Phil Manzanera

The 801 Series

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.10.2009
Jahr: 2009
Stil: Progressive Rock

Links:

Phil Manzanera Homepage



Redakteur(e):

Michael Koenig


Phil Manzanera
The 801 Series, Expression Records/Rough Trade, (1976, 2001, 2002) 2009
801 Live Collector's Edition:
Phil ManzaneraGuitar
(Brian) EnoVocals, Synthesizer, Guitar, Tapes
Lloyd WatsonSlide Guitar, Vocals
Francis MonkmanFender Rhodes, Clavinet
Bill MacCormickBass, Vocals
Simon PhillipsDrums, Rhythm Box
801 Manchester:
Phil ManzaneraGuitar
Dave SkinnerKeyboards, Vocals
Simon AinleyGuitar, Vocals
Bill MacCormickBass, Vocals
Paul ThompsonDrums
Guests:
Andy MackaySaxophones, Oboe
Lol CremePercussion, Backing Vocals
Kevin GodleyPercussion, Backing Vocals
801 Live @ Hull:
Phil ManzaneraGuitar
Dave SkinnerKeyboards, Vocals
Simon AinleyVocals, Guitar
Bill MacCormickBass, Vocals
Paul ThompsonDrums
Eddie JobsonElectric Violin
801 Latino:
Phil ManzaneraGuitar, Lead Vocals on Track 10, Backing Vocals, Percussion
Augusto EnriquezLead Vocals, Acoustic Guitar on Track 10
Aldo Lopez GavilanElectric Piano
Carlos "Mosca" ValdezDrums, Percussion, Lead Vocals on Track 05
YamileLead Vocals, Percussion
Chucho MerchanBass, Backing Vocals, Percussion
Produziert von: Phil Manzanera Länge: 322 Min 59 Sek Medium: CD
801 Live Collector's Edition (114 Min 27 Sek):
CD 1 (55 Min 53 Sek):
Queen Elizabeth Hall, London - 03.09.1976:
01. Lagrima07. The Fat Lady Of Limbourg
02. T.N.K. (Tomorrow Never Knows)08. Baby's On Fire
03. East Of Asteroid09. Diamond Head
04. Rongwrong10. Miss Shapiro
05. Sombre Reptiles11. You Really Got Me
06. Golden Hours12. Third Uncle
CD 2 - Bonus CD (58 Min 34 Sek):
Shepperton Studios at Rehearsels - 23.08.1976:
01. Lagrima07. Baby's On Fire
02. T.N.K. (Tomorrow Never Knows)08. Diamond Head
03. East Of Asteroid09. Miss Shapiro
04. Rongwrong10. You Really Got Me
05. Sombre Reptiles11. Third Uncle
06. The Fat Lady Of Limbourg12. Lagrima (Reprise)
801 Manchester (77 Min 35 Sek):
01. T.N.K.08. That Falling Feeling
02. Flight 1909. Diamond Head
03. Listen Now10. Out Of The Blue
04. Law And Order11. Remote Control
05. Que12. Miss Shapiro
06. City Of Light13. You Really Got Me
07. Initial Speed
801 Live @ Hull (78 Min 29 Sek):
01. Lagrima08. That Falling Feeling
02. T.N.K.09. Without Your Love
03. Flight 1910. Diamond Head
04. Listen Now11. Out Of The Blue
05. Law And Order12. Remote Control
06. City Of Light13. Miss Shapiro
07. Initial Speed14. You Really Got Me
801 Latino (52 Min 28 Sek):
01. Castellano (Que Bueno Baila Usted)07. Hasta Siempre
02. Mama Hue08. Flor De Azalea/Yo Soy De La Habana
03. Yolanda09. Mirarse Por Adentro
04. Son De La Loma10. Rayo De Bala
05. El Bodeguero11. Bacalao Con Pan
06. La Noche/Corcovado

