Phil Brown Live In Seattle, Grooveyard Records, 2012 |
Phil Brown | Gesang & Gitarre | |||
Brent Anthony | Bass & Gesang | |||
Steve Fitzgerald | Schlagzeug & Gesang | |||
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01. Goodbye Pork Pie Hat | 09. La-Lah Land | |||
02. Manic Depression | 10. Rollin' And Tumblin' | |||
03. Purple Haze | 11. Heaven | |||
04. I Don't Live Today | 12. If 6 Was 9 | |||
05. You Got Me Floatin' | 13. Voodoo Child | |||
06. One Rainy Wish | 14. Spanish Castle Magic | |||
07. Love Or Confusion | 15. BBQ | |||
08. Fire | ||||
Jimi Hendrix war ein Gitarren-Gott, der mit seiner Art zu spielen nicht nur zahlreiche Musik-Genres von Rock, über Blues bis hin zum Pop beeinflusst hat, sondern der auch für viele Musiker der Grund war, selber ein Instrument (zumeist die Gitarre) zu lernen, eine Band zu gründen und selber Musik zu machen und zu schreiben.
Einer dieser Musiker, die erst durch Hendrix richtig zur Musik kamen, ist der Amerikaner Phil Brown, der unter anderem schon in den 1980ern mal bei LITTLE FEAT aktiv war und auch schon bei einem KOOL & THE GANG-Album die Saiten zupfen durfte. Bereits 2008 veröffentlichte Brown auch schon ein Album mit seinen Versionen von Hendrix-Kompositionen.
Und nun also ein Live-Album. Dabei sind nur elf der 15 Songs von Hendrix, eines von Charles Mingus (Goodbye Pork Pie Hat), dem Traditions-Blues Rollin’ And Tumblin’ (im Original entweder von Hambone Willie Newborn oder McKinley Morganfield, besser bekannt als Muddy Waters) und drei eigenen Songs (La-Lah Land, Heaven & BBQ).
Aber im Mittelpunkt des Abends stehen Hendrix und seine Songs. Dabei fällt schon beim ersten, nämlich Manic Depression, auf, dass Brown die Songs sehr eigenwillig interpretiert, so dass das Original fast kaum mehr erkennbar ist. Brown nutzt zum Teil eher Fragmente der Musik wie Akkorde oder kurze Licks, einzig die Gesangsmelodien bleiben dem Original getreu erhalten. Das macht es für eingefleischte Hendrix-Fans manchmal etwas schwer erträglich. Denn in dieser Form erkennt man die Stücke kaum wieder.
Dabei ist Brown rein instrumental über alle Zweifel erhaben, er lässt die Finger flitzen, dass es schon wirklich beeindruckend ist. Aber ich finde persönlich keinen konstanten Zugang zu dieser Art des Tributs. Klar, manche Passage imponiert mir schon, einige Ideen und Variationen gefallen mir auch sehr gut, zumal ich froh bin, dass er ein mittlerweile totgecovertes Stück wie Little Wing außen vor lässt und stattdessen Stücke wie You Got Me Floatin’ (inklusive eines kurzen Roxanne-Zitats) oder If 6 Was 9 zu ihrem Recht kommen lässt.
Seine eigenen Stücke auf dem Album La-Lah Land, Heaven und BBQ klingen verglichen mit den anderen Songs schon eher zahm und konventionell. An ihnen experimentiert Brown offenbar auch nicht so stark herum wie an den Hendrix-Kompositionen. Dadurch wirken sie wie kleine Ruhepunkte in einem sonst sehr aufwühlenden Live-Set.
Man kann den Mut von Phil Brown bewundern, in der Heimatstadt von Hendrix dessen Songs so zu zerpflücken – auch wenn das ein Tribut ist. Aber ich denke, den meisten Hendrix-Fans wird es ebenso schwer fallen wie mir, die Schönheit der Original-Kompositionen in den Brown-Variationen wiederzufinden, zu fahrig, zu angestrengt und anstrengend sind die Stücke trotz aller technischer Brillanz des Interpreten ausgefallen. In diesem Fall bin ich versucht, von einer verpassten Chance zu sprechen.