Phil Collins

No Jacket Required (Deluxe Edition) - Testify (Deluxe Edition)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 13.04.2016
Jahr: 2016
Stil: Pop

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Redakteur(e):

Marc Langels


Phil Collins
No Jacket Required (Deluxe Edition) - Testify (Deluxe Edition), Warner Music, 2016
Phil CollinsGesang, Keyboards, Kalimba, Schlagzeug & Percussion
Daryl StuermerGitarre
David FrankKeyboards & Mini Moog Bass ("No Jacket Required")
Lee SklarBass ("No Jacket Required")
The Phoenix HornsTrompete, Posaune, Saxophon ("No Jacket Required")
Gary BarnacleSaxophon ("No Jacket Required")
Don MyrickSaxophon ("No Jacket Required")
Arif MardinStreicher ("No Jacket Required")
StingGesang ("No Jacket Required")
Peter GabrielGesang ("No Jacket Required")
Helen TerryGesang ("No Jacket Required")
Nick Glennie-SmithKeyboards ("No Jacket Required")
Tim PierceGitarre ("Testify")
James SangerProgramming ("Testify")
Paul BushnellBass ("Testify")
Jamie MuhoberacKeyboards ("Testify")
Eric RiglerUillean Pipes ("Testify")
Produziert von: Phil Collins & Hugh Padgham ("No Jacket Required") / Phil Collins & Rob Cavallo ("Testify") Länge: 226 Min 11 Sek Medium: CD
"No Jacket Required" (Disc 1) (50:47)
01. Sussudio07. Who Said I Would
02. Only You Know And I Know08. Doesn't Anybody Stay Together Anymore
03. Long Long Way To Go09. Inside Out
04. I Don't Wanna Know10. Take Me Home
05. One More Night11. We Said Hello Goodbye
06. Don't Lose My Number
"No Jacket Required" (Disc 2) (70:43)
01. Sussudio (Live)08. Doesn't Anybody Stay Together Anymore (Live)
02. Don't Lose My Number (Live)09. One More Night (Live)
03. Who Said I Would (Live)10. Take Me Home (Live)
04. Long Long Way To Go (Live)11. Only You Know And I Know (Demo)
05. Only You Know And I Know (Live)12. One More Night (Demo)
06. Easy Lover (Live)13. Take Me Home (Demo)
07. Inside Out (Live)
"Testify" (Dsic 1) (57:21)
01. Wake Up Call07. This Love This Heart
02. Come With Me08. Driving Me Crazy
03. Testify09. The Least You Can Do
04. Don't Get Me Started10. Can't Stop Loving You
05. Swing Low11. Thru My Eyes
06. It's Not Too Late12. You Touch My Heart
"Testify" (Dsic 2) (47:20)
01. High Flying Agel (B-Side)06. Come With Me (Live)
02. Crystal Clear (B-Side)07. It's Not Too Late (Live)
03. Hey Now Sunshine (B-Side)08. Can't Stop Loving You (Live)
04. TV Story (B-Side)09. It's Only Loving (Demo)
05. True Colors (Live Rehearsal)10. Tearing And Breaking Down (Demo)

Willkommen zur dritten Runde der großen Phil Collins-Retrospektive. Dieses Mal mit zwei sehr gegensätzlichen Alben aus dem umfassen Oeuvre des Meisters. Da wäre zum einen das dritte Solo-Werk “No Jacket Required“ aus dem Jahr 1985, das mit mehr als 24 Millionen verkauften sein zweiterfolgreichstes ist (nur das folgende “…But Seriously“ schaffte noch zwei Millionen mehr abzusetzen). Auf der anderen Seite erscheint auch eine neue Version von “Testify“ seinem bislang vorletzten Solo-Werk, das es seit seinem Erscheinen im Jahr 2002 „nur“ auf Absatzzahlen von fünf Millionen brachte – und damit schon fast zu den „Flops“ in der Diskographie des Meister zählt.

