Peter Wolf A Cure For Loneliness, Concord Records, 2016 |
Peter Wolf | Vocals, Harp | |||
Duke Levine | Guitars, Mandolin | |||
Kevin Barry | Guitar | |||
Larry Campbell | Guitar, Fiddle, Pedal Steel | |||
Paul Bryan, Marty Ballou, Tony Garnier | Bass | |||
Kenny White | Keyboards | |||
Shawn Pelton, Tom Arey | Drums | |||
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01. Rolling On | 07. Some Other Time Some Other Place | |||
02. It Was Always So Easy | 08. It's Raining | |||
03. Peace Of Mind | 09. Love Stinks | |||
04. How Do You Know | 10. Mr. Mistake | |||
05. Fun For A While | 11. Tragedy | |||
06. Wastin' Time | 12. Stranger | |||
Ab einem gewissen Alter spinnt man sich keine wahnsinnig großen Pläne mehr zurecht. Da geht's nur noch um's aufrechte Weitermachen. Dazu kommt eine gewisse ehrfürchtige Dankbarkeit, dass man überhaupt so weiter arbeiten darf wie man's möchte, wie man's über Jahrzehnte gewohnt war. Auch bei Peter Wolf, dem ex- J.GEILS BAND Sänger, heißt es dann nur noch Rolling On, solange einen die morschen Knochen noch tragen. Raus auf die Straße, ab auf die Bühne.
Peter Wolf wurde dieser Tage stattliche 70 und gestaltete seine letzten 50 Jahre ganz bestimmt nicht nach den Regeln eines frommen Chorknaben (It Was Always So Easy). Die Furchen in seinem Gesicht verbirgt der alte Schwerenöter gerne hinter einer großen Sonnenbrille. Und ein paar dieser Falten bergen natürlich auch den Stoff für seine Songtexte. Peter der Wolf hat uns schon noch einige Stories zu erzählen. Für musikinteressierte Leute ab 45 und darüber hinaus genau der richtige Stoff. Sowohl was die Lyrics als auch was die Musik angeht.
Das schießt nicht mehr mit ganz so viel Adrenalin und Testosteron in die Blutbahn wie einst in den Siebzigern bei der ach so feisten und wilden J.GEILS BAND (remember WDR Rockpalast-Nacht?). Doch die souveräne Lässigkeit von Wolfs Band, dieses im wahrsten Wortsinne allgegenwärtige, coole laid back Feeling ist gleichwohl dazu in der Lage, Dich mächtig anzutörnen.
Peter Wolf zelebriert mit seinen straßenerprobten Kumpels so eine Art Americana, pflückt sich überall ein paar saftige und fleischige Früchte und lässt in der Gewissheit schon alles erlebt zu haben, den süffig-süßen Saft durch seine trockene Kehle rinnen. Währenddessen schmettert er Sätze wie: "How do you know how far to go until you get too far." Da weiß wohl jemand, wovon er singt.
Wolf flattert im schunkelnden Country-Style über Wiesen und Weiden, stapft später beschwipst Richtung Theke, verliert sich in alten Schwarzweiß-Fotos und schnieft ein wenig nostalgietrunken in sein mexikanisches Bier, während die Pedal Steel Guitar im brüderlichen Mitgefühl versinkt (Fun For A While).
Wolfs üppig blühendes Eigengewächs Wastin' Time klingt so eindringlich wie ein liegengebliebener Klassiker aus Bob Dylans Küchenschublade. Hätte Some Other Time, Some Other Place 1978 schon existiert, wäre er bestimmt auf Jackson Brownes "Running On Empty"-Platte gelandet. Mandoline, Fiddle, Mundharmonika, fast wie damals im Bus. Dann streichelt uns der gute Peter noch liebevoll über die Wange und haucht uns mit It's Raining einen sanften Southern-Soul Kuss auf die Stirn. Besser geht's kaum.
"A Cure For Loneliness" entwickelt sich über die Wochen zu einem dieser treuen Alben, die man zunächst als etwas unspektakulär empfindet, die im Laufe der Zeit jedoch wachsen und prächtig erblühen, um dir mühelos die eine oder andere triste Stunde mit viel Herz und Seele zu füllen. Ganz fabelhaft.