist Du allein, mein lieber Lüder, denn Dein Kollege Frankie hat sich die Scheibe auch zu Gemüte geführt und zeigte sich von Minute Eins an sehr angetan von der Überzeugungskraft und Klasse dieses Songwriters und seiner kongenialen Band. Meine Meinung zu Paul Thorn findest Du weiter unten.]
Höre ich da nun erstklassige Rock-Riffs oder Musikschule 1. Stunde? Sind das "ewige" Text-Themen oder völlig abgedroschene Bilder aus einem Groschenheftchen? Bei einer musikalischen Problembehandlung à la Tequila Is Good For The Heart fühle ich mich ins verflossene Jahrhundert zurück versetzt. Alkoholismus wird auch durch Honky-Tonk nicht gesund. Deutlich anders bei There's Weeds In My Roses. Auch wenn hier ebenfalls die dunkle Seite des Mannes Oberhand gewinnt.
Bei Nona Lisa fällt mir dann gar nichts mehr ein. Zugegeben, ich bin kein Freund von High Heels und Minirock und 'Small Town Divas' gucke ich nicht einmal im Fernsehen zu. Diese Lolita-Poesie ist mir ganz einfach zu platt. Das kann man verpacken wie man will. Und dann wieder die Gegenseite im That`s Life. Nüchtern auf die Realität geblickt, ganz ruhig arrangiert - einfach toll.
So hat der Mann eben mal 13 Titel hingestellt und mir damit gut 50 Minuten meiner Zeit genommen; zugegeben, abgeschaltet habe ich aber auch nicht. Hätte vielleicht mein Abendbrot nebenbei essen sollen. Oder war ich möglicherweise einfach nur sauer, weil die beiden Mädels nicht gekommen sind?
Zum wiederholten Male betrachte ich die Bilder im Booklet, die bleiben sympatisch. Auch der Ausflug ins Internet verdirbt mir diesen Eindruck nicht. Was also mache ich mit diesem Album? Genau, ich werde es noch einmal hören, diesmal aber mit Freunden.
Deine Meinung sei Dir unbenommen, lieber Kollege, doch deine Unentschlossenheit hinsichtlich der Songwriter-Qualitäten des ehemaligen Supermittelgewichtsboxers Paul Thorn kann ich nicht nachvollziehen. Als ich die CD neulich zum ersten Mal hörte, war für mich klar, dass Blue Rose Records mit diesem Mann respektive seiner formidablen Band einen großen Fisch an Land gezogen hat.
Klar, dass hat man alles schon mal ansatzweise (oder auch mehr als das) irgendwo gehört, doch die Art des Vortrags, diese schwer sympathische Raspelstimme Thorns, diese mitten aus dem Leben gegriffenen, oftmals simplen, aber letztlich jeden ansprechenden, Lyrics des aus den Südstaaten stammenden Paul Thorn lassen zumindest mich zu keiner Sekunde kalt. Thorn hat die Gabe, sein bisheriges Leben als zeitweiliger Profiboxer, als Arbeiter in einer Stuhlmanufaktur, vor allen Dingen aber auch seine prägenden Jahre als Sohn eines provinziellen strenggläubigen Südstaaten-Vaters und Neffe eines eher zwielichtigen Onkels in anschauliche und berührende Texte zu gießen. Das hat in manchen Momenten möglicherweise auch etwas Banales oder auch klischeehaftes an sich. Doch das Leben eines Durchschnittsamerikaners aus einer x-beliebigen Kleinstadt der USA sieht nun mal so aus. Hier zeigt sich Paul Thorn durchaus am Puls der Zeit und wirkt sehr authentisch und unverkrampft. Das macht ihn schwer sympathisch, weil es ihn als Musiker mit persönlicher Vision auszeichnet. Da steht Thorn gar nicht mal so weit weg von Bruce Springsteen.
Paul Thorn darf sich außerdem glücklich schätzen so eine geile Band in seinem Rücken zu wissen. Die Akkordstrukturen und die Arrangements mögen zunächst simpel oder auch etwas klischeebehaftet daherkommen, aber ganz streng genommen tun sie das bei vielen vergleichbaren Roots-Musikern ebenfalls, ohne jedoch einen Funken Langeweile zu versprühen. Musikalisch betrachtet bewegen sich Paul Thorn und seine Kumpels im weiten Umfeld solcher Künstler wie Jakob Dylans Wallflowers, Frank Carillo & The Bandoleros, Will Hoge, Todd Thibaud, Tom Gillam, Edwin McCain, Tom Petty & The Heartbreakers, Shawn Mullins et al. Wer sich im Kreise dieser Namen wohlfühlt, wird sich mit Paul Thorn garantiert auch anfreunden können.
Insbesondere dann, wenn man sich die mitgelieferte Konzert-DVD der 'Special Edition'-Ausgabe anschaut, wo Thorn und seine Mannen einen absolut überzeugenden und stimmungsvollen Live-Gig aus Birmingham/Alabama aus dem Jahre 2005 anbieten, der genau die Jungs und ihre Fähigkeiten ins rechte Licht rückt, die auch auf dem aktuellen Album "Pimps And Preachers" ihr Können beweisen. Diese Combo ist absolut tight und groovt bestechend, hat alles drauf in Sachen Southern Roots, Country, Pop, Rock und Funk. Gitarrist Bill Hinds hinterlässt mit seinem gefühlvollen und sehr geschmackvollem Spiel den nachhaltigsten Eindruck und zeigt sich zudem als furioser Slide-Spieler mit ähnlichen Qualitäten wie Blue Rose Label-Kollege Tom Gillam. Einfach klasse.
Wer sich also angesprochen fühlt und Paul Thorn diese mehr als verdiente Chance geben möchte, der möge sich doch bitte die Ausgabe mit der beigefügten DVD besorgen. Das nenne ich Vollbedienung. Und wenn im Winter wieder die Blue Rose Weihnachtsparty stattfindet. sollte sich Labelchef Edgar Heckmann überlegen, ob er einen gewissen Paul Thorn vielleicht sogar als Top-Act einlädt.