Beginnen wir aber mit dem, wie ich finde, perfekten Pop-Album “No Jacket Required“. Hier zeigt sich Collins von seiner besten Seite, etwa rockig, mit leicht funkigen, Bläser-befeuerten Nummern, die zudem sofort ins Ohr gehen, wie zum Beispiel die beiden Top-Hits Sussudio und Don’t Lose My Number aber auch meine persönlichen Favoriten Only You Know And I Know und Inside Out. Aber auch die Balladen sind Volltreffer, wenn auch One More Night die anderen ruhigen Nummern etwas durch seine Bekanntheit überstrahlt. Dabei war das Lied bei seiner Veröffentlichung bei Kritikern nicht unumstritten. Keegan Hamilton von der Riverfront Times nannte es das schlechteste Lied des Albums, Robert Hilburn von der Los Angeles Times störte sich daran, dass Collins souliger Gesangs-Stil nicht zu dem Song passe und Isaac Gruzman von den New York Daily News fand es „zu schnuffelig“. Das störte die Käufer nicht, in den USA kam der Song auf Platz 1, in Großbritannien reichte es für Rang 4 und in Deutschland immer noch gerade so für die Top Ten.

Aber Phil Collins war ja noch nie ein Musiker für die Kritiker – und würde es im Verlaufe seiner Solo-Karriere auch nicht mehr werden. Dabei musste jedem Hörer klar sein, dass im Prinzip auf “No Jacket Required“ jeder der elf Songs ein kleiner Hit ist, so hätte etwa Doesn’t Anybody Stay Together Anymore, in dem Collins mal wieder seine Scheidung und die seines Managers verarbeitet, zum Beispiel für die SIMPLE MINDS sicher einen Chart-Erfolg abgeworfen. Zudem gelang es Collins für einige der Songs sehr prominente Unterstützung zu gewinnen. So hört man bei Long Long Way To Go STING im Chor, der ja gerade erst bei THE POLICE ausgestiegen war. Für den Track Take Me Home schaffte es Collins sogar zusätzlich noch seinen früheren GENESIS-Mitstreiter Peter Gabriel ins Studio zu locken. Das Album erreichte umgehend in den USA, Großbritannien und Deutschland Platz Eins der Charts und verkaufte sich sogar schneller als “Thriller“ von Michael Jackson, dem meistverkauften Album aller Zeiten.

Für die wieder einmal prall gefüllte Bonus-CD greift man wieder auf den reichlichen Fundus an Live-Aufnahmen und Demo-Versionen. Ganze zehn Live-Aufnahmen hat Collins für diese Veröffentlichung ausgewählt, darunter neun, die auch auf der ersten CD als Studio-Versionen zu finden waren. Es fehlen nur I Don’t Wanna Know sowie We Said Hello Goodbye. Aber dafür ist Easy Lover enthalten, der Hit, den Collins gemeinsam im Duett mit Philip Bayley von EARTH, WIND & FIRE feierte. Dabei macht sich einmal mehr die exzellente Live-Band bezahlt, die Collins immer für seine Tourneen engagiert hatte. Sie bringen die Nummern mit viel Gefühl aber auch einer Menge Feuer und dabei immer genau auf den Punkt. Insbesondere die Live-Variation von Doesn’t Anybody Stay Together Anymore ist aber interessant, weil sie ein anderes Feeling transportiert, als die auf dem Studio-Werk. Da wäre man schon gerne einmal live dabei gewesen, insbesondere auf den frühen Konzertreisen. Außerdem runden drei Demo-Versionen den Silberling ab und verdeutlichen, dass sich die ersten Ideen eines Songs schon etwas von dem unterscheiden können, was dann später im Studio aus dieser Roh-Skizze entsteht.

Diese Deluxe Edition mit etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit zeigt überdeutlich, warum “No Jacket Required“ eines der erfolgreichsten Pop-Alben aller Zeiten ist. Hier passt einfach alles, die Songs, der Sound, die nötige Abwechslung – etwas, woran manches spätere Album kranken sollte – hier ist alles vorhanden. Und auch nach mehr als 30 Jahren klingt das Werk nicht angestaubt, die Lieder sind zeitlos und nicht antiquiert. Hätte Collins hiernach weiterhin nur noch solche Scheiben dieser Güteklasse produziert, dann würde man heute wahrscheinlich nicht von Michael Jacksonals „King Of Pop“ reden (wobei der ja auch nie wieder an “Thriller“ heranreichen konnte) sondern diesen Titel vielleicht an Collins vergeben. Aber das ist im Nachhinein eine müßige Überlegung.