Der britische Musiker und Produzent Phil Manzanera (geboren als Philip Geoffrey Targett-Adams, Mutter Kolumbianerin, Vater Engländer) dürfte den allermeisten Rockmusikfreunden, zumindest den älteren unter ihnen, durch seine Tätigkeit als Gitarrist bei den Artrockern ROXY MUSIC ein Begriff sein. Daneben arbeitet(e) er außerdem noch mit so namhaften Leuten der Rockmusikszene wie Steve Winwood (ex-SPENCER DAVIS GROUP, ex-TRAFFIC, ex-BLIND FAITH), David Gilmour (PINK FLOYD), John Cale (ex-THE VELVET UNDERGROUND), Godley & Creme (ex-10CC), Nico (ex-THE VELVET UNDERGROUND), John Wetton (ASIA, ex-ROXY MUSIC, WETTON DOWNES, ex-KING CRIMSON), Brian Eno (ex-ROXY MUSIC) und vielen weiteren zusammen. Weniger bekannt sein dürfte dagegen, dass er im Jahre 1976 mit Mitte Zwanzig das nicht übermäßig langlebige Nebenprojekt 801 (dieser Name bezieht sich auf den Eno/Manzanera-Song The True Wheel von Brian Enos 1974er Soloalbum ’Taking Tiger Mountain [By Strategy]’) begründete. Das Line-up war nicht wirklich stabil, da es mitunter zu erheblichen Personalwechseln kam. Ihm gehörten sowohl diverse Mitglieder seiner Stammformation, als auch Musiker die dort nicht oder nicht mehr spielten und solche, die Manzanera von Studioproduktionen her kannte, an. Außerdem ließ die Truppe sich nicht auf einen bestimmten Stil festlegen, sondern war zunächst in den Musikbereichen Psychedelic Rock, Prog Rock und später dann auch Latino aktiv.
Vor kurzem erfuhren vier Konzertmitschnitte von Manzanera & Co. unter dem Oberbegriff ’The 801 Series’ eine remasterte Neuauflage.

801 brachten es in ihrem Gründungsjahr lediglich auf ganze drei Shows. Diese fanden allesamt im Vereinigten Königreich, nämlich in Cromer, Norfolk (zum Aufwärmen), beim berühmten Reading Festival und zum Abschluss am 03. September in der Londoner Queen Elizabeth Hall, statt. Der zuletzt genannte Gig wurde auf dem legendären Album ’801 Live’ vom 29. Oktober 1976 dokumentiert. Die Scheibe erschien bereits wiederholt in digitalisierter Form. Die aktuelle und erweiterte Neuausgabe davon trägt die Bezeichnung ’801 Live Collector’s Edition’ und besteht aus zwei Tonträgern.
Disc 1 bietet das betreffende Gastspiel. Dem Profi Phil Manzanera steht mit dem ehemaligen ROXY MUSIC-Mitglied Brian Eno, Lloyd Watson, Francis Monkman (ex-CURVED AIR), Bill MacCormick und Simon Philips eine zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls recht junge, äußerst versierte Truppe zur Seite. Das im Psyhedelic Rock und dem Prog Rock angesiedelte Programm berücksichtigt natürlich hauptsächlich Material aus dem Schaffen Manzaneras. Daneben kommen die von Brian Eno verfassten Stücke The Fat Lady Of Limbourg, Baby’s On Fire und Third Uncle zu Ehren. Außerdem covert man unter der abgekürzten Bezeichnung T.N.K. recht ausgiebig und gelungen Tomorrow Never Knows, eine THE BEATLES-Nummer und nicht so ganz überzeugend, was hauptsächlich am schrägen und nicht wirklich passenden Gesang liegt, You Really Got Me von THE KINKS. Insgesamt liefert die Mannschaft, gemäß ihrem großen Können, aber eine ganz vorzügliche Leistung ab, egal ob es sich um rein instrumentale Tunes oder Tracks mit Gesang handelt. Alles ist nahezu perfekt ausbalanciert und macht, trotz der teilweise verschachtelten Melodien, teilweise ausufernden Soli und Improvisationen, einen harmonischen Eindruck. Das ist anspruchsvolles, kurzweiliges und ganz großes Kino für die Ohren.
Auf CD 2 kann man sich als Bonus eine Probe aus den Shepperton Studios, die dort am 23. August 1976 stattfand, anhören. Die Setlist entspricht fast vollständig der des Konzertes. Lediglich Golden Hours fehlt und wird durch Lagrima (Reprise) ersetzt. Manche Tracks sind länger, manche dafür kürzer als auf dem ersten Rundling. Einen zusätzlichen Anreiz dürften die alternativen bzw. härteren Versionen verschiedener Kompositionen und die letztlich doch veränderte Atmosphäre darstellen.
’801 Live’ verdankt seinen weltweiten Erfolg sicherlich in erster Linie der absolut hervorragenden Soundqualität. Es wurde als eines der ersten Live-Alben, das mit dem damals neuen Verfahren der Direct Injection (DI) aufgenommen. Die eigentlich gar nicht wirklich vorhandene Konzertatmosphäre spricht nämlich nicht gerade für diese Veröffentlichung. Die Leute sind längst nicht immer präsent und die Musiker suchen so gut wie keinen Kontakt zum Publikum. So punktet auch diese neue Edition in allererster Linie mit dem Topklang in Sachen Musik.

