Philip Sayce

Innerevolution

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 11.04.2010
Jahr: 2010
Stil: Blues Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Philip Sayce
Innerevolution, Provogue, 2010
Philip SayceGuitars, Vocals, Background Vocals
Ryan MacMillanDrums, Percussion
Joel GottschalkBass Guitar
Fred MandelPiano, B3, Wurlitzer, Synthesizers, Keyboards
Produziert von: Jay Ruston Länge: 46 Min 36 Sek Medium: CD
01. Changes07. My Pearl
02. Scars08. Tennessee Girl
03. Bitter Monday09. Are You Ready
04. Anymore10. Gimme Some More
05. Take you Away11. Little Miss America
06. Daydream Tonight

Wird da wieder eine neue "Blues-Sau" durchs Dorf getrieben? Hat man ja gerne, dass alle paar Jahre neue Heilsbringer des Blues-Rock hochgepriesen werden. Am liebsten junge, weiße Bürscherl. Wir erinnern uns noch knapp an Johnny Lang und sein Lie To Me, mehr ist mir - ungelogen - von dem nicht in Erinnerung geblieben. Klar, ein Joe Bonamassa hat's geschafft und gegen den darf man ja kaum das Wort erheben. Indes mir noch keine Scheibe von dem gefallen hat.
Vor einigen Jahren hat Todd Wolfe, oder meinetwegen auch nur Wolfe, auf sich aufmerksam gemacht. Zunächst lieferte die Frühbeschäftigung als Gitarrist bei Sheryl Crow die entsprechende Starthilfe und man erwartete schon Großes, aber nur gut Gitarrespielen und singen zu können reicht nicht unbedingt. Es braucht auch ein paar Songs die im Ohr bleiben. Die einen nicht nur im Konzert mitreißen, sondern die man sich auch zu Hause oder im Auto gern reinzieht.
Ähnlich wie Todd Wolfe, hat auch Philip Sayce einen gewissen "Anschub" erhalten. Zunächst zog ihn Jeff Healey an den Hosenträgern aus dem Hochschülerdasein und dann schnappte ihn sich Melissa Etheridge. Bis er dann schließlich flügge wurde. Der Kollege Ipach hat sich Philps Erstlingswerk vorgenommen und liefert da noch ein paar weitere Informationen. Unser Frankie ist allerdings da mit dem Songwriting auch nicht durchgehend zufrieden gewesen und da wollen wir doch mal sehen, wie das auf dem neuen Album von Herrn Sayce aussieht.

Dieweil ich nicht so sicher war, was mich erwartet, brauch ich doch einen Moment, bis ich mich von der Blues-Erwartung auf den doch recht straighten Rock umgestellt habe. Changes geht gleich voll zu Sache. Zwar sitzt nicht mehr Mellencamps Haus- und Hof-Drummer Kenny Aronoff an der Schießbude, aber die Drums kommen trotzdem ungeheuer wuchtig und treiben die Band so richtig an. Fred Mandel unterlegt das mit effektiven Orgelsounds, aber die - zeitweise zweistimmigen - Gitarren stehen natürlich ganz weit im Vordergrund. Auch fällt mir gleich die kraftvolle Stimme von Philip Sayce äußerst positiv auf. Der könnte durchaus auch ohne Sechssaitige einen guten Eindruck hinterlassen.
Mich mit Kravitzschen funky Sounds, wie in Scars zu beglücken, fällt im Allgemeinen schwer, aber tatsächlich gefällt mir der Song richtig gut. Das liegt an den druckvollen Gitarren, an dem kernigen Gesang und - nicht zuletzt - an einem ins Ohr gehenden Refrain. Es ist halt manchmal nicht so verkehrt, einen renommierten Songschreiber wie Richard Marx für ein paar Stücke hinzuzunehmen. So auch beim folgenden Bitter Monday, welches zwar etwas effekthascherisch mit stampfenden Drums und einer hymnischen Gitarrenmelodie beginnt, aber letztlich doch so gut rockt, dass man bald im Rhythmus mitnickt und die Hüften kommen auch bald in Bewegung. Ein paar effektive Breaks und Soli helfen die Spannung oben zu halten und den Song zu einem Anspieltipp und Konzertfavoriten zu machen.
Da kommt das poppigere Anymore bestens dahinter und ich sage euch, für AEROSMITH wäre das ein weiterer Big-Ballad-Hit. Besser angesiedelt ist die Nummer allerdings in der Rick Springfield-Ecke. Ein toller, ohrwurmverdächtiger, Song, mit erneut hervorragender Gesangsleistung!
Damit aber nicht zuviel Pop-Verdacht aufkommt, geht’s im folgenden Take You Away deutlich heftiger zur Sache. Fast pompös türmen sich, fast metallisch harte, Gitarren und Keyboards übereinander und Sayce schreit aus vollem Halse, als sollte der Hardrock der 70er beschworen werden. Dazwischen blitzen wieselflinke Gitarrenläufe auf, dass man hinter fast ungläubig den Kopf schüttelt: Was war denn das?
Eine so tolle, angeraute, Stimme eignet sich natürlich bestens für eine Piano-Ballade und ich schwör euch, Daydream Tonight wird euch bald nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ob's euch passt oder nicht. Und das liegt in erster Linie diesem Gesang. Allein um die wäre es schade, wenn der Junge so einfach wieder in der Versenkung verschwinden würde.

Etwas erdiger (und langsamer), könnte man sich My Pearl durchaus auch im Repertoire der BLACK CROWES vorstellen. Leicht unheilvoll kündigt sich das Tennessee Girl an und Philip singt mit schon fast ekstatisch rauer Stimme diesen groovig-funkigen Rocksong.
Eingängiger ist da schon Are You Ready. Hat auch wieder einen poppigeren Charakter, aber verhindert die Radiotauglichkeit mit einigen härteren Klängen und Soli. So ergeht es auch , welches wieder den Lenny-Faktor in sich trägt, aber irgendwo etwas zu wild ist und für mich etwas zu einfach strukturiert dahinfegt.
Auch die Schlussnummer, Little Miss America, ist für mich jetzt nicht der Überbringer, obwohl die Fingerfertigkeitsdemonstration schon nicht übel ist und man sich gar zu einem längeren, ja, bluesigen, Jam hinlässt.
Trotzdem dürften puristische Blues-Liebhaber eher die Finger von dieser Scheibe lassen. Wer allerdings nicht ganz so engmaschig denkt, der bekommt hier einige richtig tolle Songs, eine ganz hervorragende Stimme und was der Junge an der Gitarre bietet, ist so abwechslungsreich wie gekonnt. Da sollte man, bei entsprechender Neigung, ruhig mal reinhören und ich könnte mir vorstellen, dass es auf den anstehenden Konzerten doch noch eine Ecke (Blues-) rockiger zugeht. So sollten Sie heute klingen, Herr Lang! Na, vielleicht tut er's ja.

Epi Schmidt, 09.04.2010

 

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