Das zweite Album, das nun überarbeitet und „aufgepeppt“ erscheint, zeigt denn auch eine andere, die ruhigere Seite von Phil Collins. Man könnte auch sagen, die altersmilde Seite, gehört “Testify“ doch ebenso wie zu den Spätwerken. Es folgt eher dem etwas simpleren Ansatz des Songwritings. Die meisten Songs auf dem Album folgen dem typischen Schema Strophe/Refrain/Strophe/Refrain. Dazu ist der Grundton des Albums eher ruhig und balladesk ausgefallen.

Aber mit Balladen hat Phil Collins ja seine gesamt Karriere über ein mehr als glückliches Händchen bewiesen. Von daher muss das ja nicht bedeuten, dass “Testify“ ein schlechtes Album ist – und das ist es auch nicht, so viel sei schon mal vorweg verraten. Allerdings fehlt ein wenig das mitreißende Element, weil es eben auch kaum eine etwas zügigere Nummer auf diesem Werk zu hören gibt, wie die weiter oben erwähnten Sussudio oder Don’t Lose My Number. Hier sind es der Titel-Track oder der vielleicht bekannteste Hit des Albums, Can’t Stop Loving You, die mal ein wenig beim Tempo und der Lautstärke anziehen.

Vielmehr wird das Album von Stücken der Marke Swing Low, It’s Not Too Late oder This Love This Heart dominiert, die auch noch alle hintereinander auf dem Album kommen. Es sind alle für sich betrachtet sehr eingängige aber auch sehr schön arrangierte Balladen, die aber in dieser Häufung doch alle etwas zu ähnlich konzipiert und komponiert sind und daher dann selbstverständlicherweise zu gleich klingen. Und eine Kinderlied-ähnliche Melodie wie zu Beginn von Come With Me hätte ich bei Collins wirklich nicht erwartet. Hier wäre es wirklich hilfreich gewesen, ein paar anders gelagerte Lieder zu komponieren (oder aber komponieren zu lassen, das ist ja in der Pop-Branche durchaus üblich), die das Gesamt-Ergebnis aufgewertet hätten.

Zum „aufpeppen“ ist in diesem Fall dann ja die zweite CD da, allerdings fällt die auch überwiegend ruhig aus. Einzig das auch vom Tempo nur mäßig rockende TV Story hätte davon der ersten CD etwas mehr Drive verleihen können. Und Phil Collins gesteht in den liner notes, dass das Stück, zusammen mit High Flying Angel hätte auf der CD sein sollen. Der Hinhörer der zweiten Scheibe ist hingegen das Cover des Cindy Lauper-Klassikers True Colors. Mitgeschnitten bei den Proben für die Live-Show schaffen es insbesondere die Sänger, denn von ihren Stimmen wird das Stück weitestgehend getragen, eine neue Gänsehaut-Atmosphäre für dieses eigentlich bekannte Lied zu kreieren. Aber leider kommt ansonsten wenig wirklich Überzeugendes. Natürlich sind die Live-Stücke wieder prima gespielt, aber die Lieder können nicht ganz den hohen Standard erfüllen, den man bei Phil Collins-Songs anlegt.

Die Deluxe Editionen von “No Jacket Required“ und “Testify“ zeigen zwei Extreme der Solo-Karriere des Musikers. Das erste Album ist ein wahrer Klassiker, der nun aber mal wirklich in jede ernstzunehmende Sammlung der Pop-Musik gehört und der hier durch das Bonus-Material auf der zweiten CD noch zusätzlich aufgewertet wird. Verglichen damit kann “Testify“ natürlich nicht im entferntesten mithalten. Es ist eher ein Album für Komplettisten und für all diejenigen, die auf Phil Collins-Balladen stehen. All diejenigen, die aber die Solo-Werke des GENESIS-Frontmannes entdecken wollen, müssen eher mit den Deluxe-Editionen von “Hello… I Must Be Going“, “No Jacket Required“ und der noch erscheinenden Version von “…But Seriously“ beginnen.

Marc Langels, 12.04.2016

 

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