’801 Manchester’ entstand am 11.02.1977 bei einem Konzert in der dortigen Universität während der Tour zu Manzaneras Soloalbum ’Listen Now’, das er mit Hilfe von 801-Mitgliedern einspielte. Vermutlich gibt es auch von diesem Album eine oder mehrere ältere Ausgaben, da im Infozettel der Promoagentur auch bei ihm von digitalem Remaster und neuer Verpackung die Rede ist. Unter dem Titel ’Live At Manchester University’ erschien jedenfalls eine um vier Songs verkürzte Aufzeichnung dieser Show Ende der 1990er. Die Besetzung hat sich gegenüber ’801 Live’ beinahe komplett verändert. Einzig Bill MacCormick ist noch dabei. Dave Skinner, Simon Ainley und Paul Thompson (ROXY MUSIC) heissen die neuen Musiker. Als Gäste treten Andy Mackay (ROXY MUSIC), Lol Creme und Kevin Godley (beide ex-10CC) auf. Dem Publikum werden mit Flight 19, Listen Now, Law And Order, Que, City Of Light, Initial Speed und That Falling Feeling immerhin sieben der neun auf ‘Listen Now’ befindlichen Nummern geboten. Vervollständigt wird die Setlist durch die Standards T.N.K., Diamond Head, Miss Shapiro und You Really Got Me, sowie die beiden weiteren von Phil Manzanera verfassten Songs Out of The Blue und Remote Control. Die Leistungen aller acht Protagonisten sind, bis auf den nicht so tollen Gesang bei You Really Got Me, über jedweden Zweifel erhaben und werden der Komplexität des am besten mit Prog Rock und Psychedelic Rock zu beschreibenden Materials vollauf gerecht. Der Sound kann als gut bezeichnet werden. Die Konzertbesucher kommen hier recht gut zur Geltung und sorgen so in Verbindung mit den Ansagen und anderen Worten von Seiten der Band für echte Live-Atmosphäre.

