Pendragon Passion, Madfish Music, 2011 |
Nick Barrett | Gesang, Gitarre & Keyboards | |||
Clive Nolan | Keyboards & Gesang | |||
Peter Gee | Bass | |||
Scott Higham | Schlagzeug & Gesang | |||
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01. Passion | 05. It's Just A Matter Of Not Getting Caught | |||
02. Empathy | 06. Skara Brae | |||
03. Feeding Frenzy | 07. Your Black Heart | |||
04. This Green And Pleasant Land | ||||
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Er ist wirklich konsequent, der Herr Barrett. Die Entwicklung, die sich auf den letzten PENDRAGON-Alben bereits abzeichnete, setzt er auf “Passion“ konsequent fort. Das bedeutet: die Band verabschiedet sich vom seichteren Prog-Rock der Früh-Phase und lässt jetzt die Gitarren immer wieder etwas heftiger von der Leine. Zudem wird auf modernere Sounds gesetzt, anstatt sich auch sound-technisch nur an PINK FLOYD zu hängen. Und ich gestehe, diese Entwicklung gefällt mir sehr gut.
Denn gerade die frühen Songs waren mir einfach zu wenig spannend, dienten bei mir eher als Hintergrundmusik und konnten mich nie fesseln. Und so hatte ich die Band eigentlich schon nicht mehr auf der Liste, bis mich ein Freund mit dem letzten Opus “Pure“ beehrte. Ich konnte kaum glauben, dass das PENDRAGON waren, die hier mit großer Spielfreude und der nötigen Härte aus meinen Boxen lärmten. Insofern war ich voller gebannter Vorfreude, als sich bereits nach kurzer Wartezeit das neue Werk “Passion“ ankündigte. Würden PENDRAGON wieder in alte Muster verfallen oder würden sie den Weg konsequent fortsetzen?
Zum Glück machen Nick Barrett (Gesang & Gitarre), Clive Nolan (Keyboards, ARENA), Peter Gee (Bass) und Scott Higham (Schlagzeug) auf “Passion“ aus meiner Sicht alles richtig. Die Stücke decken die gesamte Bandbreite des Prog ab: harte Gitarren, sphärische – fast schon hypnotische – Keyboards, treibende Schlagzeug-Arbeit und groovige Bass-Figuren auf der einen Seite, dann aber auch verträumte Gitarren-Soli, verspielte Klavier-Parts und eine Überfülle an Harmonie und Melodie – eben typisch PENDRAGON. Aber heute stehen eben diesen harten Passagen mehr im Vordergrund als das PINK FLOYD-ische der Vergangenheit.
Nick Barrett wird in diesem Leben sicherlich kein begnadeter Sänger, aber auf “Passion“ liefert er eine durchaus beachtliche Leistung ab. Seine vokale Reichweite ist beschränkt und innerhalb dieser Limits bewegt er sich mittlerweile sehr geschmackssicher, ohne allzu oft zu langweilen. Dabei wird er auch stellenweise vom Sänger zum Shouter und das passt sogar recht harmonisch ins Erscheinungsbild des Albums. Aber seine Stärke liegt weiter im geschmackvollen Gitarren-Spiel, das er auch auf “Passion“ wieder formvollendet präsentiert.
Und was soll ich sagen: jetzt gefallen mir auch die früher eher verschmähten PENDRAGON-typischen Stücke wie etwa das ruhige This Green And Pleasant Land wesentlich besser, weil sie einen Kontra-Punkt setzen zu den harten Gitarren von etwa Passion, Feeding Frenzy und Skara Brae. Gerade zuletzt genannter Song ist das Highlight des Albums. Mit einem grandios-einfachen Gitarren-Lick, das immer wieder wiederholt wird und den Zuhörer in den Song hineinsaugt, sowie den sphärisch-ruhigen Zwischenparts, bei denen auf der Gitarre aber dennoch immens viel passiert, gefällt mir der Song persönlich am besten auf der ganzen Platte. Anleihen bei PORCUPINE TREE sind dabei sicherlich nicht von der Hand zu weisen, aber der Track ist einfach Spitze und hätte auch ideal zu Steve Wilsons Band gepasst.
Die vorliegende Special Edition kommt mit einer DVD, auf der in knapp 81 Minuten die Entstehung von “Passion“ skizziert wird. Titel: “A Handycam Progumentary“. Und was man bei dieser Überschrift befürchtet wird wahr. Man muss/darf 80 Minuten dabei zusehen, wie hauptsächlich Nick Barrett in die relativ statische Kamera spricht, ein paar Beispiele dafür liefert, wie ein PENDRAGON-Song entsteht und einen Einblick in die Studio-Arbeit gibt. Angereichert mit einigen wenigen Live-Sequenzen von der letzten Tour und einem Frage-und-Atwort-Teil, in dem die Musiker (wieder überwiegend Barrett) Auskunft über alle möglichen Fragen zur Band und zur Musik geben. Dieses Teil gehört in die Kategorie einmal geschaut und dann nie wieder. Schade eigentlich, da wäre mehr drin gewesen, aber wahrscheinlich nicht im Budget.
Man merkt der Band an, dass sie dieses Mal mit wahrer Leidenschaft, also Passion an die Arbeit gegangen ist. Wo “Pure“ die Essenz – das Pure - der Band neu festlegte und definierte gehen PENDRAGON jetzt einen Schritt weiter. Das mag für die Fans der alten PENDRAGON sicher ein harter Schritt sein, aber die Band musste meiner Meinung nach aus diesem Fahrwasser als fast reine PINK FLOYD-Tribute-Band heraus, um eine größere Eigenständigkeit zu erlangen. Und das ist ihnen sowohl mit dem Vorgänger “Pure“ und in noch größerer Weise nun mit “Passion“ gelungen.