Von ’Live @ Hull’ existiert bereits mindestens eine frühere Version aus dem Jahr 2001. Diese Aufzeichnung verewigt einen ebenfalls von der bereits erwähnten 1977er Gastspielreise stammenden Showcase, der in er Universität der Stadt Hull stattfand. Eddie Jobson (ex-CURVED AIR, ROXY MUSIC) sorgt mit seiner Präsenz für die einzige Neuerung auf der Personalliste. Das Programm ist nahezu mit dem aus Manchester identisch. Que fehlt, dafür sind Lagrima und Without Your Love neu im Set. Die von Phil Manzanera geführte Mannschaft macht einen mehr als tadellosen Job und liefert absolute Topqualität ab. Besser, d.h. mit mehr Hingabe, Können, aber auch Spontaneität und abwechslungsreicher kann man Prog Rock und Psychedelic Rock in Verbindung mit Jazz- und Punkelementen wohl kaum interpretieren. Zum absoluten Highlight des gesamten Auftritts gerät dabei das Instrumental Diamond Head. Der Gesang bei You Really Got Me ist erneut ein Schwachpunkt. Der Sound kann nicht immer überzeugen, da er stellenweise recht dumpf rüberkommt. Für echtes Konzertgefühl wird diesmal wieder durch das sich häufiger bemerkbar machende Auditorium und die mit diesem rege in Kontakt tretenden Musiker gesorgt. Danach war erst mal Schicht im Schacht und 801 Geschichte. Zumindest für etliche Jahre.

Phil Manzanera fühlt(e) sich schon Zeit seines Lebens mit Kuba, dem Land in dem er einen Teil seiner Kindheit verbrachte, und dessen Musik verbunden. Im Laufe der Zeit gab er dort immer wieder Konzerte zusammen mit führenden Musikern der Insel. 1999 bot sich schließlich die Chance kubanische Klänge im Rahmen eines Projektes im Vereinigten Königreich zu präsentieren. Er taufte es auf den Namen ’801 Latino’ und verfuhr nach dem gleichen Prinzip wie bei allen anderen Einspielungen unter dem Banner 801 über zwanzig Jahre zuvor. Stelle eine Band mit einem möglichst breiten musikalischen Spektrum für eine begrenzte Zeit zusammen, tritt mit ihr auf und lass die Aufnahmegeräte dabei mitlaufen. Bereits 2002 kam der Mitschnitt eines Gigs dieser Combo als ’801 Latino’ in die Läden. Es ist eine ganz besondere Freude diesem temperamentvollen, lebenslustigen, mitreißenden, elektrisierenden, hochenergetischen und zum Tanzen verführenden Konzentrat aus Klängen zu lauschen. Ganz gleich, ob Cha Cha Cha, Tango, Salsa, Rumba oder Jazz, Folklore oder Prog Rock, dem Sog dieser mit Inbrunst intonierten Lieder konnte sich bestimmt schon damals niemand entziehen. Bewundernswert ist, dass sie bis heute nichts von ihrer Anziehungs- und Ausdruckskraft eingebüßt haben. Die stimmlichen Leistungen in Verbindung mit dem virtuosen instrumentalen Können der Künstler wissen ohne Einschränkungen zu überzeugen. Leider fehlt der Aufzeichnung trotz des überaus positiven Gesamteindrucks die durchgehende Atmosphäre eines Konzerts. Die Besucher kommen insgesamt kaum zur Geltung und die Auftretenden scheinen sich allzu sehr auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Schade, denn da wäre stimmungsmäßig sicher noch mehr rauszuholen gewesen.

Der Klangpionier Phil Manzanera kann mit ’The 801 Series’ sicher all jene Musikfreunde überzeugen, die es am liebsten niveauvoll und gleichzeitig kurzweilig mögen. ’801 Live Collector’s Edition’, ’801 Manchester’, ’801 Live @ Hull’ und ’801 Latino’ zeigen unterschiedliche Facetten dieses extrem erfahrenen, virtuosen und experimentierfreudigen Gitarristen fernab von ROXY MUSIC. Auch wenn er sich hauptsächlich im Bereich ausgefeilter und durchdachter Kompositionen und Arrangements bewegt, beweist Mr. Manzanera nämlich mit den stellenweise witzigen Texten, so mancher Spaßeinlage und vor allem durch die Hommage an Kuba, dass ihm weder Lebenslust, noch Humor fremd sind.

Michael Koenig, 23.09.2009

 

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